Hcidclbcrger Wochenblättcr.
n». 249. Mittwoch. den 18. Dezember 1839.
E r e i g n i s s e.
K » pcn l) agen, dcn 6. Dez. Unter dem hcu--
ngcn Dakmn ist folgendcs offcnc Königliche Schrei-
ben erschicnen: „Wir Christian VIII. von Gottes
Gnaden König zu Dänemark rc. kund und zu wis-
sen: Demnach der Allmächtige den theurcn König
dcs Lakerlandes, unsern vielgeliebken Better (dcr
jetzige König Christian VIII. ist Sobn des am 7.
Dez. 1805 vcrstorbenen Halbbrudcrö des vcrstor-
bcncn Königs, des Erbprinzen Friedrich), Se. M.
Friedrich VI., zu sich berufcn, haben Wir den
Tt)ron unserer Väter bestiegen. Indem Wir mit
allen Unsern lieben und gelreuen Unterthancn von
Schinerz durchdrungen sind übcr dcn Verlust, der
lbns nnd Unser Volk betroffen, und indem Wir
das Gewicht des groszen und mühseligen Berufes,
den die göktliche Vorsehung Uns übenragcn, licf
empstnden, fühlen wir uns durch feste Zuversicht
zu dem Leistande dcs Allgütigen, so wie durch die
Ucbcrzeugung gestärkt, daß mit dem Throne auch
die lelicbe des Volkes Uns als Erbe anheimge-
fallen. Nichks liegt Uns mehr am Herzen, als
mik dem unermüdlichen Eifcr, wovon Unser vcr-
ewigter Vvrgänger Uns ein so glänzendes Bcispiel
gegeben, Seine landesväkerliche Negierung unter
stetcm Hinblrck auf die Verbefferungcn in der Ver-
waltung fortzusctzen, welche die Erfahrung Uns
anralhen möchke, um Ruhm und Heil Unsercö
qucen und getreucn Volkes zu vermebren und zu
sichern. — Es ist im Uebrigcn Unser Allerhöchster
Wille, daß alle öffenttichen Verrichtungen ihren
ungehemmren Fortgang in Uebereinstimmung mit
den Allcrgnädigst vorgeschriebcncn Bcstimmungcn
haben, und daß alle von dem hochsetigeri Könige
de>tallke oder bestäkigte Beamten bis auf Weileres
thren Amtsverrichtungen unter dem frühcr von
ihnen abgelegren Eide der Treue odlicgen. Gegeben
in Unserer Königl. Residenzstadt Kopenhagcn, den
Z. Dezembcr iLZy. Unter Unserer Kön. Hand
und Siegel. Ehristian. U. (U. 8.) — Stemann.
— Oersted, Lange, Hansen, Bentzen, Holm."
Dänemark. Die bremcr Atg. schreibt: Sel-
ten war das Leben eines Königs so von eincr Reihe
Unglücksfälle bezeichnet, wie das Leben des verstor-
benen Königs Friedrich VI.; selten war dennoch ein
König so verchrt und gcliebt von seinem ganzcn
Volke, als der sechste Friedrich von Dänemark.
Bekannt sind die, der Geschichte und dcr Tragödie
bereits gehörenden beklagenswcrthen Ereigniffe, die
in seinc traurig verlebten Zugendjahre stclcn, die
Gemüthskrankheit seines Vaters, die Hinrichtung
dcs unglücklichen Struensee, und die Verbannung
seincr Mutter, die, fern von dcm geliebten Sohne,
om gebrochcnen Herzen starb. Freilich bezeichnen
die Namcn seiner Minister, A. P. Dernstorff,
Schimmelmann und Neventlow, den Antritt seiner
Negeutschaft, und eine durch Geradheit, Offcnheit
und Festigkeit die Achtung Europas gewinnende
Politik, welche in schwerer Zeit, wo ganz Europa
von Kriegslärm wrederhallte, Dänemark den ehrcn-
vollen Frieden erhielt (Bcrnftorffs fest auflretende
Polirik, die Ausrüstung einer dänisch-schwedischen
Flotte, und die, den uralten Nuhm bewährcnde
Haltung der dänischen Seemacht in allen Meeren,
zwangen England zur Nachgiebigkeit: Billes Sieg
vor Tripolis), freilich war der 2. April 1601, wo
an dem Heldenmuthe der Flotte und der Bürger,
Slutenren und Garnison Kopenhagens, des See-
hclden Nelson Uebermacht brach, ein in der Ge-
schichke Däncmarks cwig glorrcicher Tag. Aber
1807 raubre cin im ticfcn Frieden ausgeführter
Ueberfal! und Raubzug Englands, ein Ercigniß,
übcr wclches ein Schrei deö Unwillcns über ganz
Europa ging, und daS noch jctzt jedcm edlcn Britten
die Schamröthe auf die Wangen treibt, Däncmark
seine Flotte; sein Handel und Wohlftand cr-
lagen cincm 7jährigen Kriege, ein thcilweiserStaatS-
bankerott war nichl zu vermeidcn; Norwcgen, das
Bruderreich, durch Stamm, Sprache und Ge-
schichte, ging vcrlvren; schwachen Ersatz bot dcr
jpätcr gcgen Laucnburg vertauschte, im Frieden
erlangte Theil von Pommern. — Im Innern bc-
zeichnen die Negierung Fricdrichs die gesctzliche Ein-
sührung der Preßfreiheit, die Aufhebung der leH-
ten Refte der Leibeigcnschafr, dic Aufhcbung des
Sklavcnliandels (worin Däncmark ganz Europa
voran ging), die Einfülirung der Verglcichskom-
missionen zur Mmderung der Prozeffe, die Hebuiig
dcs Volksunterrichtes, vorzüglich durch Einführung
dcS wechselsciligen Unterrichts (Abrahamsson), die
Einführung dcr Provinzialstände in Dänemark und
dcn Herzogtlmmcrn, und endlich den Anfang zur
Ordnung, Ersparniß und Oeffentlichkcit in den
Finanzen. — Der Charakter des heirngcgangenen
Fürsten zeichner sich besonders durch schöne Einfach-
heit, große Milde, Gercchtigkciksliebe, Thätigkeit
und Sparsamkeit im Privatleben aus.
Paris, 12. Dez. Der marseiller Se'maphorc
schrcibt aus Tunis vom 18. Nov.: ^Vor einigen
Tagcn empfing der Bey Gesandte von Abd-el-Kadcr,
welche ihm zehn schöne Pfcrde, ein Paar Pistolen-
n». 249. Mittwoch. den 18. Dezember 1839.
E r e i g n i s s e.
K » pcn l) agen, dcn 6. Dez. Unter dem hcu--
ngcn Dakmn ist folgendcs offcnc Königliche Schrei-
ben erschicnen: „Wir Christian VIII. von Gottes
Gnaden König zu Dänemark rc. kund und zu wis-
sen: Demnach der Allmächtige den theurcn König
dcs Lakerlandes, unsern vielgeliebken Better (dcr
jetzige König Christian VIII. ist Sobn des am 7.
Dez. 1805 vcrstorbenen Halbbrudcrö des vcrstor-
bcncn Königs, des Erbprinzen Friedrich), Se. M.
Friedrich VI., zu sich berufcn, haben Wir den
Tt)ron unserer Väter bestiegen. Indem Wir mit
allen Unsern lieben und gelreuen Unterthancn von
Schinerz durchdrungen sind übcr dcn Verlust, der
lbns nnd Unser Volk betroffen, und indem Wir
das Gewicht des groszen und mühseligen Berufes,
den die göktliche Vorsehung Uns übenragcn, licf
empstnden, fühlen wir uns durch feste Zuversicht
zu dem Leistande dcs Allgütigen, so wie durch die
Ucbcrzeugung gestärkt, daß mit dem Throne auch
die lelicbe des Volkes Uns als Erbe anheimge-
fallen. Nichks liegt Uns mehr am Herzen, als
mik dem unermüdlichen Eifcr, wovon Unser vcr-
ewigter Vvrgänger Uns ein so glänzendes Bcispiel
gegeben, Seine landesväkerliche Negierung unter
stetcm Hinblrck auf die Verbefferungcn in der Ver-
waltung fortzusctzen, welche die Erfahrung Uns
anralhen möchke, um Ruhm und Heil Unsercö
qucen und getreucn Volkes zu vermebren und zu
sichern. — Es ist im Uebrigcn Unser Allerhöchster
Wille, daß alle öffenttichen Verrichtungen ihren
ungehemmren Fortgang in Uebereinstimmung mit
den Allcrgnädigst vorgeschriebcncn Bcstimmungcn
haben, und daß alle von dem hochsetigeri Könige
de>tallke oder bestäkigte Beamten bis auf Weileres
thren Amtsverrichtungen unter dem frühcr von
ihnen abgelegren Eide der Treue odlicgen. Gegeben
in Unserer Königl. Residenzstadt Kopenhagcn, den
Z. Dezembcr iLZy. Unter Unserer Kön. Hand
und Siegel. Ehristian. U. (U. 8.) — Stemann.
— Oersted, Lange, Hansen, Bentzen, Holm."
Dänemark. Die bremcr Atg. schreibt: Sel-
ten war das Leben eines Königs so von eincr Reihe
Unglücksfälle bezeichnet, wie das Leben des verstor-
benen Königs Friedrich VI.; selten war dennoch ein
König so verchrt und gcliebt von seinem ganzcn
Volke, als der sechste Friedrich von Dänemark.
Bekannt sind die, der Geschichte und dcr Tragödie
bereits gehörenden beklagenswcrthen Ereigniffe, die
in seinc traurig verlebten Zugendjahre stclcn, die
Gemüthskrankheit seines Vaters, die Hinrichtung
dcs unglücklichen Struensee, und die Verbannung
seincr Mutter, die, fern von dcm geliebten Sohne,
om gebrochcnen Herzen starb. Freilich bezeichnen
die Namcn seiner Minister, A. P. Dernstorff,
Schimmelmann und Neventlow, den Antritt seiner
Negeutschaft, und eine durch Geradheit, Offcnheit
und Festigkeit die Achtung Europas gewinnende
Politik, welche in schwerer Zeit, wo ganz Europa
von Kriegslärm wrederhallte, Dänemark den ehrcn-
vollen Frieden erhielt (Bcrnftorffs fest auflretende
Polirik, die Ausrüstung einer dänisch-schwedischen
Flotte, und die, den uralten Nuhm bewährcnde
Haltung der dänischen Seemacht in allen Meeren,
zwangen England zur Nachgiebigkeit: Billes Sieg
vor Tripolis), freilich war der 2. April 1601, wo
an dem Heldenmuthe der Flotte und der Bürger,
Slutenren und Garnison Kopenhagens, des See-
hclden Nelson Uebermacht brach, ein in der Ge-
schichke Däncmarks cwig glorrcicher Tag. Aber
1807 raubre cin im ticfcn Frieden ausgeführter
Ueberfal! und Raubzug Englands, ein Ercigniß,
übcr wclches ein Schrei deö Unwillcns über ganz
Europa ging, und daS noch jctzt jedcm edlcn Britten
die Schamröthe auf die Wangen treibt, Däncmark
seine Flotte; sein Handel und Wohlftand cr-
lagen cincm 7jährigen Kriege, ein thcilweiserStaatS-
bankerott war nichl zu vermeidcn; Norwcgen, das
Bruderreich, durch Stamm, Sprache und Ge-
schichte, ging vcrlvren; schwachen Ersatz bot dcr
jpätcr gcgen Laucnburg vertauschte, im Frieden
erlangte Theil von Pommern. — Im Innern bc-
zeichnen die Negierung Fricdrichs die gesctzliche Ein-
sührung der Preßfreiheit, die Aufhebung der leH-
ten Refte der Leibeigcnschafr, dic Aufhcbung des
Sklavcnliandels (worin Däncmark ganz Europa
voran ging), die Einfülirung der Verglcichskom-
missionen zur Mmderung der Prozeffe, die Hebuiig
dcs Volksunterrichtes, vorzüglich durch Einführung
dcS wechselsciligen Unterrichts (Abrahamsson), die
Einführung dcr Provinzialstände in Dänemark und
dcn Herzogtlmmcrn, und endlich den Anfang zur
Ordnung, Ersparniß und Oeffentlichkcit in den
Finanzen. — Der Charakter des heirngcgangenen
Fürsten zeichner sich besonders durch schöne Einfach-
heit, große Milde, Gercchtigkciksliebe, Thätigkeit
und Sparsamkeit im Privatleben aus.
Paris, 12. Dez. Der marseiller Se'maphorc
schrcibt aus Tunis vom 18. Nov.: ^Vor einigen
Tagcn empfing der Bey Gesandte von Abd-el-Kadcr,
welche ihm zehn schöne Pfcrde, ein Paar Pistolen-