Hcidclbcrgcr Wochcnblättcr.
ko. 204. MitLwoch, den 16. October 1839.
E r eignisse.
Heidelberg, 10. Okt. Obgleich mehrere der
früher angemeldeten Gäste verhindert worden waren
sich bei der Versammlung der Wein-und Obstbau-
freunde einzufinden, so kann doch dieselbe sowohl
in Hinsicht aus ihre Zusammensetzung, als den
Bckrachc deffen , was durch sie gclcistet und angeregt
worden ist, als eine sehr wohlgelungene angesehen
wcrden. Die Zahl der Theilnehmer sticg über 80.
Der 2te Tag (8. Okt.) wurde ganz den Arbeiten
in dcn 3 Scktionen gewidmet. Gestcrn wurde von
10—1 Uhr die zwcire und letzte allgemeine Sitzung
unter dem Vorsitze des 2ten Präsidentcn , Hosdo-
mänenraths Ergenzinger, gehalten. Domänenrath
Knaus aus Amorbach fprach uber Feld-und Obst-
frevel, Medizinalaffessor Kölges aus Mainz über
die gewerbliche Wichtigkeit dcs Weinbaus rc., Frhr.
v. Babo über die Späclese. Dieser Vortrag erregte
allgemeines Jntereffe. Der Redner suchte zu zeigcn,
daß es fehlcrhaft sey, unbedingt das Spätlesen
für das bcste zu halten, und daß der gute Erfolg
dieses VerfahrenS in Ungarn und im Nheingau
auf dem günstigcn Klima bcidcr Ländcr beruhe,
während in den näber an den Alpcn liegenden, dcm
Nebcl und Negen mehr ausgesetzten Gegenden schon
andere Negeln befolgt werden müßten. Für jede
Ncbsortc gibt cs ein gewiffes Maximum des Zucker-
gehalres. Zst dics einmal crreicht, so wird durch
das längcre Aufschieben der Lese zwar bei günstiger
Witterung eine weitere Verdichtung des Saftes,
aber kcine Vermehrung des Zuckergehaltcs bewirkt,
und bei einfallendem Rcgen nimmt derselbe (relativ)
wieder ab, wobei eö bemerkenswcrth ist, daß z.
V. Traminer und Elbing um 10 Proz. des Ge-
wichts durch den Ncgen zunehmen könncn, Rics-
ling, Ortlieber, Silvaner rc. nur 3 — 5 Proz.
Der Sprecher räth den Versuch, die Trauben nach
erreichter Zuckerrcife abzunchmen und auf Hürden in
einem dem Luftzuge ausgesetzten Naume (Speicher
rc.) 8 - iü Tage liegen zu laffen. Dieser Vor-
schlag veranlaßte eine Diskussion^ bei der unter
arideren Gutsbesitzer Schattemann von Landau
starr der Hürden senkrcchte Stangen mit Oucer-
stäben und Drathen empfahl. Mehr re Anwcsen-
de machten sich anheischig, diesen Dcrsuch anzu-
stellen. Garrcninspektor Metzgcr berichtete über die
Arbeücn der Obstbauseklion. Es sind bO Scndun-
gen von Obstsorten eingetroffcn. Bei der Reich-
haltigkeit dcs Dorrathes war cs unmöglich, die
Sichtung dcffelben schon jetzt zu vollenden; indeß
habcn die Anwesenden schon 70 Aepfel» nnd 50
Birnsorten beftimmt und die Provinzialnamen der,
felben aufgezeichnet, und die Untersuchung deö
Uebcrrestes soll eifrig fortgesctzt werden. Es läßt
sich annchmen , daß aus ihr ein guter Grund zur
Kenntniß der Obstsorten hervorgehen werte. Der
Berichtcrstatter enrwickelte zugleich seine Ansichten
der zu.befolgenden Regeln: man soll Wirthschasts-
obst wAches in jeder Gegend gedeihen kann, von
feineren und dcn feinstcn Tafelobstsorten sorgfältig
unterscheidcn, und, statt immer neue Sorten vom
Auslande-zu holen, lieber die cinheimischcn, die
schon allen Bcdürfniffcn zu cntsprechcn vermögen,
aufjuchen und zweckmäßig benutzen. (Schl. f.)
Berlin, 7. Qkt. Heute Nacht ist der Erzbi-
schof v. Dunin bercits unter polizeilicher Bedcckung
hier vorbeipassirt, um sich nach der Festung Colberg
zu begeben.
Bayonne, den Oktober. Zn den baskischen
Provinzen steht die Ansicbt fcst, daß ohne dieFue-
ros die Pacifikation wicder zcrfallen muß. Chri-
stinos und Carlisten sind hierüber einig: in den Stra-
ßen Bilbaos sicht man sehr viele Milicianos, die
auf ihrem Hute die Znschrift tragen: b'ueros netos
(die reinen, ungeändertcn Fueros). Zabala u. Araa
haben den Vertrag von Vergara angenommcn.
— ES geh: das Gerücht, Maroto sey zum General-
kammandanten dcr baskischen Provinzcn ernannk.
Paris, ii. Oct. Telcgraphische Meldung.
Bayonne, 10. Ocr. Der französische Gesandte
an den Minister dcs AuSwärtigen. Die Frage
der Fueros ist so ebcn von den CortcS einhellig
dahin enlschieden wordcn: H. i. Es werden die
Fueros dcc baskifchen Provinzen und Navarraö
bestätigt. §. 2. Die Negicrung wird, sobold sie kann,
den Eortes, nach vorgängiger Einvernchmung der
baskischen Landschoften und Navarras, einen Ge-
setzentwurf in Bezug auf die Modifikation der Fue-
ros vorlegen, wobei das Znccreffe der gcdachten
Landschaften mit dcn« der Nalion und der Ver-
faffung der Monarchie in Einklang gebrachr wird.
Die Ncgierung ist ermächtigt, die sich etwa erhe-
dendcn Schwierigkeiten provisorisch zu lösen, mit
der Auflage, den Cortes hiervon Rechenschaft
zu geben.
Madrid, dcn3.Okt. Zn der heutigen Sihung
dcr Abgeordnetenkammer wurde, da jetzt die er-
forderliche Anzahl von Mitgliedern versammeltist,
zur definitiven Präsidenren-Wahl geschritten. Der
bisherige provisorische Präsident, Calatrava, wurde
bestäligt. Nach der definüivcn Organisation deS
Bureaus wird sogleich das Gesetz über die Fueros
berathen werden.
ko. 204. MitLwoch, den 16. October 1839.
E r eignisse.
Heidelberg, 10. Okt. Obgleich mehrere der
früher angemeldeten Gäste verhindert worden waren
sich bei der Versammlung der Wein-und Obstbau-
freunde einzufinden, so kann doch dieselbe sowohl
in Hinsicht aus ihre Zusammensetzung, als den
Bckrachc deffen , was durch sie gclcistet und angeregt
worden ist, als eine sehr wohlgelungene angesehen
wcrden. Die Zahl der Theilnehmer sticg über 80.
Der 2te Tag (8. Okt.) wurde ganz den Arbeiten
in dcn 3 Scktionen gewidmet. Gestcrn wurde von
10—1 Uhr die zwcire und letzte allgemeine Sitzung
unter dem Vorsitze des 2ten Präsidentcn , Hosdo-
mänenraths Ergenzinger, gehalten. Domänenrath
Knaus aus Amorbach fprach uber Feld-und Obst-
frevel, Medizinalaffessor Kölges aus Mainz über
die gewerbliche Wichtigkeit dcs Weinbaus rc., Frhr.
v. Babo über die Späclese. Dieser Vortrag erregte
allgemeines Jntereffe. Der Redner suchte zu zeigcn,
daß es fehlcrhaft sey, unbedingt das Spätlesen
für das bcste zu halten, und daß der gute Erfolg
dieses VerfahrenS in Ungarn und im Nheingau
auf dem günstigcn Klima bcidcr Ländcr beruhe,
während in den näber an den Alpcn liegenden, dcm
Nebcl und Negen mehr ausgesetzten Gegenden schon
andere Negeln befolgt werden müßten. Für jede
Ncbsortc gibt cs ein gewiffes Maximum des Zucker-
gehalres. Zst dics einmal crreicht, so wird durch
das längcre Aufschieben der Lese zwar bei günstiger
Witterung eine weitere Verdichtung des Saftes,
aber kcine Vermehrung des Zuckergehaltcs bewirkt,
und bei einfallendem Rcgen nimmt derselbe (relativ)
wieder ab, wobei eö bemerkenswcrth ist, daß z.
V. Traminer und Elbing um 10 Proz. des Ge-
wichts durch den Ncgen zunehmen könncn, Rics-
ling, Ortlieber, Silvaner rc. nur 3 — 5 Proz.
Der Sprecher räth den Versuch, die Trauben nach
erreichter Zuckerrcife abzunchmen und auf Hürden in
einem dem Luftzuge ausgesetzten Naume (Speicher
rc.) 8 - iü Tage liegen zu laffen. Dieser Vor-
schlag veranlaßte eine Diskussion^ bei der unter
arideren Gutsbesitzer Schattemann von Landau
starr der Hürden senkrcchte Stangen mit Oucer-
stäben und Drathen empfahl. Mehr re Anwcsen-
de machten sich anheischig, diesen Dcrsuch anzu-
stellen. Garrcninspektor Metzgcr berichtete über die
Arbeücn der Obstbauseklion. Es sind bO Scndun-
gen von Obstsorten eingetroffcn. Bei der Reich-
haltigkeit dcs Dorrathes war cs unmöglich, die
Sichtung dcffelben schon jetzt zu vollenden; indeß
habcn die Anwesenden schon 70 Aepfel» nnd 50
Birnsorten beftimmt und die Provinzialnamen der,
felben aufgezeichnet, und die Untersuchung deö
Uebcrrestes soll eifrig fortgesctzt werden. Es läßt
sich annchmen , daß aus ihr ein guter Grund zur
Kenntniß der Obstsorten hervorgehen werte. Der
Berichtcrstatter enrwickelte zugleich seine Ansichten
der zu.befolgenden Regeln: man soll Wirthschasts-
obst wAches in jeder Gegend gedeihen kann, von
feineren und dcn feinstcn Tafelobstsorten sorgfältig
unterscheidcn, und, statt immer neue Sorten vom
Auslande-zu holen, lieber die cinheimischcn, die
schon allen Bcdürfniffcn zu cntsprechcn vermögen,
aufjuchen und zweckmäßig benutzen. (Schl. f.)
Berlin, 7. Qkt. Heute Nacht ist der Erzbi-
schof v. Dunin bercits unter polizeilicher Bedcckung
hier vorbeipassirt, um sich nach der Festung Colberg
zu begeben.
Bayonne, den Oktober. Zn den baskischen
Provinzen steht die Ansicbt fcst, daß ohne dieFue-
ros die Pacifikation wicder zcrfallen muß. Chri-
stinos und Carlisten sind hierüber einig: in den Stra-
ßen Bilbaos sicht man sehr viele Milicianos, die
auf ihrem Hute die Znschrift tragen: b'ueros netos
(die reinen, ungeändertcn Fueros). Zabala u. Araa
haben den Vertrag von Vergara angenommcn.
— ES geh: das Gerücht, Maroto sey zum General-
kammandanten dcr baskischen Provinzcn ernannk.
Paris, ii. Oct. Telcgraphische Meldung.
Bayonne, 10. Ocr. Der französische Gesandte
an den Minister dcs AuSwärtigen. Die Frage
der Fueros ist so ebcn von den CortcS einhellig
dahin enlschieden wordcn: H. i. Es werden die
Fueros dcc baskifchen Provinzen und Navarraö
bestätigt. §. 2. Die Negicrung wird, sobold sie kann,
den Eortes, nach vorgängiger Einvernchmung der
baskischen Landschoften und Navarras, einen Ge-
setzentwurf in Bezug auf die Modifikation der Fue-
ros vorlegen, wobei das Znccreffe der gcdachten
Landschaften mit dcn« der Nalion und der Ver-
faffung der Monarchie in Einklang gebrachr wird.
Die Ncgierung ist ermächtigt, die sich etwa erhe-
dendcn Schwierigkeiten provisorisch zu lösen, mit
der Auflage, den Cortes hiervon Rechenschaft
zu geben.
Madrid, dcn3.Okt. Zn der heutigen Sihung
dcr Abgeordnetenkammer wurde, da jetzt die er-
forderliche Anzahl von Mitgliedern versammeltist,
zur definitiven Präsidenren-Wahl geschritten. Der
bisherige provisorische Präsident, Calatrava, wurde
bestäligt. Nach der definüivcn Organisation deS
Bureaus wird sogleich das Gesetz über die Fueros
berathen werden.