Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0645
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Hcidelbcrger Wochcnblättcr.

Mittwoch, den 14. August 1839.

>0. 159.

Ereignisse.

Karlsruye, 29. Zuli. Divkussion des Kom«
missionsberichrs des Abgeordnetcn Aschbach übcr
die Motion des Abgeordncten v. Nolleck auf Wio
deryerstcllung cinigen Rechközustandeö in Sachen
der Prtffe; alö Nachtrag zu unserem Berichte übcr
Lie ül.. öffentliche Sitzung der II. Kammer. (Forls.)

Trefurt fäyrt forr: Zugcgeben musi werdcn, daß
übcr die Aüölegung der buudeöverfaffungömäszigen
Bestimmungcn hinsichtlich der Preßfrciyeit die An-
sichten der y. Bundesvcrsammlung von dcn unseri-
gen seyr verschieden sind; eden so wenig kann ge-
läugnec werden, daß zur autyentischen Auölegung
nur die Bundesvcrfammlung kompcrent i>t; allein
wer wollte darum bezweifetn, daß die y. Bundes-
versaminlung unserer Ansicht von dcr Sache zu-
gänglich scyn könne, wciln sie allenfallö die allein
richtige seyn und solchcö mit vernünftigen Gründen
darzulyun unö gelingen sollte? Abgeseyen aber auch
von der dlosen Äüölegung der jetzr besteyenden Bun-
dcögesctzgebung, so kann solche zwar nichl von uns,
woyl aber von dcr y. Bundeövcrsammlung selbst
gcander« werdcn, und cö wäre cbenfallö cin übcrall
unstatryafrer Angriff gegcn die Weisycir und Ge-
wiffcnyaftigkcit dcr Stimmfüyrcr jenes erlauchten
5vollegiumö, wcnn mai: bestreit-m wollre, daß sie
ciue den Forderungen für vernünfcige Preßfreiyeit
günstigc Aenderung dann würde eintretcn laffen,
wcnn eö unö geimgcn sollte, dafür unwiderlegbare
Gründe anzufüyren. Und wenn auch die y. Bun-
deöversammlung von dcm, waö in dicsein Saale
gesprochenwird, unmiitelbarkeineKenntnißnimmt,
so fprechen wlr doch zu unsercr Rcgierung, welche,
so gut wie jede andere dem Bunde cinverleibte,
das Recht der Jnitiative Yat, und gewiß davon
Gebrauch machen wird, wenn iyre Weiöyeir und
Gcrechrigkeit daö Gewicht unserer Gründe anzu-
erkennen genötyigl ist. Wir bewegen unö also
vollständig inneryald unsercr Kompetenz, wcnn
wir eö vcrsuchen, unscre Ncgicrung von der Ge-
rechtigkeit und Gewäyrbarkeit unserer Forderung
zu überzeugen und ste uni die Dorlage eineö dcn
Zuftand der Preffe verbesscrnden Gcsetzes bilken.
Ein Eingriff in die unamastbaren Nechte deö Bun-
des kann darin nicht gestmden wcrden, daß diese
Bitte «ndirekr daö Ansinnen entyält cinc im Wcge
der Auslcgung oder neuen Diöposition zu bewir-
kende Aenderung der Bundeögesetzgebung zu veran-
laffen, denn eö versteyt sich doch woyl von selbft^

daß wir nicht daran denken, zu crwarten, daß
unsere Regierung solcheö anders a!s aus versassungs-
mäßigem Wege nmn werde. Die von dcr Kom-
mission vorgcschlagenc Dorstellung um Vorlage
eiueö Gcsetzcö, denn nur alö diese, und nichl als
Beschwerde im Sinne teö H. 67 der Vcrfaffungs-'
urkundc kann ich fie crkennen, ist also, schon von
dicsem Gesichlöpunktc auö betrackret, nichtö wcniger
alö eine Ueberschrcitung dcr Zuständigkeit ciner
Deputirtenkammer: sie ist eö aber auch ferncr auö
dem Grunde nickl, weil selbst dann, waun eine
günstige Aenderuna der Bundcögcsctzgcbung uner-
reickbar, und dcßbalb die Lorlage cmcs Gesctzes über
Prcßsreiyeir unmöglich scyn sollte, dennoch eine we-
semliche Verbeffcrung dcr Censur unabweiöbar noty-
wcndig ift, weil auch dicse, wie der Abg. Bckk
auögefüyrl yat, im Mege der Gesctzgcbung vorzu-
neymen seyn dürste, und also allcrmmdestcnö in
dieser Bczietzung die - ilte um die Gesehvorlage
hinreichcnd begründct wäre. v. Itzstcin: Zwar yat
der Abg^ v. Rorrcck schon sclbst geanrwortct auf
die Acufferungen dcö Mimsterö dcr auöwärtigcn
Angclcgenyeiren. Sie sind indeffcn von solcher
Wichtigkeit gcwesen, daß ich cö sür Pflicht halte,
dcmsclben «wchmaks eincn Widcrspruch entgcgcn
zu yalicn. Er yar zugcgtben, waö aktcnmäßig ist,
und waö dic Rcgicrung im Zahr 1333 erklart yat:
sie yaite für noryig, durch em provisorischcö Gesetz
einstweilen, und diö die Kammcr wicder zusam-
mcn kowme, denr Uebel zu bcgegncn, wclcheö durch
iyre eigene Schuld, nämlich durch dre einseitige Zu-
rückuayme dcö Preßaesetzcö, cmstanden ist. Und
wirklich! sie konnre damals nicht wcniger thun, sic
war cö der Sache, sie war eö sich seldst und iyrer
Srellung dem Volke gegcnüber schuldig, nachdcm
die Kannner aus Liebe zum Friedcn mrr Uingeyung
weitcrcr, iyr vcrfaffungsmäßig zustel^nder Schritte
sich nur auf den Auöspruch beschränkl yakte: sie
yaltc die Zurücknayme deö. Preßgesetzeö für eine
Verletzung deö Nechlö deö Dolkeö ünd der Derfas-
sung! Warum yat aber die Negierung, iyrem Ver-
sprcchen zuwider, diescö provisorische Gcsetz nicht
vorgelegt, nackdem sie dvch selbst cin solcheö für
norywendig zur Herftcllung der Ordnm.g und zur
Bescirigungallcr Willtüyraucrkannthattc? Waruin
muß man ycute yier von der Minrsterbank die son-
dcrbare Antworrauf diese Frage dayin erfayrcn, weil
der Herr Miiuster dcö Auöwärtigen glaubr, oder
weil damals der Minister glaubtc, eö könne nickt ein
Gesetz mil der Kammcr und iyrenAnsichten zuSrande
 
Annotationen