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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0785
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Hktdclbcrgcr Wochcnblättcr.

X«. 194. Mittwoch, den 2. October 183S.

Ereignisse.

Heidelberg, 28« Sept. Die luesige, auf
den 7. — 9 Oct. angesetzte Versammlung der
Freunde des Wein- und Obstbaues ist bekannt-
lich dadurch veranlaßt worden, daß die allgemeine
Versammlung der Land- und Forstwirche sür
dieses Iahr in eine Gegend verlegt wurde (nach
Potsdam), die von den Hauptsitzen des deutschen
Weinbaus zu weit entfeint ist. Um die hiesige
Ausammenkunft sür die beiden genannten Fächer
so nützlich als möglich zu machen, hat man eine
Sammlung von Trauben- und Obstsorten ver-
anstaltet, die im Museumsgebaude aufgestellt,
und von 2 Abtheilungen der Anwesenden ge-
mustert werdcn wird. Außer dem anziehendcn
Anblick, welchen sie zu gcwähren verspricht, wird
sie während ihrer, der Natur dcs Gegenstandes
zufolge nur kurzen Dauer unter den Augen prü-
fender Kenncr wesentlich dazu beitragen, daß die
zahlreichcn Varietätcn vollständiger aufgezeichnet,
systematischer geordnec, und die Provinzialnamen,
die eine Hauptursache der Derwirrung sind, ge-
uauer bestimint, endlich auch die vorzüglicheren
Sortcn entschiedener hcrvorgchoben werden. Fünf
Obstsammlungcn, aus dcr hiesigen Gegend bis
Mvsbach, sind schon eingetroffen, acht andere sind
angekündigt und noch mehrere werden crwartet.
Traubensammlungen sind aus dem Rheingau, aus
der bayerischcn Pfalz, aus Würtemberg und von
der Bergstraße zugesagt; nimmt man hierzu die
Erzeugniffe dcr hiesigen und der Weinheimer, dcm
Frhrn. v. Babo zugehörigen Rebsammlung, die
gegen 850 geordnete Varietäten in sich schließen,
so kann man gcwiß seyn, einen sehr reichhaltigen
Vorrath beisainen zu findcn. Auch einc Weinmu-
sterung ist beabsichtigt, bei welcher die cingehenden
Proben nach Bezirken geordnet, die vorzüglicheren
jeder Gegend durch cinen bestellten Ausschuß aus-
gezcichnct, und sodann wieder unter sich verglichcn
werden. Diesem Geschäft wird sich eine besondere
(dritte) Sektion der Versammlung widmen, und
hoffentlich werden aus dcm ganzen R 'ein-, Main-,
Neckar- und Bodenseegebiete die desten Weine zu
dieser Musterung cingeschickt werden, wie dies z. B.
schon aus den herzogl. nassauischen Kellern im
Rheingau versprochen worden ist. Die Zusammen-
kunft beginnt am 7. Oktober, Morgcns 8 Uhr,
wo die Präsidenten und Sekretäre gewählt, die
drei Seklionen gebildet, deren Vorstände ernannt
und die nöthigen allgemeinen Verabredungen ge-
troffen werden. Um 10 Uhr wird das JahresfesL

der hiesigen Abtheilung des landwirthschaftlichen
Dereinö mit der Vertheilung von Preisen im gro-
ßen Hörsale der Universität scinen Anfang nehmen.
Dic versammelten Gäste erhalten hierdurch Gele-
genhcit, das, was diese Abtheilung beharrlich und
anspruchlos für die verschiedenen Zweige dcr Land-
wirthschaft zu wirken sucht und was sie schon in
ihrem Bczirke gewirkt hat, anschaulich kennen zu
lernen: zugleich gibt aber die Anwesenheit der Frem-
den diesem Feste, welchcs schon jährlich viele Zu-
schauer herbeizieht, cine größere Zierde. Das Mit-
tagsmahl wird täglich im großen Museumssaale
eingenommen. Die schon jctzt eingegangenen Mel-
dungen geben die Aussicht, daß der Verein aus
vielen und darunter auch ausgezeichneten Kenncrn
und Freunden des Fachcs zusammengesetzt seyn
werde. Beispielsweise können unter den angemel-
detcn Fremden genannt werden: Gen. Lieutenant
v. Nöder, aus Ludwigsburg; Präsidcnt v. Nitter
und Sradtdirektor Kratz, aus Nüdcöheim; Frhr.
v. Hügel, aus Würtemberg; Hofrath v. Gock und
Hofdomänenrath Ergenzinger, aus Stuttgart:
Nath und Oberkellermeister Köpp, aus Bieberich;
Srallmeister Wöhler, aus Frankfurt a. M. Wir
zwcifeln nicht, daß auch die allgcMeinen Sitzun-
gen, in denen Vorträge und Verhandlungen über
Gegenstände des Wein- und Obstbaus ihre Stelle
finden sollen, viel Lehrreiches und Anregendes
Larbieten werden.

Paris, den 26. Sept. Don Carlos traf erst
am 22. zu Bourges ein. Es hatte sich eine große
Menschcnmenge versammelt, um ihn zu sehen;
ihre Neugierde wurde jedoch getäuscht, da die
Wagen verschloffen warcn und schnell dahin fuhren.
Eilie Abthcilung Artillerie u. Gendarmerie empfing
sie am Thore.

K 0 nstantin 0 pel, 12. Sept. Der von seiner
Sendung nach London zurückgekommene Minister
der auswärugen Angelegcnheiten, Reschid Pascha,
bildet nun mic Chosrew und Halil Pascha ein Trium»
virat, von dem man die besten Früchte crwarten zu
können glaubt. Es herrschte in der letzten Zcit
einige Spannung zwischen dcm Großwessier Chosrew
und dem Seriasker Halil Pascha in Folge von Zn-
triguen, in die sich letzterer gegen Chosrew einge-
laffcn haben soll. Alle Mißverständniffe scheinen
indeß gehoben und die drei Paschaö sind in eine Art
Allianz mit einander getreten, der sie unverbrüchlich
treu zu blciben gelobren. Dieß wäre nun ohne
Aweifel ein antirussischer Vorgang, denn das rus-
sische Princip, das Choörew Pascha, wie behaup-
tet wird, vertritt, würde durch Neschid Pascha^
 
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