Hcidclbergcr Wochcnblättcr.
>». 21Z. Dinstag, den 29. Ocrober 1839.
Ereignisse.
Aus dem Hannove r'schen. Einer höhern
Verfügunc; zufolge sollen Bersammlungen, wozu
einc nothwendige oder verfaffungsmaßige Veran-
laffung nicht vorliegk, so wenig in den Skädlen
als auf dem Lande geduldet, und die Gast- und
Speisewirthe dei nahmhaftcr Geldstrafe angewiesen
werdcn, nicht allein von jedem Auftrage zur Vcr-
anstalkung ciner Morgen-, Mittags- oder Abcnd-
gesellschaft, zu welcher auswärtige Theilnehmer
eingeladen wcrden sollen, bei ihrer Obrigkeit An-
zeige zu machen, sondern auch vor ertheilter Erlaub-
nis; weder einen Auftrag zur Bewirlhung fremder
Gäste, noch Einladnngcn aus cigener Bewegung
zu untcrnehmen. Ieder Gastwirch, der eine solche
Zusammenkunft nach ausdrücklich vcrsagter obrig-
keitlicher Erlaubniß hält oder duldet, hat doppelte
Strafe, nach Umständen auch gänzliche Schließung
dcr Wirthschaft, zu gewärtigen.
Beriin, 21. Okt. Aus Polen hört man Aerger-
niffe in Betreff gemischter Ehen, die von kacholi-
schen Priestern, namenrlich auch in Volhynien,
ausgehen. Die russische Regierung hat jcdoch mit
Nachdruck gebandelk, iudem tie widerspenstigen
Prielter in einer Nacht aufgehoben und, vielleicht
nach Sybirien, abgesührl wurden. Diese Strenge
l^at den Eifer der Üebrigen schr gekühlr. Nußland
soll, sagt man, die ganzliche Trcnnung seiner ka-
tholischen llnterthanen von Ron, und die Sriftung
eines russisch-katholischen Palriarchatö beabsichtigcn.
Wien, iy. Okt. Se. k. H. der Erbherzog
PalatinuS wird übermorgen wieder zum Neichstage
nach Prehburg zurückkel)ren. Seine mehrtägige An-
wcsenhcu hicr wurdc durch die Konfcrenzberathungen
veraniaht, wclchc wegen der harinäckigen Beharr-
lichkeit der Stände in Bezug auf die Ncdefreiheit
und dic danüt in Verbindung stehenden polikischcn
Prozeffe neucster Seü gepslogen wurden. Bei cinem
Ansuchen um Degnadigung der Verurtheilten wäre
man oluie Zweifel gcneigt, sie zu gewähren; allein
die Mehrheit der untcren Tafel will nicht der
Gnadc verdanken, was sie als Necht zu fordern
rne'.nt. — Wic verlautet nimmt Prcußen an den
Dcrhandlungen ubcr den Öricnt nur einen sehr
eutfcrnten Antheil. Der Grund l)ievon licgt zum
Theil in seiner nicht direkten Berührung mit der
Türkei, wohl aber auch in der in Bcziehung auf
Nußland cingetretenen Verstimmung, deren Ursache
namentlich in der kommerziellen Beeintrachtigung
Ler östlichen Provinzen durch die polnische Gränz-
fperre nebcn andcrn Umständen zu suchen ist.
S pa n ien. Der pariser Moniteur meldet ofsi-
ziell die Anerkennung der Königin Jsabella durch
den König der Niederlande; das frühcre Verhält»
niß der beiden Mächte ist wiederhergestellt. Der
Tcmps will wiffen, auch mit Sardinien seyen in
dcrselben Richtung Unterhandlungen angeknüpft,
und die Anerkennung durch Preußen werde bald er-
folgen.
Spanien. Daö Eco de Aragon berichtet:
Die Operationen gegen Cabrera haben noch nicht
begonnen. Cabrera läßt das ganze Land, das ihn
von seinen Fcinden trennt, mit Feuer und Schwert
verheeren, so daß dic christinischen Truppen, wenn
sie vorrücken, die erfordcrlrchen Lebensmittel mit
sich führen müffen. Man befürchtet, daß der
Winter zur Einstcllung der Operanoncn nöthigen
werde. — In Barcelona habcn dic Exaltados die
Oberhand; die letzten Gemeinderatliswahlen sind
zu ihren Gunsten ausgefallen. Am 13. ließ der
zweike Kommandant des Fürstenthums, General
Seoane, den Gefe polinco der Provinz verhaften
und an Bord der Frcgatte Cortes bringen.
Triest, i y. Nach Briefen aus Konstantinopel
bis zum 6. Oktober hatte eine Abtheilung der eng-
lischen Flotce, bestehend aus den Linienschiffen
Ganges, Fmplacable, Vanguard, der Corvette
Dido und dem Powersul, unter Kapitän Napier,
die Bay von Vesika verlaffen, und ist am 2. l. M.
in Smyrna eingetrcffen. Gleichzeitig kam daselbst
der Baron Bandiera an, dessen Frcgatte Medea
die Admirolsflagge aufgchißt hatte. Die übrigen
im Hasen von Smyrna befindlichen östreichischen
Kriegsschiffe sind: die von Sr. Hoh. dem Erz-
herzog Friedrich befehligtc Guerricra, die zwei
Corvettcn Clcnienza nnd Adria, die Brigg il Ve-
neto und die Goelette Aretusa.
Smyrna, 5. Okt. Wir haben Nachrichten
aus Alez'andrien bis zum 1. d. M., nach welchen
sich in dem Eland der Dinge nichts veränderr
yatte. Mehemet Alfthatte sich infolge seinerKrank-
heit auf'ö Land zurückgezogen. Während der
gesäbrlichcn Stunden seincr Krankheit hatte er
sein Testamem gemacht, und Ibrahim Pascha zu
seinem Nachfolger ernannt. Man bemerkte, daß
cr den fremdcn Konsuln, denen er am iy. v. M.
Audienz crtheilt hatte, seine alten Ansprüche erncuerte
unb nichts an seinen Forderungen nachließ, obglcich
der französische und der englische Konsul eine
nachdrückliche Sprache führten, um ihn zurHer-
ausgabe der Flotte zu zwingen. Scine Abreise
aufs Land hat blos den Zweck, sich den Audienzeu
dieser Herren zu entziehen.
>». 21Z. Dinstag, den 29. Ocrober 1839.
Ereignisse.
Aus dem Hannove r'schen. Einer höhern
Verfügunc; zufolge sollen Bersammlungen, wozu
einc nothwendige oder verfaffungsmaßige Veran-
laffung nicht vorliegk, so wenig in den Skädlen
als auf dem Lande geduldet, und die Gast- und
Speisewirthe dei nahmhaftcr Geldstrafe angewiesen
werdcn, nicht allein von jedem Auftrage zur Vcr-
anstalkung ciner Morgen-, Mittags- oder Abcnd-
gesellschaft, zu welcher auswärtige Theilnehmer
eingeladen wcrden sollen, bei ihrer Obrigkeit An-
zeige zu machen, sondern auch vor ertheilter Erlaub-
nis; weder einen Auftrag zur Bewirlhung fremder
Gäste, noch Einladnngcn aus cigener Bewegung
zu untcrnehmen. Ieder Gastwirch, der eine solche
Zusammenkunft nach ausdrücklich vcrsagter obrig-
keitlicher Erlaubniß hält oder duldet, hat doppelte
Strafe, nach Umständen auch gänzliche Schließung
dcr Wirthschaft, zu gewärtigen.
Beriin, 21. Okt. Aus Polen hört man Aerger-
niffe in Betreff gemischter Ehen, die von kacholi-
schen Priestern, namenrlich auch in Volhynien,
ausgehen. Die russische Regierung hat jcdoch mit
Nachdruck gebandelk, iudem tie widerspenstigen
Prielter in einer Nacht aufgehoben und, vielleicht
nach Sybirien, abgesührl wurden. Diese Strenge
l^at den Eifer der Üebrigen schr gekühlr. Nußland
soll, sagt man, die ganzliche Trcnnung seiner ka-
tholischen llnterthanen von Ron, und die Sriftung
eines russisch-katholischen Palriarchatö beabsichtigcn.
Wien, iy. Okt. Se. k. H. der Erbherzog
PalatinuS wird übermorgen wieder zum Neichstage
nach Prehburg zurückkel)ren. Seine mehrtägige An-
wcsenhcu hicr wurdc durch die Konfcrenzberathungen
veraniaht, wclchc wegen der harinäckigen Beharr-
lichkeit der Stände in Bezug auf die Ncdefreiheit
und dic danüt in Verbindung stehenden polikischcn
Prozeffe neucster Seü gepslogen wurden. Bei cinem
Ansuchen um Degnadigung der Verurtheilten wäre
man oluie Zweifel gcneigt, sie zu gewähren; allein
die Mehrheit der untcren Tafel will nicht der
Gnadc verdanken, was sie als Necht zu fordern
rne'.nt. — Wic verlautet nimmt Prcußen an den
Dcrhandlungen ubcr den Öricnt nur einen sehr
eutfcrnten Antheil. Der Grund l)ievon licgt zum
Theil in seiner nicht direkten Berührung mit der
Türkei, wohl aber auch in der in Bcziehung auf
Nußland cingetretenen Verstimmung, deren Ursache
namentlich in der kommerziellen Beeintrachtigung
Ler östlichen Provinzen durch die polnische Gränz-
fperre nebcn andcrn Umständen zu suchen ist.
S pa n ien. Der pariser Moniteur meldet ofsi-
ziell die Anerkennung der Königin Jsabella durch
den König der Niederlande; das frühcre Verhält»
niß der beiden Mächte ist wiederhergestellt. Der
Tcmps will wiffen, auch mit Sardinien seyen in
dcrselben Richtung Unterhandlungen angeknüpft,
und die Anerkennung durch Preußen werde bald er-
folgen.
Spanien. Daö Eco de Aragon berichtet:
Die Operationen gegen Cabrera haben noch nicht
begonnen. Cabrera läßt das ganze Land, das ihn
von seinen Fcinden trennt, mit Feuer und Schwert
verheeren, so daß dic christinischen Truppen, wenn
sie vorrücken, die erfordcrlrchen Lebensmittel mit
sich führen müffen. Man befürchtet, daß der
Winter zur Einstcllung der Operanoncn nöthigen
werde. — In Barcelona habcn dic Exaltados die
Oberhand; die letzten Gemeinderatliswahlen sind
zu ihren Gunsten ausgefallen. Am 13. ließ der
zweike Kommandant des Fürstenthums, General
Seoane, den Gefe polinco der Provinz verhaften
und an Bord der Frcgatte Cortes bringen.
Triest, i y. Nach Briefen aus Konstantinopel
bis zum 6. Oktober hatte eine Abtheilung der eng-
lischen Flotce, bestehend aus den Linienschiffen
Ganges, Fmplacable, Vanguard, der Corvette
Dido und dem Powersul, unter Kapitän Napier,
die Bay von Vesika verlaffen, und ist am 2. l. M.
in Smyrna eingetrcffen. Gleichzeitig kam daselbst
der Baron Bandiera an, dessen Frcgatte Medea
die Admirolsflagge aufgchißt hatte. Die übrigen
im Hasen von Smyrna befindlichen östreichischen
Kriegsschiffe sind: die von Sr. Hoh. dem Erz-
herzog Friedrich befehligtc Guerricra, die zwei
Corvettcn Clcnienza nnd Adria, die Brigg il Ve-
neto und die Goelette Aretusa.
Smyrna, 5. Okt. Wir haben Nachrichten
aus Alez'andrien bis zum 1. d. M., nach welchen
sich in dem Eland der Dinge nichts veränderr
yatte. Mehemet Alfthatte sich infolge seinerKrank-
heit auf'ö Land zurückgezogen. Während der
gesäbrlichcn Stunden seincr Krankheit hatte er
sein Testamem gemacht, und Ibrahim Pascha zu
seinem Nachfolger ernannt. Man bemerkte, daß
cr den fremdcn Konsuln, denen er am iy. v. M.
Audienz crtheilt hatte, seine alten Ansprüche erncuerte
unb nichts an seinen Forderungen nachließ, obglcich
der französische und der englische Konsul eine
nachdrückliche Sprache führten, um ihn zurHer-
ausgabe der Flotte zu zwingen. Scine Abreise
aufs Land hat blos den Zweck, sich den Audienzeu
dieser Herren zu entziehen.