Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0965
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Hcidclbcrger Wochcnblättcr.

X«. 238. Dinstag, den 3. Dezember 1839.


Erei gn isse.

Layern. Nach dem N. C. macht die Re-
gierung voir Mittelfranken durch Ausschreiden
an die Distrikls.Polizei.Behörden die Vorschriften
dekannt, nach wclchen bei der Errichtung dcr
Kleinkindcr-Bemahr-Anstalten zu verfahren ist.
Dicselben sind alö Privat-Znstitute zu bclrachtcn;
jedoch ist zu ihrer Bildung obrigkeitliche Bewil-
ligung erforderlich. Zhre Errichtung und Erhal-
lung ist überall zu befördern, mo sich daö Be-
dürfniß kund giebt und die erforderlichcn Mittel
aufgebracht werden könncn. Sie stnd überall auf
ihre Beftimmung: "Dcn klcinen für die Schule
noch nichc rcifen Kindern Aufenthalt und Pstege
in der Art angedeihen zu lassen, wie solche von
vcrstandigen und gewissenhaften Eltern zu gc-
deihlichcr Entwickelung geistiger und leiblichcr
Krafte für dieses zarte Zugendaltcr gcwährt zu
werden pstegen" zu beschranken. Eö darf ihncn
Lahcr auch der Name einer Klcinkindcrschule
nicht beigelegt, noch den dabei bcschaftigtcn
Personen der Titel eineö Lehrerö oder einer
Lehrerin vcrliehen werden. Die frcic und natur-
gemaße Entfaltung dcö kindlichcn Gcmüths sott
durch steife Förmüchkeiten nichr gehcmmt, der
jugendliche Frohsinn durch cine erst für spätere
Lcbcnöjahre gceignece Erziehungsweise nicht ver-
kümmert wcrden« Da die meisten in diese
Anstalten aufgenommencn Kinder armen Elrcrn
angehören und für cinen Stand erzogen werden
sollen, welcher vorzugöweise cinen gesunden, kräf-
tigen Körper, Lust und Licbe zu anstrengender
Arbeit uud iuogllchste Bcschränkung seiner Bcdürf-
nisse nöthig liat, so muß Alleö vermieden wcrdcn,
waö nachthcilig auf die Gesuudheit einwirkr, die
Psteglinge schwächt und verweichelk u. f. w. Für
dic möglichste Belcbung cineö wahrliaft frommen
Sinnes in den zarten Gemüthern ist gewissen-
hafte Sorge zu tragcn. Die Behörden haben
durch wiedcrholte persönliche Besuche sich von
der gcnauen Vollziehung der vorgcschriebenen
Grundsätze zu überzeugen, auch daö aufgestellte
Persvnal zu bcaufsichtigen. Ocffentliche Prufun-
gen, feierliche Aufzüge, Prcisvcrtheilungen, so
wie überhaupt Alles, was Ehrgciz, Eitelkeit und
falsche Selbstliebe crzeugen könnte, oder sich sonst
nicht mic dicscm Kindesalter verträgt, blciben
untersagt. Damit ist jedoch nicht verwehrt, die
Älemen dlirch ttnterstützungen, kleinc Gcschcnke
und dcrgleichen von Zeit zu Zeir zu ermuntcrn.

München, 27. Nov. Daö königl. Ncgic-

rungsblatt Nr. ü8, vom 27. Nov., enthält zwei
Bekanncmachungen, die Einberufung der Stän-
deversammlung auf den 28. Dez. und die Er-
ncnnung dcö ersten Zustizministerö und lebens-
länglichen Neichsraths Frhrn. v. Schrenk zum
ersten Präsidentcn der Kammer der Ncichöräthe
für die Daucr der Ständevcrsammlung betreffend.

Kassel, 26. Nov. Dcr ständische Auöschuß
hat am 25. Nov. die vorläufigc Prüfung der
Legitimationen der Mitglieder der auf diesen Tag
zusammenberufenen Ständeversanimlung begonucn
und sind, dcm Vernehmen nach, ü2 Mitglieder
für lcgitimirt erkannt. Heute, am 26. d., war<n
ü i Mitglieder anwesend; es wurde zur Wahl der
in Folge dcö §. 2. der Geschäftsordnung Sr.
Hoheit dem Kurprinz-Mitregentcn zum Bebufe
dcr Erncnnung eincö Piäsidcntcn und eines Dize-
präsidenten vorzuschlagendcn Mitgliedes geschritten
und wurdcn gewählt die Hrn. Dbcruerichlödircktor
v. Baumbach (mit 36), Dbcrbürgcrmeistcr Schom-
burg (mit 31), Dbergcrichtöanwalt Schwarzcn-
berg und Dbcrbürgcrmeister Eberhard kjcder mir
25 Stimmeni.

B er lin, 23. Ncv. Trotz der öftcrs crwähntcn
strengcn Sperrr der russischen und polnischen Grän-
zen gcacn Prcußen sind die preußischen Gränzen im
Laufe deö letzken Zal res mchrfach von den Kosakcn
und den russisch-polnischen Douanicrs vcrletzt und
prenßisch^ttntcrlhaneil aufprcußichem Gebietedurch
russische Beamtc angehalkcn und sowohl in ihren Per-
sonen als in ihrem Eigenrhum gekränktwordcn. Daß
die dieffeitigcn Behördcn fofort auf Gcnugthuung
drangen, velftehi sick von selbst, aber diese läßt sich
durch den unmirtelbaren Verkehr der beidcrseiligen
Eränzdelwrdcn nicht inmier crlangen. Wenn auch
Vieleö spärcr noch aus diplomatischclu Wege wiedcr
gur gemacbr werden mag, so gelangcn doch auck
manchc Bcjchwerdcn, die den weitläuflgcn Weg
scheuen, wedcr hierl^cr noch nach St. Petersburg.
So ist auö sichercr Ouelle bckannt gewordcn, daß
zweinral in diejeln Zahre (im Ntai uno im August)
der zum Großhcrzogrhunl Poseu gehörcude Kreiö
Znowrazlaw von Kosakcu und polnischen Gränz-
aufsehern verlctzt wordcn ist. Zn bciden Fälleli
stand ein gewiffcr Kowalski an der Spitze der letz-
teren, die das einemal einen auf der preußifcheli
Landstraße fahrenden, mit trei Pferden bespannten
Wagcn und deffen Ladung, daö andercma! aber
cincn ganzen Waarencransport, der nach Chelmee
in Preußen gebracht werdcn sollte, fcstnalimcn und
nach Nadziejcwo in Polen suhrteu. Dvrt entlie-
 
Annotationen