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Heidelbergische Jahrbücher der Literatur — 1.1808 (Abtheilung 5: Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst)

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https://doi.org/10.11588/diglit.30036#0070
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62 Adelungs Aelteſte Geſchichte der Deutſchen 36.

auf den Reichstaͤgen ſich vorſtellen zu laſſen, und der, Streit
der Churfuͤrſtlichen und Fuͤrſtlichen Geſandten um den Exzellenz⸗
Titel, waren Gegenſtaͤnde, die man mit groͤßerer Sorgfalt
erlaͤuterte, als man auf die Beſtimmung ſo vieler hochwichtiger
Puncte wandte, durch welche das Verhaͤltniß der verſchiedenen
Claſſen der Nation, unter ſich und zu ihren Fuͤrſten, in den
verſchiedenen Zeiten verſchieden ſich darſtellte. Die Aufzaͤhlung
der meiſt nur kurzdaurenden, zum Theil ganz unwirkſamen
Anordnungen der Kaiſer und Koͤnige, wurden mit groͤßerem
Fleiße betrieben als die Aufforſchung der Beruͤhrungspuncte
der deutſchen Nation mit andern Nationen. So vernach—
laͤſſigte man beſonders auch die fruͤhere Geſchichte vor der
Entſtehung des deutſchen Reichs, obgleich doch nur in jener
Zeit die Bedingungen und die Keime des ganzen nachherigen
Zuſtandes aufgefunden werden konnten, und daher eine grund:
liche Erlaͤuterung dieſes nachherigen Zuſtandes ohne jene ſo gut als
unmoͤglich war. Dieſe Fehler in den deutſchen Reichshiſtorien
giengen auch in die Specialgeſchichten uͤber. Man ließ zwar,
wo es nur möglich mar, die Roͤmer in der Zeit vor der
chriſtlichen Aera und in den erſten chriſtlichen Jahrhunder—
ten recht wacker ihr Weſen treiben; aber man kuͤm—
merte ſich wenig darum, welchen Einfluß die Roͤmer
auf die Bildung der Nation gehabt haben moͤchten. Die
wenigen trefflichen Deutſchen Specialgeſchichten eines Moͤſer
(deſſen Osnabruͤckiſche Geſchichte in ihrer Anlage als Muſter,
wie die Specialgeſchichte eines Landes bearbeitet werden muͤſſe,
aber in manchen Theilen der Ausfuͤhrung auch als Warnung
vor den Abwegen dient, auf welche die Phantaſie ſelbſt den
ſorſchenden und Belege aufgeſtellter Behauptungen ſuchenden
Fleiß zu fuͤhren vermag), eines Johannes Muͤller, eines
Wenk fanden bisher wenige Nachahmer, und die allgemeine
deutſche Hiſtorie, welche allgemein geworden, ehe ſie das Spe⸗
cielle aufgefaßt, blieb in ihrer Beſchraͤnktheit und Einſeitigkeit.
Dabey wurde hie und da vernommen, es beſaͤße keine Na—
tion, auch die Franzoͤſiſche nicht, ſo trefflich ausgearbeitete
 
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