Heidelßerger Wochenblatter.
X«. 114. Mittwoch, den 12. Iuni 1839.
Greigntsse.
Karlsruhe, 7. Zuni. 20. öffentlicbe Sitzung
der 2. Sammer, unter dem Vorfftze deS erßen Vize-
präKdenten Duttlinger. Auf der RegierungSbank:
GtaatSminister Frhr- v. Blitterödorff und die Mt-
nisterialprästdenten Zolly und NebeniuS. — Der
Sbg. Sander bestieg dte Rednerbuhne und begrün.
dete seine angekündigte Motion / daS großh. StaatS.
ministerium der Entscheidung der Kompetenzkonflikte
zn entheben, und dieselbe einer eigenen, auS Ge-
richtS - und VertvalrungS - Beamten brstehcnden
Kommisston zu übertragen ; die Motion wurde durch
die Abg. v. Rotteck, Knapp, v. Jtzstein, Wclcker
and Rtndeschwender unterstützt, und deren Drnck
und Verweisung an die Adtheilungen einstimmig be-
schloffen. Auf die Bemerkung v. RotteckS, daß der
Abg. Sander den Vortrag abgelesen, anstatt frei
gehalten habe, ward durch den Prästdenten auf die
GeschäftSordnung hingewiesen, damit nicht darauS
etneresmaUexempUwürde. — Die TageSordnung
führte auf Berichtrrstattnng des Abg Gchaaff über
den Gesetzentwurf, die Veaufstchttgung der Fahr-
nißverstcherung gegen FeurrSgefahr detr° Der An-
trag gebt auf Annahme mit einigen Nenderungen.
Die DiSkusston führte auf den bereitS gedruckten
Bericht deS Abg. Zenlner über die Bitte der ehe-
maligen Landvogtei Orrenau, ihre Forderung von
62,000 fl. au die LmorlisationSkaffe, und ihre
Beiziehung zu alrbadischen KriegSkosten bctr. Der
Antrag geht dahin: die Kommisstsn spreche ibre
Anstchr auS: »Die vormalige Landtvogtei Ortenau
babe das gegründere Recht, zu verlangen, daß dre
bshe StaatSregierung untrr Zucücknahrne deS jüng°
sten abweislichen SraatSministerialbeschluffrS rnt'
weder logleich oder nach einer veuerlichen Revt'ston
dte Verfügung aufhebe, welche die BeitragSpfl'chk
deS vormaltgen SteuerbezirkS Ortenau zu den Ko-
sten der altbadischen Etavpenstatlonen Rastatt re. rc.
auSsprechen ; daß ste ferner vie Zahlung der m Frage
stehendrn 62,000 fl. nebst Zinsen, — abzüglich ves
BetreffniffeS der drm Amte Bühl zugerheilten Ge-
meinden, sofern dtese wirklich, wie in eiaem Erlaß
dcS Kinzigkreisdirectoriums zu Offenburg verstcherr
wird, ihre Etnwilligung zu dieser Art drr Zahlung
gegeben haben — auS der Amorrifationskasse an v«e
berechtigten Gerichte und Gemejnden, nun an den
in ihre Nechte etngelretenen Sleuerbezirk Ortenau,
anordne. Jhre Kommission ist weirer der Anstcür,
daß zugleich die Dcrbindltchkeir der unberechriglen
Empfängcr zum Rückersatzr an dte AmortisationS.
kasse auSzusprechen sey. Und m diescm Sinne stelle
die Kommisston den Antrag, die Petition mit nach-
drücklicher Empfehlung an daS hohe Staatsministe.
rium zu überwetsen. ^ Rach einiger Diskusston
wurde dcr Antrag der Kommisston auf Verwcisung
an daS Staalsministcririm mtt nachdrücklickcr Em-
pfehlung mit großer Mehrheit angenommen und die
Sitzung geschlossen.
Marburg, 3. Juni. Dte Zahl der auf der
hiesigen Universttät Studirenden beträgt im gegen-
wärrigen Halbjahre 270, worunter 22L Znländer
und 45 AuSländer.
Göttrngen, i. Junt. Nach dem heute hier
auSgegebenen Personalbestand der Georg - AugustS-
Universttät beträgt die Zahl der gegcnwärtig hier
Studirenden 66 'i. Dagegen bekrug am 2-j. Novem»
ber 1837 dte Gesammkzahl der Studtrenden 909, und
zwar an LandeSkindern 322, an AuSländern 387.
Wenn daher gegcnwärtig 184 Ausländcr und 106
Jnlä'nder, also im Garzen 290 Ausländer weniger
immatrikulirt stnd, als vor dem Ereigniß vom 17.
Dez. 1837 , so mag man allein den pekuniären
Verlust der Stadt jährlich auf.90 bis 100,000 Tblr.
ünschlagen (dabei iß den Stndirenden em Wechsel
von nur 300 Tblrn. jäbrlich gerechnet.)
PariS, 6. Junt. Jn der heutigen Sitzung der
Abgeorduetenkammer verlaS Hr. Tracy ftinrn An-
trag auf Abschaffung der Sklaverei in den Kolonien..
Hr. CbapuyS Montlaville verlas sofort ftinen An«
trag auf Verfttzung der sterbljchen Ueberreste der
ZuliuSmärtyrer unter die Juliuösäule auf dem Ba.
sttlleplatze. Zum Zwcckc dcr Dollendung dieser
Gäule verlangte ber Mtrnster der vffentlichen Arbet.
ten tzletch nachher cinen Kreditvon 250,000 Fr.
Der KriegSminister, General Schneider, lcgte zwei
Gesetzesentwürfe vor: 1) übrr den Generalstab
der Armee, 2) über ctnen Krcdit von 416,000 Fr.
zur Vermehrung dcr Munizipalgarde von PariS.
Schließlich entwickrlte Hr. Gaugier setnen jrtztzum
neunten Male vorgebracbte Antrag, daß der Gehalr
dcr Beamten, weiche Abgeordnete ftyen, während
der Dauer der Sitzungen njcht auSbezahlr wcrdcn
solle. Hr. Vivien dekämpfte den Antrag. Die
Kammer bcschloß aber mir ctner schwachen Mehr-
heit, denselbrn in Erwägung zu zteden.
Türket. Der östr. Beobachter meldct: Rach
Berichten auö Konstantinopel vem 22. Mai war
dcr zur ttatersuchung dcö Zustandeö der großberrli-
chen Arme« uach Asten adgeschrckte Tajjar Pascha
nach der Hauptstadt zurückgrkehrt. Er hatre, wie
verlautete, Rachrtchren mttgrbracht, welche dtc
X«. 114. Mittwoch, den 12. Iuni 1839.
Greigntsse.
Karlsruhe, 7. Zuni. 20. öffentlicbe Sitzung
der 2. Sammer, unter dem Vorfftze deS erßen Vize-
präKdenten Duttlinger. Auf der RegierungSbank:
GtaatSminister Frhr- v. Blitterödorff und die Mt-
nisterialprästdenten Zolly und NebeniuS. — Der
Sbg. Sander bestieg dte Rednerbuhne und begrün.
dete seine angekündigte Motion / daS großh. StaatS.
ministerium der Entscheidung der Kompetenzkonflikte
zn entheben, und dieselbe einer eigenen, auS Ge-
richtS - und VertvalrungS - Beamten brstehcnden
Kommisston zu übertragen ; die Motion wurde durch
die Abg. v. Rotteck, Knapp, v. Jtzstein, Wclcker
and Rtndeschwender unterstützt, und deren Drnck
und Verweisung an die Adtheilungen einstimmig be-
schloffen. Auf die Bemerkung v. RotteckS, daß der
Abg. Sander den Vortrag abgelesen, anstatt frei
gehalten habe, ward durch den Prästdenten auf die
GeschäftSordnung hingewiesen, damit nicht darauS
etneresmaUexempUwürde. — Die TageSordnung
führte auf Berichtrrstattnng des Abg Gchaaff über
den Gesetzentwurf, die Veaufstchttgung der Fahr-
nißverstcherung gegen FeurrSgefahr detr° Der An-
trag gebt auf Annahme mit einigen Nenderungen.
Die DiSkusston führte auf den bereitS gedruckten
Bericht deS Abg. Zenlner über die Bitte der ehe-
maligen Landvogtei Orrenau, ihre Forderung von
62,000 fl. au die LmorlisationSkaffe, und ihre
Beiziehung zu alrbadischen KriegSkosten bctr. Der
Antrag geht dahin: die Kommisstsn spreche ibre
Anstchr auS: »Die vormalige Landtvogtei Ortenau
babe das gegründere Recht, zu verlangen, daß dre
bshe StaatSregierung untrr Zucücknahrne deS jüng°
sten abweislichen SraatSministerialbeschluffrS rnt'
weder logleich oder nach einer veuerlichen Revt'ston
dte Verfügung aufhebe, welche die BeitragSpfl'chk
deS vormaltgen SteuerbezirkS Ortenau zu den Ko-
sten der altbadischen Etavpenstatlonen Rastatt re. rc.
auSsprechen ; daß ste ferner vie Zahlung der m Frage
stehendrn 62,000 fl. nebst Zinsen, — abzüglich ves
BetreffniffeS der drm Amte Bühl zugerheilten Ge-
meinden, sofern dtese wirklich, wie in eiaem Erlaß
dcS Kinzigkreisdirectoriums zu Offenburg verstcherr
wird, ihre Etnwilligung zu dieser Art drr Zahlung
gegeben haben — auS der Amorrifationskasse an v«e
berechtigten Gerichte und Gemejnden, nun an den
in ihre Nechte etngelretenen Sleuerbezirk Ortenau,
anordne. Jhre Kommission ist weirer der Anstcür,
daß zugleich die Dcrbindltchkeir der unberechriglen
Empfängcr zum Rückersatzr an dte AmortisationS.
kasse auSzusprechen sey. Und m diescm Sinne stelle
die Kommisston den Antrag, die Petition mit nach-
drücklicher Empfehlung an daS hohe Staatsministe.
rium zu überwetsen. ^ Rach einiger Diskusston
wurde dcr Antrag der Kommisston auf Verwcisung
an daS Staalsministcririm mtt nachdrücklickcr Em-
pfehlung mit großer Mehrheit angenommen und die
Sitzung geschlossen.
Marburg, 3. Juni. Dte Zahl der auf der
hiesigen Universttät Studirenden beträgt im gegen-
wärrigen Halbjahre 270, worunter 22L Znländer
und 45 AuSländer.
Göttrngen, i. Junt. Nach dem heute hier
auSgegebenen Personalbestand der Georg - AugustS-
Universttät beträgt die Zahl der gegcnwärtig hier
Studirenden 66 'i. Dagegen bekrug am 2-j. Novem»
ber 1837 dte Gesammkzahl der Studtrenden 909, und
zwar an LandeSkindern 322, an AuSländern 387.
Wenn daher gegcnwärtig 184 Ausländcr und 106
Jnlä'nder, also im Garzen 290 Ausländer weniger
immatrikulirt stnd, als vor dem Ereigniß vom 17.
Dez. 1837 , so mag man allein den pekuniären
Verlust der Stadt jährlich auf.90 bis 100,000 Tblr.
ünschlagen (dabei iß den Stndirenden em Wechsel
von nur 300 Tblrn. jäbrlich gerechnet.)
PariS, 6. Junt. Jn der heutigen Sitzung der
Abgeorduetenkammer verlaS Hr. Tracy ftinrn An-
trag auf Abschaffung der Sklaverei in den Kolonien..
Hr. CbapuyS Montlaville verlas sofort ftinen An«
trag auf Verfttzung der sterbljchen Ueberreste der
ZuliuSmärtyrer unter die Juliuösäule auf dem Ba.
sttlleplatze. Zum Zwcckc dcr Dollendung dieser
Gäule verlangte ber Mtrnster der vffentlichen Arbet.
ten tzletch nachher cinen Kreditvon 250,000 Fr.
Der KriegSminister, General Schneider, lcgte zwei
Gesetzesentwürfe vor: 1) übrr den Generalstab
der Armee, 2) über ctnen Krcdit von 416,000 Fr.
zur Vermehrung dcr Munizipalgarde von PariS.
Schließlich entwickrlte Hr. Gaugier setnen jrtztzum
neunten Male vorgebracbte Antrag, daß der Gehalr
dcr Beamten, weiche Abgeordnete ftyen, während
der Dauer der Sitzungen njcht auSbezahlr wcrdcn
solle. Hr. Vivien dekämpfte den Antrag. Die
Kammer bcschloß aber mir ctner schwachen Mehr-
heit, denselbrn in Erwägung zu zteden.
Türket. Der östr. Beobachter meldct: Rach
Berichten auö Konstantinopel vem 22. Mai war
dcr zur ttatersuchung dcö Zustandeö der großberrli-
chen Arme« uach Asten adgeschrckte Tajjar Pascha
nach der Hauptstadt zurückgrkehrt. Er hatre, wie
verlautete, Rachrtchren mttgrbracht, welche dtc