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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0843

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Hcidclberger Wochrnblättcr.

Xo. S08. Dinstag, dcn 22. October 1839.

Ereignisse.

Berlin, den iü. Oktober. Die Beaufsichti-
gung des Erzbischofö v. Dunin in Kolberg ift der
Polizei-Bel)örde jener Stadt übertragcn und erfolgt
in der Art, wie dcr Erzdischof von Köln sie in
Mindcn erbielt, ohne daß Wachen seine Thüre
bcsctzt haltcn, Jn Begleitung eines Bcamtcn in
Civiltrachl ist es dem Erzbischof geftattet, in-
nerhalb der Stadt sich zu ergeden, doch wird dcr-
selbe wahrscheinlich eben so wcnig wie Hr. v.
Droste ohne Noch Gcbrauch davon machen. Das
frühere gerichtliche Urtheil gegen den Erzbischof ist
nicht wiedcr in Kraft gescht, sondern dcmselben
nur auf so langc cin Wohnort aufferhalb der Diö-
cese angewiescn wordcn, bis sich Mittel gefunden
stabcn , dic Ansichten der Kirche mit denen dcr welt-
lichen Machc zu vercinbaren. Ueber die Art der
Flucht des Erzbischoss ist hier und in Posen cine
Untersuchung eröffnet, die dcn Antheil herausstellen
wird, welchen ein Tl'eil des polnischen Adcls
sowohl, als dic katholische Propaganda an diesec
langst beschloffenen und wohl überlegten Untcrnch-
,nung hatten.

Nom 9Nain, iü. Okt. Viit Sichcrheit vcr-
nimrrir nran, daß in diesem Augenblick in Bcrlur
U:rterhandlungell über dcn Beitritt dcs neu kon-
stiniirtcn Großhcrzogthums Luxcmburg zu dem
großen deutschen Zollvcrcin angeknüpst sind. Es
soll anßer alieln Zweisel seyn, daß Luxcmburgö
Beirritt ersolgc und schon im Anfang des nächften
Iadres in das Leben trete.

London, den rü. Okt. Der Spcctator will
aus sichcrer Quellc wiffen, daß die Dermählung
der Königin mit dcrn Prinzen Albrccht von Sachsen«
Eoburg denr Parlament in sciner nachsten Sihung
(wahrschcinlich im Februar) solle angekündigt
wcrdcn.

Bayonne, 13. Okt. In den baskischen Provi.e-
zen wcrden die meistcn Ktöster gcschloffen und die
Mönche und stionnen ihrem Schicksale überlaffen.
— In Navarra wird die Entwaffnung rnit größ-
ter Strenge vollzogen; selbst die Iagdgewchre sin»
dcn keine Gnade.

Koustantinopel, 2. Okt. Die großc Neuig-
kcit des Tagcs ist, daß nach den jüngsten Berich»
ccn aus Alexandrien vom 21. Sepl. der Dizekönig
von Acgyplen in Mitte seiner ricsenhaftcn Plane
vom Schlage gerührt wurde. Seil Eingang dieser
Nachricht ist dcr Divan Tag und Nacht in Perma-
ncuz, und in Pera gibt cs sreundlichc Gesichter,
weil die Hoffnung stcigr, daß dcr Fricde in Folge
dieses Ereigniffcs bald hergeftcllt seyn dürstc. —

Den neucsten Nachrichten aus dcm Lager Ibra- '
him Paschas vonr 22. Sept. zusolgc hatte derselbe
cine wciterc Bewegung gemacht, und seine Trup-
pcn waren über Orfa und Marasch vorgerückt.
Allcm cs scheint, daß cr die Nachrichr von dem be-
oenklichen Krankheitsanfalle seines Daters noch
nicht hatle oder daß er dcnselbcn nicht sür ernstlich
hält. — Die vercinigtc französsich-englische Flottt
war am 30. Scpt. noch immer in der Bcsika-Bay.

— Aus den Provinzen nichls Neues. In Klein-
asien ist der Austand sebr trübe, allein in dcn euro-
päischen Provinzcn hcrrscht noch Nuhe. Hier herrscht
cbcnsalls Nuhc, und aller Blicke sind nach Alcxan-
drien gcrichtet. Solltc Mehcmed Ali sterbcn, so
dürste die unvcrmcidliche Rückkchr seines Sohncs
nach Alexandrien dic Herstcllung dcs Fricdcns er-
leichtern. — In Pera glaubt man, daß Mchcmed
Ali schwerlich mit dcm Leben davon kommcn
wcrde« — Chosrcw Pascha scheint Sicger in dcm
Kampf zu blciben.

Stuttgart Die Seit naht hcran, wo die
Frostnachtschmctterlinge dic Bäume bcsteigcn, um
ihre Eicr an die Knospen zu legen; dahcr wiederholt - ^
ein Mittel gegcn sic cmpfohlen wird. Man nchme
starkes Poprcr, schncidc es scchs bis acht Zoll breit
und macke um jcdcn Baum, wo er am glattcsten
ist, cin Band von diescm Papicr bescstige cs mit
ciner Schnur und mache obcn anf dem Papicr eincn
3 bis ü Zoll breitcn Streis mit Wagcnschmiere und
wiederhole es bis Mitte odcr Ende Novembcr, so
ost cs nöthig wird (nämlich so oft das alte allzu
trocken geworden ist), und man wird bald sür Mühe
und Kosten lünlänglich belohnt seyn, denn wenn
die Frostnachrschmetterlinge einmol ihrcn Zug, um
Eier zu lcgen, bcginnen , so werdcn dicsc Pcchgürtel
bald voll Inscl tcn und Niillionen von Eiern hängen.
Einscnder diescS hat bci scincr 2jährigcn Probe
dieses Mittcl probat gefunden, und bchauptct,
daß cs radikal gegcn diesen Feind dcr Obstbäume
wirktc, wcnn cs allgcmcin angewcndet würde. Ein
Landwirtl) von Nottwcil rieth unlängst auch das
ilebcrstrcichcn der Bäume mit einer Salbe von h,
Kalk, hz Kül^düngcr und ^/z Lehm als cin Mittcl
an; ob es aber wirksam genug ist, dic Froftnacht-
schmetterlinge vom Ausstcigen abzuhalten, weiß ich
nicht. Solcher Anstrich ist ader jedensalls den Bäu-
mcn von großem Nutzcn, sic bekommcn eine ganz
reine Rindc, und das in den Nitzcn sitzcnde Unge-
ziefer wird dadurck gelödtct; jcdensalls aber ijt der
Pechgürtcl als Vertilgungsmittel des Frostnacht-
schmetterlings dem letztcrcn vorzuzichcn, weil dadurck
dic Schmettertinge mit dcn Eicrn gcfangen werdcn.
 
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