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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0885
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Heidelberger Wochenblätter.

Xo. 213° Dinstag, den 5. November 1836.

- E r e i g n i s s e.

M ainz, dcn 30. Okt. Gcslern hat in üblichcr
Wcisc der Wccdsel des Gouvcrnemenrs der Bun-
dcsfestung stattgefunden. Es ist demzufolge für die
nächsten fünf Iayre das Gouverncmenr von Preu-
ßen an Ocstrend üder.aeganqen , und von Sr. D.
dem Landgrafen von Hesien-Homkura anticlreten
worden. An die S-clle des blsdcrigen Vicegou-
vcrneurs Frl rn. v. Müffling ist der ks. k. Feidn.ar-
schalllicutcnant Graf von Leinrnaen, an die dcs
Barons v. Pirct alsKoN'Mandantcn, Gcncralmajor
v. Ouadt gelrcten. Bei dieser Gekcgcnycit ist von
Sr. M. dem Konige von Preußen ein allcryöchsteS
Schrcibcn nnd ein weücres von Sr. k. H. dem
Prinzen Wiyelm an unstln RegierungHpräsidcntcn
Fryrn. v. Lichtenberg erlasien worden, in welchcm
rüymend das yier ollgenrein besteyende erfreuliche
EinverneYmen zwischeu Bürgerschaft und Garni-
son anerkannt wird.

Berlin, 26. Okt. Hier ist nachsteyende Be-
kcmntmachung des Magistrats erschienen: "Wir
nähern uns den denkwürdigell Tagcn, an welchen
in Gesolge des von Dr. Py.>.rlin Lnrhcr im Iayr
1517 bcgonnenen Werks dcr Kirchcnresormation
auch rusier Landesyerb sich ösiemlich zu der ge-
rciliigtcn Lcyre bekannte, und Rath vnd Bürger-
schafr dce yicsigcn Ncsidenz seinem eryabencn Dei-
sprele foigtcn. Am 1. Nov. t53y ließ sich Kur-
furst Ioachim IL. von dcm Bischof von Branden-
burg, Matyias von Iagow, in dcr Nikolaikirche
zu Spandau das ycilige Abcndmayl in beidcrlei
Gestalren reichen, und am 2. Nov. empfingen
dasielbe, in gieicher Weise, in der Yiesigen Srifrs-,
damaligcn Domkirche, unscre Vorfayrcn, der Naty-
und die Bürgcrschaft von Lcrlin und Köln. Se.
Waj. dcr König, als allerydchstcr und mächngster
Beschützer der evangelischen Kirche, l)aben dal'er
gerulu, den 1. Nov. d. I. für die Mark Bran-
denburg und den 2. Nov. für die yiesige Stadt
und für alle der evangelstchen Lcyre zugetyane
Linwoyncr derselben zu eincm yoycn Fcsttage zu
cryeben, und, zur Erinneruug an dieses yochwich-
rigc Ercigniß, desien besondere Feier zu gcftalten.
Von dcr regen und innigcn TYciliraYme äller hie-
sigcn Bürgcr und Einwohuer evangelischen Glau-
bens an.dicsem freudigcn und bedeutnngsvollen
Feste uberzcugt, sind unter allcryöchster Geneh-
lnigung zur würdigen Feier dcsielben, von uns,
im Einvcrstantniß w.ic dxr Sradtverordnetcnvcr-
fammlung, nachsteyende Bestimmungcn gctrosien
wordcn r.Folgen diese Beftimmungen, wonach

eine Denkmünze gcprägt und cin Stipendiüm sür
einen jungen Tycologrn von jädrlich 300 Thlrn.
gestiftct wcrdcn soll. Angchängt ist ein besonderes
Festprogromm, das mit dcn Worten schließt:
„Möge der Allmächtige verlciycn, daß die Feier
diefes' wichtigen F»stes dazu bciirage, evangclischcn
Sinn und evcngelisches Lebcn untcr uns zu befe-
stiaen und zu stärken.)"

Franz. Bltr. vom 30. Okt. schreibcn: Durch
Pau gehen zatüreiche Abtyeilungen carlistischrr
Flüchtlmge nach Bayonne, um vor dem dorligen
spanischen Konsu! iyre llnterwerfung unter die Nc-
gierung der Köni^in zu erklärcn und Päsie zur
Nückkcyr in dic Hcimaty zu eryaltcn. Noch größer
ist Lie Zatck derjenigen, welche über Wottt de Mar-
san yeimkehren. Als kürzlich einige geflüchtete Car-
tisten dürch Besanoon kaincn, erkannte cin dornger
Handwcrkcr, der unter der Fremdcnlcchon rn Spa-
nien gedicnt yatte, untcr denselben den Mann, der
iym einft dic Aunge ausacschnittcn yat. Dcr An»
blick machie iyn so wütl'end, daß cr übcr seinen
Feind yerfiel, iyn niedcrschlug nnd iym dcn Kopf
auf dem Pslaster zertrümmert yätte, würdc man
iyp nicht wcagerissen yaden.

M adrid, dcn 2t. Okt. Cabanero, der Ad-
jutant dcs Hcrzogs de la Bictoria, Yat an seine
eycmaligcn Waffengefäbrten, die Aragonesen im
Hcere Cabrcras, eine Proklamcttion crlasscn, in
welcher er sie auffordert, sich der lcgitiwen Köni-
gin zu unterwerfcn und die Sache der Narion
zur iyrigen zu machen. Er crzählt ilmen, wie er
die Armee Cabreras vcrlaffen habe, um sick dcffkn
grausamer Verfolgvng zu cntzieycn und Don Car-
los den wayren Sland dcr.Dinge in drcsen un-
glücklichcn Provinzen, iyrc Vcschwcrdcn gegcn jenen
sictcnloscn Mcnschcn, den Peinigcr seincr Unter-
gebenen. vorzuiragen. Seine Hoffnung auf Don
Carlos aber sey bitter geräuscktt wordcn, Don Car-
los, wie Eübrera, erkenne nur Em Eesetz an, sein
pcrsönliches Znkeresse, und das Geschick aller cmdern
Menschen sey it>m cheichgülkig. Cabanero lcgr in
seiner Proklamation bcscndcrcs Gewicht daraus, daß
Eabrera ein Catalomrr ist und die Catalonier beson-
ders begünstigc. Ini Lager Cabreras rsi ein an-
gebliches Schrciben des Bijchofs von Lccn verbreitet,
worrn beliauptet wird, Don Carlos yabe sich nach
Frankreich degcben, vm eine Armce von 60,000
Mann zu sammeln, die il)m Ludwig Pyilipp ver-
sprochen yabe, weil mit deffen Tochter der ältefte
Soyn des Don Carlos vermahlt wcrden solle.

Madrid, 23. Okt. Schon zirkulirl ein Der-
zeichniß dcr nruen Mmistcr. Als Sreminister
 
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