Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0669
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Hcidclbcrgcr Wochcnblättcr.

Xo. 165. Freitag. den 23. August 1833.

E r e i g n i ss e.

Karlsrude, 2y. Iuli. Diökussion des Kom-
missionsbcrichcs dcö Abgeordnetcn Asckbach über
die Monon des Abgeordneten v. Notteck aus Wie-
derkerstellung einiclen Nechrszustalideö in Sachen
der Preffe; als Nachtraa zu uoserem Berichte übcr
die ü5. offenlliche Silvunti der II Kammer. (Forts.)

Zenlner sälwrsorr: Die Negicrungekommission
I)ar dort weiter erklärt: „Es bleibe, (weil am dort-
maligen Landlage Abhülse nicht mehr starksinden
konntc) nichls anders übrig, als, in der gerechten
Ueberzeugung, daß ctwas geschelien müffe, um
den Zustand der Preffe zu vcrbessern, durch ein
proaisorisches Gesetz zu helsen, daS elwa zwischen
dem jetzigcn und dem nächsten Landtage cinzutre-
ten härre, wozu die Regierung allerdings geneigt
sey, und bei deffen Erlaffung sie gerne die von der
Kammer geäufferten Wünsche nach Möglickkcir be-
nützen werde." Das Gcsetz ist abcr nicht erschie-
uen. Der Abg. Bekk hat schon angcdeutet, in
welche schlimme Lage unser Preßgesetz durch die
Ordonnanz vom 23. Zuli 1832 gekommen ist. Jch
will inir erlauben, noch einige Belege, die sich mir
zunächst und vorzüglich von dem Slandpunkte des
anwendenden Nichrers darboien, sür diese Ansicht
zu geben, um damir daS drückende Mangelhaste
deä jehigen Zustandes noch anschaulicher zu machen.
Ein Mißstand ist die Kuniulation der Censur mit
dem Slrasgesetz: das Eine sollte daö Andere aus-
schlicßen; es ist aber nichr so. Zemanden, dcm
ein Arlikel censirr worden ist, wird I)inlerl)cr noch
der Prozeß gemacht; nachdem die Zensur von einer
Behörde ausgcübr und dannr dem Aussatze von
einer Sraalsbehe'rde die Sanklion ertheilr, er gut-
gelieißen ist, wird dcr Lersaffer odcr Redakceur
hinrendrein vor Gericht gczogen und je nach den
U-nständen geslcafr. Es ist nichr zu verkennen,
daß das cin schlimmcr Zustand ist. Entwcder
müssen wir kosequent ein Nepressivgesetz l^aben und
kcine Censur, oder eine Eensur und kein Ncpressiv-
gesetz. Ein anderer Ncißstand lügr darin, daß in
dern Preßgesetz von i831 der H. unverändert
stel)en blieb, des Znhalrs, daß über Preßvergehen
die Hofgerichte in vollcr Versammlung erkennen.
Gegcnwärtig, bei der strengen Ausübung der Een-
sur zumal, kommen nur noch Lappalien vor Ge-
richt; und doch müffen, auffcr dcm Sraatsanwalr,
neun Richter zu Gericht sitzen, um solchc Kleinigkci-
ren zu enlscheiden, während bis zu zchn Zahren
Zuchthaus von dem einsachen Senat crkannt wird.

Einc solckc Form mag wohl gut gewesen seyn bei
dem Bcstand des Preßgesctzeö, hat aber ictzt
allen Werth verloren und dient nur dazu, den Rich-
rern il)re kostbare Zeit zu rauben. Lon einem
Zeirraum von 2 Zahren ist mir zum Beispicl vom
Hosgericht zu Mannheim cineelende Hundegeschichte
als cine der wichtigsten Preßsachen bekannt gewor-
den. Es hak nämlich ein Handlungskommis einen
Hund mir sich lausen laffen mid nachher bei sich
behalten. Einige andcre Kommis sahen dies nichr
gcrne und ließcn es in die Zcitung cinrückcn, mit
cmer Bemerkung, wonach sic die Handlung als
nichr mit den Begrjffen des Eigenrhums vercinbar-
lich crkiärren, was dann cinen weiljchichtigen und
kostspieligen Prozeß veranlaßte. Wenn dieseö von
zwei Zahren eine der wichligsten Preßsachen war,
so wird man sich einen Begriff macken kcnncn von
der Wichligkeit der dermaügen Preßprozcffe über-
haupt. Nun ist zwar von dem Hcrrn Präsidenten
des AÜnisteriums des Znnern crklärt wordcn, daß
man eme Censurordnung gcben wolle; darin licgt
nun zwar das wiederholre Anerkenntniß der Noth-
wendigkeir eincr Aendernng, welches im Zahr 1633
von der Regicrungskoinmiision in die Protocolle
niedergclegt worden ist; allcin ich kann daS nicht
sür den rechten Weg halten, ich halte es sogar für
unzu'aisig; eS sind Gesetze, welche geändert werden
müffen, und wenn eine Censurordnung gegcben
wird, so wird man doch nicht wieder das Alte
wickerholen, man wird ändern wollen, nun ist
aber klar, daß Gesetzc nichr im Wege dcr Vcrord-
nung abgeändert wcrden können. Zch sehe auch
nichr ein, warum nichr eben sowohl im Wege des
Gesetzes das 9lölhige sol! geschehen können, als im
Wege der Vcrordnungen. Die Sache, warum eö
sich handelr, ist wichrig genug, daß man durch ein
Gesetz und nickr blos durch Verordnungcn bestimme.
Dcr Äbg. Lckk hat Andeutuugen, die ich im We-
senrlichen thcile, übcr die Art und Weise gemacht,
wie durch das ncue Gesttz sür dic Beseitigung der
Censtirwillkühr etwa gesorgr werden könne. Daß
man alle Mißstände bcseingen könne, wie die Abg.
Nierk und Sander verlangen, glaube ich freilich
auch nichr; cs handelr sich bci solchen Dingen im-
mer um das Mehr oder Wenigcr, im Westntlichcn
würdc doch geholsen werden, wenn auch nichr in
Allem. Man würde doch zu allgemeinen Vorschris-
ten kommen. Zch halre l)ierin allgemeine Vorschris-
ten für so wesentlich, daß ich zuletzt und im allcr-
schlimmsten Fall selbst sagen würde, auch bloße
Verordnungen erscheinen mir noch als eine Wohl-
 
Annotationen