Hcidclbergcr Wochenblättcr.
--- ... -.. ... . ....
wo. 209. Mittwoch. den 23. October 1839.
Ereignisse.
Hannover, i6. Okt. Die Kommisskon ist
mir dem Bcrfafsungsemwurf fcrng, und die auß-
wärrigen Niitglieder dcrselden werden noch in dicscr
Woche Hannover verlafsen. Es würde dieses fchcn
früyer gescheden seyn, wenn nicht der Präsident der
Kommission, .Hr. gch.Kabinelsratt) v. Falke, den Kö-
nig nach Blankcnburg deglcitet gebabt däkle und von
dahcr erst gestern zurückgekehrt wärc. AuS der gestern
in der hannovcrschen Zeitung entbaltenen Bekannt-
machung deS Kal inetöministers v. Schele über die
an Sc. Maj. gerichtetcn Pctitionen wegen Auflö-
sung der gcgenwäriigen Skändevcrsammlung , wo-
vou eine Abfchrifr an dcn tüesigcn Magistrat alö
Antwort auf die von ihm übcrreichte Pelition ge-
kommen ijt, ersiebt man, daß die Frage: ob man
auflöfen, odcr die vertagtcn Stände einberufen
wcrde, noch offen ist. Wirklich sollen ouch die
Ansichten der Mitgliedcr des Kabinetö über dicse
Frage sehr getheilt seyn. Eö hieß sogar, Hr. v.
Schele sey zur Auflösung gcneigt g^vesen; man will
abcr wifsen, Hofrath ScrmeS (Mitglied der Kom-
milsion) habe davon abgerathcn.
Oön abr ück, dcn io. Okr. Man mag auch
sagen, was man will, cv sind hicr gcgen 100
Slcucrvei weigerungen vorgcfallen und auch Pfän-
der gczogeu worden , indesien bls jctzt nicht vcrkauft
wcil der Landdrost nichr habcn wollre, daß in dcn
Anzeigen gedruckr wcrden sollte: „ steuerscitig auf.
gezogene Pfändcr." Der Bcrsuch wurde zweimal
gemachr, allein der Landdroft strich eö jcdesmal.
Nun hat man eigcne Aettel drucken lasien, auf
denen mit großen Leuern die Worre stchen: Steu-
erseitig aufgezo^cne Pfänder, daS Uedrige ist gc-
schrieben. Diese Zettcl sind an allen Ccken ange-
schlagen. Würden kcinc Pfändcr gezogen, so kä-
ltien noch weir webr Steucrverweigerungen vor.
Unsere Stadr wird sich dcn Anordnungen der Ne-
gierung so leicht und bald noch nicht fügcn. Man
muß nur den Geist kennen, der hicr untcr dcr
Mchrzabl hcrrscht.
Alexandrien, 26. Sept. Der Vizekönig
Mchemed Ati hat sich gestern nach dem Gartenhause
seincs SchwiegcrsohncS Moharrcm Bey begebcn
und ist heute aus dem Mahmudiekanal nach dcm
'Nil gesegclt. Er ist von feincr letztcn Krankhcrr
»viedcr gänzlich hergcstellt, und seine Rcise die nur
10 Tage dauern soll, hat wahrscheinlich nur Luft»
veränderung zum Zwecke. Nach andern Angaben
will er blos dem unabläfsigen Zureden und Drän-
gen der Fremdcn Konfuln in ihn, den großen Mäch-
len und der Pfortc doch endlich nachzugeben, aus-
weichen. So vicl obschlägige Antworten er auch
auf die Neklamationen wcgen der türkischen Flotte
auf daS Entfchiedenste gegebcn hat, fo sehr man
endlich überzeugt seyn kann, daß er nicht eher nach-
gibt, alS bis er daS crhält, waö er schvn vor Mo-
naten verlangte, so kommen die Diplomaten doch
täglich auf dieselbc Sache zurück, um sich dieselbe
Antwort geben zu laffen. Dcm Kommandanten
ciner cnglifchcn Korvelre, der dem Pascha mit der
Zntervention dcr europäischcn Mächte drohte und
ihn auf die vereinigre fral'zösifch-cnglifchc Fiottc
auflnerksam mackte, antworlete er in einer Audicnz
am 19., daß wcnn nur drei Linienschisie sich in den
Gewäsicrn Alcxandricns sehen licßcn cr unfehlbar
scinem Sohn den Bcfehl zum Borrücken gcben
würde, und waS dann gcschehe, möge man selbst
ermessen; übrigenS gebe er keinen Nagrl heraus, es
müßte itzm denn das bcwilligt wcrdcn, was er
mit Rccht vcrlongen könne. Gestern Abcnd kam
es zu einer andern Erörtcrung über denselben Gc-
genstand, und cS ging so weit, daß, wie nian ver-
sichcrt, dcr Pajcha im heftigstcn Zorn ein mit dem
Dampffchiff angckommcncö Notifikationsschreiben,
daS ihni von cincm dcr Konsuln übergcbcn war,
zcrriß. — Dic Geldnoth ist noch immcr sehr groß,
die Kaffcn der Rcgicrung sind leer, obglcich beinahc
alle Angcstcllren übcr vierzchn Monate mit ihrem
Sold im Rückstand sind. Die türkifchc Flotte mit
ihren 25,000 Mann ist in diefcr Beziehung keine
kleine Lost für den Pascha. Glücklicherwcise hat
ihm eine reiche Gctreidrcrnte eriaubt, bcdentende
Dcrkäufc zu dewerkstckligen, cr zählt auch auf cine
ergicbige Reiöernlc, um Ccld zu machcn. Leider
bringen abcr viclc dieser Lerkäufe kein daareS Gcld
cin, sondern diencn nur dazu, diejcnigcn, dic
Gcld vorgeschosicn haben, zu bcfricdigen. Die
nieistcn haben Angst vor dem bevorstehenden Sturm
und nchmen AlleS, roav il'ncn BoahoS Bey an
Zahlungsstatt anbsttet..— Dic östreichifche Kricgö-
korveitc Cäfarca ist gcstcrn von hier nach Syra
nnd Alhen abaegangen; wcnige Augenblicke zuvor
wurdcn zwei O-ffizicre dcrfelben von arabischen
Soldaten ernsthafr belcidigi; da die Corvckle ihre
Abreise nicht auffchieben kvrmtc, fo übcrließ man
es dem Conful Gcnuglhuung zu verlanaen. ES
ift zu wünfchcn, daß Hr. Laurin diese Sachc nicht,
wie gcwöhnlich, fcincn Dolmctfchern übertasie,
fondern sich derselben selbft annehme, denn die
ägyptischen Soldaten werden täglich überniüthiger,
und nichts scheint ihnen angcnehmer, alö Europäer
durchprügeln zu können, da sie kcine Furcht vor
der Strafe haben.__
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wo. 209. Mittwoch. den 23. October 1839.
Ereignisse.
Hannover, i6. Okt. Die Kommisskon ist
mir dem Bcrfafsungsemwurf fcrng, und die auß-
wärrigen Niitglieder dcrselden werden noch in dicscr
Woche Hannover verlafsen. Es würde dieses fchcn
früyer gescheden seyn, wenn nicht der Präsident der
Kommission, .Hr. gch.Kabinelsratt) v. Falke, den Kö-
nig nach Blankcnburg deglcitet gebabt däkle und von
dahcr erst gestern zurückgekehrt wärc. AuS der gestern
in der hannovcrschen Zeitung entbaltenen Bekannt-
machung deS Kal inetöministers v. Schele über die
an Sc. Maj. gerichtetcn Pctitionen wegen Auflö-
sung der gcgenwäriigen Skändevcrsammlung , wo-
vou eine Abfchrifr an dcn tüesigcn Magistrat alö
Antwort auf die von ihm übcrreichte Pelition ge-
kommen ijt, ersiebt man, daß die Frage: ob man
auflöfen, odcr die vertagtcn Stände einberufen
wcrde, noch offen ist. Wirklich sollen ouch die
Ansichten der Mitgliedcr des Kabinetö über dicse
Frage sehr getheilt seyn. Eö hieß sogar, Hr. v.
Schele sey zur Auflösung gcneigt g^vesen; man will
abcr wifsen, Hofrath ScrmeS (Mitglied der Kom-
milsion) habe davon abgerathcn.
Oön abr ück, dcn io. Okr. Man mag auch
sagen, was man will, cv sind hicr gcgen 100
Slcucrvei weigerungen vorgcfallen und auch Pfän-
der gczogeu worden , indesien bls jctzt nicht vcrkauft
wcil der Landdrost nichr habcn wollre, daß in dcn
Anzeigen gedruckr wcrden sollte: „ steuerscitig auf.
gezogene Pfändcr." Der Bcrsuch wurde zweimal
gemachr, allein der Landdroft strich eö jcdesmal.
Nun hat man eigcne Aettel drucken lasien, auf
denen mit großen Leuern die Worre stchen: Steu-
erseitig aufgezo^cne Pfänder, daS Uedrige ist gc-
schrieben. Diese Zettcl sind an allen Ccken ange-
schlagen. Würden kcinc Pfändcr gezogen, so kä-
ltien noch weir webr Steucrverweigerungen vor.
Unsere Stadr wird sich dcn Anordnungen der Ne-
gierung so leicht und bald noch nicht fügcn. Man
muß nur den Geist kennen, der hicr untcr dcr
Mchrzabl hcrrscht.
Alexandrien, 26. Sept. Der Vizekönig
Mchemed Ati hat sich gestern nach dem Gartenhause
seincs SchwiegcrsohncS Moharrcm Bey begebcn
und ist heute aus dem Mahmudiekanal nach dcm
'Nil gesegclt. Er ist von feincr letztcn Krankhcrr
»viedcr gänzlich hergcstellt, und seine Rcise die nur
10 Tage dauern soll, hat wahrscheinlich nur Luft»
veränderung zum Zwecke. Nach andern Angaben
will er blos dem unabläfsigen Zureden und Drän-
gen der Fremdcn Konfuln in ihn, den großen Mäch-
len und der Pfortc doch endlich nachzugeben, aus-
weichen. So vicl obschlägige Antworten er auch
auf die Neklamationen wcgen der türkischen Flotte
auf daS Entfchiedenste gegebcn hat, fo sehr man
endlich überzeugt seyn kann, daß er nicht eher nach-
gibt, alS bis er daS crhält, waö er schvn vor Mo-
naten verlangte, so kommen die Diplomaten doch
täglich auf dieselbc Sache zurück, um sich dieselbe
Antwort geben zu laffen. Dcm Kommandanten
ciner cnglifchcn Korvelre, der dem Pascha mit der
Zntervention dcr europäischcn Mächte drohte und
ihn auf die vereinigre fral'zösifch-cnglifchc Fiottc
auflnerksam mackte, antworlete er in einer Audicnz
am 19., daß wcnn nur drei Linienschisie sich in den
Gewäsicrn Alcxandricns sehen licßcn cr unfehlbar
scinem Sohn den Bcfehl zum Borrücken gcben
würde, und waS dann gcschehe, möge man selbst
ermessen; übrigenS gebe er keinen Nagrl heraus, es
müßte itzm denn das bcwilligt wcrdcn, was er
mit Rccht vcrlongen könne. Gestern Abcnd kam
es zu einer andern Erörtcrung über denselben Gc-
genstand, und cS ging so weit, daß, wie nian ver-
sichcrt, dcr Pajcha im heftigstcn Zorn ein mit dem
Dampffchiff angckommcncö Notifikationsschreiben,
daS ihni von cincm dcr Konsuln übergcbcn war,
zcrriß. — Dic Geldnoth ist noch immcr sehr groß,
die Kaffcn der Rcgicrung sind leer, obglcich beinahc
alle Angcstcllren übcr vierzchn Monate mit ihrem
Sold im Rückstand sind. Die türkifchc Flotte mit
ihren 25,000 Mann ist in diefcr Beziehung keine
kleine Lost für den Pascha. Glücklicherwcise hat
ihm eine reiche Gctreidrcrnte eriaubt, bcdentende
Dcrkäufc zu dewerkstckligen, cr zählt auch auf cine
ergicbige Reiöernlc, um Ccld zu machcn. Leider
bringen abcr viclc dieser Lerkäufe kein daareS Gcld
cin, sondern diencn nur dazu, diejcnigcn, dic
Gcld vorgeschosicn haben, zu bcfricdigen. Die
nieistcn haben Angst vor dem bevorstehenden Sturm
und nchmen AlleS, roav il'ncn BoahoS Bey an
Zahlungsstatt anbsttet..— Dic östreichifche Kricgö-
korveitc Cäfarca ist gcstcrn von hier nach Syra
nnd Alhen abaegangen; wcnige Augenblicke zuvor
wurdcn zwei O-ffizicre dcrfelben von arabischen
Soldaten ernsthafr belcidigi; da die Corvckle ihre
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es dem Conful Gcnuglhuung zu verlanaen. ES
ift zu wünfchcn, daß Hr. Laurin diese Sachc nicht,
wie gcwöhnlich, fcincn Dolmctfchern übertasie,
fondern sich derselben selbft annehme, denn die
ägyptischen Soldaten werden täglich überniüthiger,
und nichts scheint ihnen angcnehmer, alö Europäer
durchprügeln zu können, da sie kcine Furcht vor
der Strafe haben.__