in ihrem Stufengang und gegenſ. Verhalten. 415
ſterium. Die Zeit war voruͤber, wo ein mythenreicher Anthro⸗
pomorphismus die beffere Meberzeugung unter den Hellenen ge:
feiyelt hielt, oder ins Dunkel zurückdvrangse, Vielmehr trat
jeßt der homeriſche Goͤtterhimmel und jene finnlich vollendete,
plaſtiſche Befchränktheit in den Hintergrund, und die herz
fhende Mythologie fuchte es der Chriftenlehre an myſtiſcher
Tiefe, an Innerlichkeit und Ueberſchwenglichkeit zuvorzuthun.
Sn diefem Sinne hat unter andern der Schüler des Ammos
nios Saccas; Plotinos, Haben Porphyrios, Proklos,
Samblichos und Andere die Mythologie der Sriechen betrach:
tet, wovon fich in den Schriften dieſer Neuplatoniker zahl;
reiche Beweife finden. In diefem Seife muß man auch in
den Schriften des Yulianus die Häufig vorkommenden Deuz
tungen der Hellenifchen Mythen lefen, und in diefer Ueber
zeugung fuchte diefer große Kaifer im Miderfpruch gegen die
Chriſtenlehre darzuthun, daß auch das Heidenthum fein My:
ſterium habe, und ſomit den hoͤchſten Beduͤrfniſſen des menſch⸗
lichen Geiſtes genuͤge.
Nach geendigtem Kampfe folgte Vereingng Diefe wunz
derliche Amalgamation chriſtlichen Glaubens mit heidniſcher
Sage, heiliger, myſteriöſer Symbolik mit heidniſcher Bildne—
rey zeigt ſich herrſchend durch das ganze Mittelalter, und
ſpiegelt ſich, durch morgenlaͤndiſche, farbenreiche Phantaſie
bereichert, in allen Dichtungen und Gebraͤuchen des abend;
laͤndiſchen Ritterthums. — So kam die Mythologie an die
Graͤnze des neuern Europa. Waͤhrend hier die Kuͤnſtler noch
bis ins ſechzehnte Jahrhundert herab jener alten naiven Weiſe
der Vermaͤhlung des heidniſchen mit dem chriftlichen Sinn:
bilde folgten war der methodifche Seift großer Männer dar
auf bedacht, jedem Sebiete feine Graͤnze anzuweiſen, und es
nach ſeiner Natur anzubauen. Große Genien, die durch eigene
Seiftesiwerke unfterblich geworden, machten fich zugleich durch
diefe Sorge der Wiederherfielung verdient, Derſelbe Jo—
hannes Boccaccio, der in ſeinem Decamerone einen wei—
ten Kreis romantiſcher Sagen umfaßt hatte, war der erſte,
ſterium. Die Zeit war voruͤber, wo ein mythenreicher Anthro⸗
pomorphismus die beffere Meberzeugung unter den Hellenen ge:
feiyelt hielt, oder ins Dunkel zurückdvrangse, Vielmehr trat
jeßt der homeriſche Goͤtterhimmel und jene finnlich vollendete,
plaſtiſche Befchränktheit in den Hintergrund, und die herz
fhende Mythologie fuchte es der Chriftenlehre an myſtiſcher
Tiefe, an Innerlichkeit und Ueberſchwenglichkeit zuvorzuthun.
Sn diefem Sinne hat unter andern der Schüler des Ammos
nios Saccas; Plotinos, Haben Porphyrios, Proklos,
Samblichos und Andere die Mythologie der Sriechen betrach:
tet, wovon fich in den Schriften dieſer Neuplatoniker zahl;
reiche Beweife finden. In diefem Seife muß man auch in
den Schriften des Yulianus die Häufig vorkommenden Deuz
tungen der Hellenifchen Mythen lefen, und in diefer Ueber
zeugung fuchte diefer große Kaifer im Miderfpruch gegen die
Chriſtenlehre darzuthun, daß auch das Heidenthum fein My:
ſterium habe, und ſomit den hoͤchſten Beduͤrfniſſen des menſch⸗
lichen Geiſtes genuͤge.
Nach geendigtem Kampfe folgte Vereingng Diefe wunz
derliche Amalgamation chriſtlichen Glaubens mit heidniſcher
Sage, heiliger, myſteriöſer Symbolik mit heidniſcher Bildne—
rey zeigt ſich herrſchend durch das ganze Mittelalter, und
ſpiegelt ſich, durch morgenlaͤndiſche, farbenreiche Phantaſie
bereichert, in allen Dichtungen und Gebraͤuchen des abend;
laͤndiſchen Ritterthums. — So kam die Mythologie an die
Graͤnze des neuern Europa. Waͤhrend hier die Kuͤnſtler noch
bis ins ſechzehnte Jahrhundert herab jener alten naiven Weiſe
der Vermaͤhlung des heidniſchen mit dem chriftlichen Sinn:
bilde folgten war der methodifche Seift großer Männer dar
auf bedacht, jedem Sebiete feine Graͤnze anzuweiſen, und es
nach ſeiner Natur anzubauen. Große Genien, die durch eigene
Seiftesiwerke unfterblich geworden, machten fich zugleich durch
diefe Sorge der Wiederherfielung verdient, Derſelbe Jo—
hannes Boccaccio, der in ſeinem Decamerone einen wei—
ten Kreis romantiſcher Sagen umfaßt hatte, war der erſte,