Heidelbcrger Wochenblätter.
Xo. 157. Montag, dtn 12. AUgust 1839.
Ereignisse
Karlsruhe, 29. Zuli. Diökussion deö Kom-
missionsberichtö deö Abgcordneten Aschbach über
die Motion deö Abgeordnelen v. Rotleck aus 21>ic-
derberstcllung cinigen Nechrözustaltdes in Sachcn
der Preffe; a!ö Nachrraa zu unserem Berichle über
die ü5. offenrliche Sitzung der H. Kammer. (Forls.)
v. Rorreck fährr forl: Aber noch mchr: tie babl>che
Negierung hat sogar die Strenge der Bultdeöbeschlussc
noch überboten, waö ein noch naher lregendcr Grund
der Bcschwcrde ist. Wer wird wohl sagen, dle
Bunoesbeschlüffe scyen zu liberal, sic gewährwn
zu viel? und gleichwohl sind die Bundesbcjchlüsse
an Slrenge noch überboren worden, d. h. in so
weit ihre Rechisgülligkeit ancrkannt werden kann.
Denn schon der Bericht deö Abg. Mittermaicr von
1833 hat die wohlbcgründete llntcrscherdung gemacht
zwischen den kolnpetenzmäßig und den jenseirö der
Granzen seiner Kompetenz crlasjencn Bcschluffe.
D.c ersten, also die allein sür rechtökräsrig anzuer-
kcnnenden, verlangen keine Censur sür drc blos die
innern Vcrhällmffe der cinzclnen Staaten bespre-
chenden Schrislen; auch wird darin nicht solche
Strcnge gebolcn, wie sie bei unö auögeübt wird.
Zu dicscn rrifngen Gründen der Beschwcrde kommt
abcr noch die Nichtersüllung der Lerbeißungen,
wclche die Rcgicrung unö wicderhott gegeben, abcr,
lcidcr l nicht eingehalten har. Schvn im Z. 1Ü53,
alL die Klagen uber die Zurücknahme deö Preßge-
setzeö zuin crsten Male laut wurden, crklätte die
Regierung, sie werde allc Milde rn der Censur cin-
trecen laffen, dic nach den Bundeöbeschlüffen nrög-
lrch scy, und sie werde überhaupt den mangelhast
geworvcnen ZustanL der Preffe thunlichst bald zu
heilen sich bemühen. Aber es gescyah biö heure
davon nichtö. Endlich hat die Kanrrner sich gegen
die Regierung noch darüber zu beschweren, daß sie die
oft wredcrholre einstimmige Bilre der Kammer nichr
beachtet, sondern lrotz derselbcn dre Censur fort-
daucrn gelaffen, ja noch härtergemacht har. R'tzrcreö
gcht uncer andern Larauö hervor, daß man dcn
Grundsatz ausstcllte, daß wenn ein Blart durch
eine Reihe von mißsäUigcn Aufsätzen Verdruß erregr
oder zu mehreren Censurstrrchen ^lnlaß gegeben,
man alödann die Strcnge der Censur noch steigere,
d. h. jctzr auch jencö streichen dürfe oder muffe, was
sonst den Srrich nichr verdicnl harre, darnii näm-
lich das in seiner ganzcn Richcung nichr gefallende
Blarc noihwendig dcö Todeö sterbe. Wohll wenn
daö Blatt der Nuhe odcr Würde dcs dculschen
Bundcö Einlrag ihut, dann mag man es ausheben
und unrcrdrücken; cine solche Umcrdrückung hat
sich der dculsche Bund auch schon selbst vorbehal,
ren; abcr cs seU nicht so durch einen Censor ledig-
lich auö Derdruß tvdt geschlagen werden dürfen.
Dtes ist gewiß cine unveranlwortlichc, daö Recht
vcrhöhncnde Handlung. Diese Beschwcrde nun,
welche ich vorgejchlagcn habe, wird der Rcgicrung
Rücksichten nötbiss rnachen; und ich giaube nichr,
daß auf cine andcre Weisc Ablmlfe zu erwarten
ist. Noch muß ich etwaö in Bezichung auf dcn
Kommljsionöbericht bemerkcn, nichr cigcntlich zur
Verücksichtigung, sondcrn nur um eincm Nlißver-
standniß vorzubeugen. Aus Seite 337 deö Berichrö
nämlich scheinr der Zusammcnhang nicht richtig zu
scyn. Eö schnnt alldcrt ariö derGcsckichröerzählung
unscrcr Preßiachc hervorzugcycn, alö sey dic
schärsuug dcr Cenjur namentlich durch daö Derbot
der Censurtücken, dann durch daö serncrc Verbot,
über landständische Sachen dcr Bundcöstaaten nichtö
Andcres zu truck.n, a!ö waö bcrcirö in dcn censir-
ten Blällern dcö betreffcndcn Landeö siä) bcfindet,
und cndlich durch daö scharfe Bcrbot sür dic Zei-
tungen, von polilischen Verhastungcn nichtö bekannt
zu machen; eö schcint — sagc ich — nach dem Zu-
sammcnbang'.' diescr Darstellung, alö scy allcö die-
seö iu ncucsicr Kcir gcschehcn Aber drc Wahrheir
isk, das; allcö schen vor dem Cmtritt dcs jctzigen
Präsidcnlen deö Ministeriums dcs Inncrn in die
Berwaltung gcschah. Cö sind Sachcn, worüber
ich in lncincr Motion von 1835, welchc freilich
auch nicht gcdruckt wcrden dnrste, schon auösühr-
lich und nachdrücklich gesprochen habc. Ich ende
hicr meinen Bvrlrag, um die Kammer nicht zu
crmüden und i eschränke mich darauf, den Antrag
der Kommijsion wiedcrholc zu untcrstützen und die
Kammer zu buten, ihn zu ihrem Beschluffe zu cr-
hebeu.
Staatsminifter v. Blittcrsdorff: Jch glaube, dcr
Nedner har aus das Bollständigfte beiviescn, daß
eine Berständigung mit ihm und mit der Kammer
über die Crlaffung eineö Preßgesctzes nicht möglich
seyn wird. Die Regierung hat allerdings im I.
1853 die NoN mendigkcir erkannt, den durch Auf-
hebung dcö Preßgesetzeö herbeigcsührten Znstand
zu revidiren, sie hat deßhalb auch die Crlaffung
eineö neuen provisonschen Preßgcsetzeö zugesichert';
sie mußrc aber bald zu der Uederzeugung gclangen,
daß eö unmöglich seyn werde, unter Beachmng
Xo. 157. Montag, dtn 12. AUgust 1839.
Ereignisse
Karlsruhe, 29. Zuli. Diökussion deö Kom-
missionsberichtö deö Abgcordneten Aschbach über
die Motion deö Abgeordnelen v. Rotleck aus 21>ic-
derberstcllung cinigen Nechrözustaltdes in Sachcn
der Preffe; a!ö Nachrraa zu unserem Berichle über
die ü5. offenrliche Sitzung der H. Kammer. (Forls.)
v. Rorreck fährr forl: Aber noch mchr: tie babl>che
Negierung hat sogar die Strenge der Bultdeöbeschlussc
noch überboten, waö ein noch naher lregendcr Grund
der Bcschwcrde ist. Wer wird wohl sagen, dle
Bunoesbeschlüffe scyen zu liberal, sic gewährwn
zu viel? und gleichwohl sind die Bundesbcjchlüsse
an Slrenge noch überboren worden, d. h. in so
weit ihre Rechisgülligkeit ancrkannt werden kann.
Denn schon der Bericht deö Abg. Mittermaicr von
1833 hat die wohlbcgründete llntcrscherdung gemacht
zwischen den kolnpetenzmäßig und den jenseirö der
Granzen seiner Kompetenz crlasjencn Bcschluffe.
D.c ersten, also die allein sür rechtökräsrig anzuer-
kcnnenden, verlangen keine Censur sür drc blos die
innern Vcrhällmffe der cinzclnen Staaten bespre-
chenden Schrislen; auch wird darin nicht solche
Strcnge gebolcn, wie sie bei unö auögeübt wird.
Zu dicscn rrifngen Gründen der Beschwcrde kommt
abcr noch die Nichtersüllung der Lerbeißungen,
wclche die Rcgicrung unö wicderhott gegeben, abcr,
lcidcr l nicht eingehalten har. Schvn im Z. 1Ü53,
alL die Klagen uber die Zurücknahme deö Preßge-
setzeö zuin crsten Male laut wurden, crklätte die
Regierung, sie werde allc Milde rn der Censur cin-
trecen laffen, dic nach den Bundeöbeschlüffen nrög-
lrch scy, und sie werde überhaupt den mangelhast
geworvcnen ZustanL der Preffe thunlichst bald zu
heilen sich bemühen. Aber es gescyah biö heure
davon nichtö. Endlich hat die Kanrrner sich gegen
die Regierung noch darüber zu beschweren, daß sie die
oft wredcrholre einstimmige Bilre der Kammer nichr
beachtet, sondern lrotz derselbcn dre Censur fort-
daucrn gelaffen, ja noch härtergemacht har. R'tzrcreö
gcht uncer andern Larauö hervor, daß man dcn
Grundsatz ausstcllte, daß wenn ein Blart durch
eine Reihe von mißsäUigcn Aufsätzen Verdruß erregr
oder zu mehreren Censurstrrchen ^lnlaß gegeben,
man alödann die Strcnge der Censur noch steigere,
d. h. jctzr auch jencö streichen dürfe oder muffe, was
sonst den Srrich nichr verdicnl harre, darnii näm-
lich das in seiner ganzcn Richcung nichr gefallende
Blarc noihwendig dcö Todeö sterbe. Wohll wenn
daö Blatt der Nuhe odcr Würde dcs dculschen
Bundcö Einlrag ihut, dann mag man es ausheben
und unrcrdrücken; cine solche Umcrdrückung hat
sich der dculsche Bund auch schon selbst vorbehal,
ren; abcr cs seU nicht so durch einen Censor ledig-
lich auö Derdruß tvdt geschlagen werden dürfen.
Dtes ist gewiß cine unveranlwortlichc, daö Recht
vcrhöhncnde Handlung. Diese Beschwcrde nun,
welche ich vorgejchlagcn habe, wird der Rcgicrung
Rücksichten nötbiss rnachen; und ich giaube nichr,
daß auf cine andcre Weisc Ablmlfe zu erwarten
ist. Noch muß ich etwaö in Bezichung auf dcn
Kommljsionöbericht bemerkcn, nichr cigcntlich zur
Verücksichtigung, sondcrn nur um eincm Nlißver-
standniß vorzubeugen. Aus Seite 337 deö Berichrö
nämlich scheinr der Zusammcnhang nicht richtig zu
scyn. Eö schnnt alldcrt ariö derGcsckichröerzählung
unscrcr Preßiachc hervorzugcycn, alö sey dic
schärsuug dcr Cenjur namentlich durch daö Derbot
der Censurtücken, dann durch daö serncrc Verbot,
über landständische Sachen dcr Bundcöstaaten nichtö
Andcres zu truck.n, a!ö waö bcrcirö in dcn censir-
ten Blällern dcö betreffcndcn Landeö siä) bcfindet,
und cndlich durch daö scharfe Bcrbot sür dic Zei-
tungen, von polilischen Verhastungcn nichtö bekannt
zu machen; eö schcint — sagc ich — nach dem Zu-
sammcnbang'.' diescr Darstellung, alö scy allcö die-
seö iu ncucsicr Kcir gcschehcn Aber drc Wahrheir
isk, das; allcö schen vor dem Cmtritt dcs jctzigen
Präsidcnlen deö Ministeriums dcs Inncrn in die
Berwaltung gcschah. Cö sind Sachcn, worüber
ich in lncincr Motion von 1835, welchc freilich
auch nicht gcdruckt wcrden dnrste, schon auösühr-
lich und nachdrücklich gesprochen habc. Ich ende
hicr meinen Bvrlrag, um die Kammer nicht zu
crmüden und i eschränke mich darauf, den Antrag
der Kommijsion wiedcrholc zu untcrstützen und die
Kammer zu buten, ihn zu ihrem Beschluffe zu cr-
hebeu.
Staatsminifter v. Blittcrsdorff: Jch glaube, dcr
Nedner har aus das Bollständigfte beiviescn, daß
eine Berständigung mit ihm und mit der Kammer
über die Crlaffung eineö Preßgesctzes nicht möglich
seyn wird. Die Regierung hat allerdings im I.
1853 die NoN mendigkcir erkannt, den durch Auf-
hebung dcö Preßgesetzeö herbeigcsührten Znstand
zu revidiren, sie hat deßhalb auch die Crlaffung
eineö neuen provisonschen Preßgcsetzeö zugesichert';
sie mußrc aber bald zu der Uederzeugung gclangen,
daß eö unmöglich seyn werde, unter Beachmng