Hcidelbcrger Wochcnblättcr.
. 117. Montag, dcn 29. Iuli 183S.
Ereignisse.
Hannover, 18. Iuli. Als vorgestern Abend
die t)annoversche Zcitung die Proklamation brachte,
wclche dic Suspension des Stadtdirektors Rumann
versügt, mochtc man ungesehliche Demonstraiioncn
zu Gnnsten Rumanns erwarrer daben. Die Pa-
trouillcn waren in der Nacht vom 16. aus den 17.
verdoppelr, und scwohl dcr Kabinetsmimster v.
Schcie, alö der Kabinersratl) v. Lütken, sollcn
die ganze Nachr hindurch Gcndarmcn im Hause ge-
yabr lmben. ES blieb jedoch Alles ruyig, obgleich
die Ausrcgung der Bürgerschaft sichtbar gesticgen
war. Gestern Morgen nun trat schon srühe das
BürgcrvorstehercoNegium zusammen und beschlos;
eine Adreffe an Se. M., um Aurücknahme dcr
verfügten Maßrcgeln, namentlich wcgen der einft-
weiligen Lcitung dcr Gcschasre dcs Sradtdireklors
durch einen Fremden. Es war'nämlich auf gcstcrn
Morgen um 10 Uhr auf Bcfchl bcs Landdrosten
eine Magiftratßsitzung'angesetzt worden, in welchcr
der Dberaintniann Hagemann (aus dem benach-
barten Amre Wennigscn) als intcrimistischer Stadt-
dircktor eingeführt werdcn sollte. Es hatte sich
auf das Gcrücht davon die gcsammte Bürgcrschaft
auf dem Narhüause vcrsammclt und über die zu
ergreifendcn Maßregelu berathschlagr; man war
auch Dahin einig gcworden, daß man sich auf keine
Weise, im Widerspruch mit den verfaffungsmäßi-
gen Nechten der Sradr einen Fremden als, wenn
auch nur inlcrimistischcn, Magistratschcf wolle vor-
setzen lassen. Als nun dcr Landdrost mit dem Obcr-
amrmann Hagemann im Sitzungssal des Atagi-
strats erschien und dcm Magistrat den Obcramt-
mann als einstweiligcn Ches des Magistrars vor-
stellre, crhob sich zuerst der Stadrrichrer Oeltzen,
protestirte in scincm, des Magistrats und der Bür-
gerschaft Namcn auf das Enlschiedenste gegen einen
solchen, „dic Nechce der StaDt verletzendcn" Akr,
erklärre, denselben als null und nichtig ansehen zu
müffen und alle gesctzlichen Mittel ergrcifen zu
wollen, um sich einer solchen Maßrcgel zu crwehren.
Sämmrliche Mitglicder des Magistrats schloffen
sich diescr Prorcstation an. Während man darüber
noch verhandelte, sprengten die auf dem Rarhhause
versammrltenBürger die verschloffenen Thürcn des
Sitzpngssaals und stürmten herein, rufenD, daß
man..kcinen andern Stadtdirekror wolle. Der Ober-
amrmann Hagemann glaubre, daß einige ruhige
Worte die erhitzcen Gemüther besänftigen würden,
stieg auf cinen Stuhl und suchte sich Gchör zu vcr-
schaffen. Als die Bürger sciner abcr ansichtig wur-
den, riffen sie ihn vom Sruhle und schlcppren ilm
an ein Fenster, um ibn hinaus auf dcn Markt zu
werfen. Dies unsinnige verbrechcrische Vorhaben
würde, wie es schcint, ausgcführt worden scyn,
wenn nicht einigc Aiitglicder des Ntagistrars sich
dazwischen geworsen, dcn Oberamtmann Hage--
mann aus den Händen der Erhitzten befrrir, uud rl n
so wic Den bei dcr Sccne gegenwärtigcn Landdrosten
vom Nathhatts hinunrcr sicher in dercn Wolrnung
geleitet hätten. Se. M. der König, vvn dcm drin-
gcnden Wunsch der Bürgcrschasr untcrrichtct, lic-
ßen erklären, daß Sie um 12 Uhr eine Depmation
cntgegennehmcn werden. llm 11 Uhr schon war
der Sraatsrath eilig vcrsammelt worden. Nach
12 Uhr erschien daun auch d-ie Deputarion dcr Bür-
gerschast im Palast, an ihrer Spitzc der Hoffabri-
kant Hausmann; dic gesammte, auf dcm Rüth-
haus versammelt gewesene Bürgcrschasr, scchs- bis
achthunDert Bürger, begleitete dieselbe, «cinc sehr
große, Tauscnde betragcnde Mcnschenmaffe, zog
hinterher. (Nach dcr hamburger Börsenhallc stand
die ganze Bürgerschast in gedrängtcn Hausen, auch
die Bürgcrschützen, um zu zeigcn, daß sie die Ge-
sinnung dcr ubrigen Bürger tl>cilen und zwar in
Unisornr voran, aus der Leincstraße, dcm königl.
Palast gcgenübcr, lautlvs und jn größcer Ordnung.
Die Milüärwachen zogen mit klingendem Spiele
durch dicse Hausen.) Nur die Deputation ward
in den Palaft gelassen, die Uebrigcn warteten auf
der Straßeder Rückkehr derDeputation. Dieseward
vor Se. M- gelaffen, übergab dic Adreffe und
crklärte sich noch mündlich sehr cnergisch über
die in dem beliebten Bersahren liegende ,, Ver-
letzung der Rcchte dcr Stadt." Se. Maj. äufferte
sich sehr gnädig, daß einc solche Vcrletzung nicht in
Allerhöchstihrer A sicht gelcgcn, und erklärte, die
Einsetzung des Obcramtmanns Hagemann als einft-
weiligcn Magistratöchcs zurücknchmen zu wollen,
dic Geschäste drs Stadtdirektors sollten bis zur
Nückkchr dcs Stadrgerichcsdirektors Hciligcr dem
Shndikus Evers übcrtragen werden, den Se.M. übri-
gens sür die Ruhe der Scadt verantwortlich mach-
ten. Was dagegen den Stadtdirektor 9cumann
detreffe, so könntcn Se. M. keine anderen Schritte
gegen denselbcn crgreisen. Dic Deputation kehrtc
zurück, und mach ce dcr draußen versammelten 9Nenge
den Beschcid Sr. M. bekannt. Diese zog hieraiss
vor die Wohnung dcs Sladtdirektors Numann
. 117. Montag, dcn 29. Iuli 183S.
Ereignisse.
Hannover, 18. Iuli. Als vorgestern Abend
die t)annoversche Zcitung die Proklamation brachte,
wclche dic Suspension des Stadtdirektors Rumann
versügt, mochtc man ungesehliche Demonstraiioncn
zu Gnnsten Rumanns erwarrer daben. Die Pa-
trouillcn waren in der Nacht vom 16. aus den 17.
verdoppelr, und scwohl dcr Kabinetsmimster v.
Schcie, alö der Kabinersratl) v. Lütken, sollcn
die ganze Nachr hindurch Gcndarmcn im Hause ge-
yabr lmben. ES blieb jedoch Alles ruyig, obgleich
die Ausrcgung der Bürgerschaft sichtbar gesticgen
war. Gestern Morgen nun trat schon srühe das
BürgcrvorstehercoNegium zusammen und beschlos;
eine Adreffe an Se. M., um Aurücknahme dcr
verfügten Maßrcgeln, namentlich wcgen der einft-
weiligen Lcitung dcr Gcschasre dcs Sradtdireklors
durch einen Fremden. Es war'nämlich auf gcstcrn
Morgen um 10 Uhr auf Bcfchl bcs Landdrosten
eine Magiftratßsitzung'angesetzt worden, in welchcr
der Dberaintniann Hagemann (aus dem benach-
barten Amre Wennigscn) als intcrimistischer Stadt-
dircktor eingeführt werdcn sollte. Es hatte sich
auf das Gcrücht davon die gcsammte Bürgcrschaft
auf dem Narhüause vcrsammclt und über die zu
ergreifendcn Maßregelu berathschlagr; man war
auch Dahin einig gcworden, daß man sich auf keine
Weise, im Widerspruch mit den verfaffungsmäßi-
gen Nechten der Sradr einen Fremden als, wenn
auch nur inlcrimistischcn, Magistratschcf wolle vor-
setzen lassen. Als nun dcr Landdrost mit dem Obcr-
amrmann Hagemann im Sitzungssal des Atagi-
strats erschien und dcm Magistrat den Obcramt-
mann als einstweiligcn Ches des Magistrars vor-
stellre, crhob sich zuerst der Stadrrichrer Oeltzen,
protestirte in scincm, des Magistrats und der Bür-
gerschaft Namcn auf das Enlschiedenste gegen einen
solchen, „dic Nechce der StaDt verletzendcn" Akr,
erklärre, denselben als null und nichtig ansehen zu
müffen und alle gesctzlichen Mittel ergrcifen zu
wollen, um sich einer solchen Maßrcgel zu crwehren.
Sämmrliche Mitglicder des Magistrats schloffen
sich diescr Prorcstation an. Während man darüber
noch verhandelte, sprengten die auf dem Rarhhause
versammrltenBürger die verschloffenen Thürcn des
Sitzpngssaals und stürmten herein, rufenD, daß
man..kcinen andern Stadtdirekror wolle. Der Ober-
amrmann Hagemann glaubre, daß einige ruhige
Worte die erhitzcen Gemüther besänftigen würden,
stieg auf cinen Stuhl und suchte sich Gchör zu vcr-
schaffen. Als die Bürger sciner abcr ansichtig wur-
den, riffen sie ihn vom Sruhle und schlcppren ilm
an ein Fenster, um ibn hinaus auf dcn Markt zu
werfen. Dies unsinnige verbrechcrische Vorhaben
würde, wie es schcint, ausgcführt worden scyn,
wenn nicht einigc Aiitglicder des Ntagistrars sich
dazwischen geworsen, dcn Oberamtmann Hage--
mann aus den Händen der Erhitzten befrrir, uud rl n
so wic Den bei dcr Sccne gegenwärtigcn Landdrosten
vom Nathhatts hinunrcr sicher in dercn Wolrnung
geleitet hätten. Se. M. der König, vvn dcm drin-
gcnden Wunsch der Bürgcrschasr untcrrichtct, lic-
ßen erklären, daß Sie um 12 Uhr eine Depmation
cntgegennehmcn werden. llm 11 Uhr schon war
der Sraatsrath eilig vcrsammelt worden. Nach
12 Uhr erschien daun auch d-ie Deputarion dcr Bür-
gerschast im Palast, an ihrer Spitzc der Hoffabri-
kant Hausmann; dic gesammte, auf dcm Rüth-
haus versammelt gewesene Bürgcrschasr, scchs- bis
achthunDert Bürger, begleitete dieselbe, «cinc sehr
große, Tauscnde betragcnde Mcnschenmaffe, zog
hinterher. (Nach dcr hamburger Börsenhallc stand
die ganze Bürgerschast in gedrängtcn Hausen, auch
die Bürgcrschützen, um zu zeigcn, daß sie die Ge-
sinnung dcr ubrigen Bürger tl>cilen und zwar in
Unisornr voran, aus der Leincstraße, dcm königl.
Palast gcgenübcr, lautlvs und jn größcer Ordnung.
Die Milüärwachen zogen mit klingendem Spiele
durch dicse Hausen.) Nur die Deputation ward
in den Palaft gelassen, die Uebrigcn warteten auf
der Straßeder Rückkehr derDeputation. Dieseward
vor Se. M- gelaffen, übergab dic Adreffe und
crklärte sich noch mündlich sehr cnergisch über
die in dem beliebten Bersahren liegende ,, Ver-
letzung der Rcchte dcr Stadt." Se. Maj. äufferte
sich sehr gnädig, daß einc solche Vcrletzung nicht in
Allerhöchstihrer A sicht gelcgcn, und erklärte, die
Einsetzung des Obcramtmanns Hagemann als einft-
weiligcn Magistratöchcs zurücknchmen zu wollen,
dic Geschäste drs Stadtdirektors sollten bis zur
Nückkchr dcs Stadrgerichcsdirektors Hciligcr dem
Shndikus Evers übcrtragen werden, den Se.M. übri-
gens sür die Ruhe der Scadt verantwortlich mach-
ten. Was dagegen den Stadtdirektor 9cumann
detreffe, so könntcn Se. M. keine anderen Schritte
gegen denselbcn crgreisen. Dic Deputation kehrtc
zurück, und mach ce dcr draußen versammelten 9Nenge
den Beschcid Sr. M. bekannt. Diese zog hieraiss
vor die Wohnung dcs Sladtdirektors Numann