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Heidelbergische Jahrbücher der Literatur — 1.1808 (Abtheilung 5: Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst)

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https://doi.org/10.11588/diglit.30036#0094
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s6 Platons Werke von Schleyermacher.

dieſen Unterſchied ſich gebildet, da er dieſes wohl weiß, hätte
ev doch nicht allein „, diefen an fih ganz unbeſtimmten Gedan—
fen“ auf deutliche Begriffe bringen, und dann durch allge;
meine Bemerkungen wegräumen, fondern jener Aeußerungen
und dieſer Spuren Guͤltigkeit einzeln entkraͤften ſollen; jetzt
moͤchten mit uns Manche bedenklich ſeyn, und wir wollen
daher unſere Meinung deutlich ſagen als eine Anfrage, ob
S. anders gedacht, oder daſſelbe der Kuͤrze wegen nur zwey—
deutig und unvollſtaͤndig ausgedruckt habe. Erſtlich iſt eine
große Wahrſcheinlichkeit da, daß auch Platon ein Eſoteri—
ſches hatte, indem er ſonſt bey ſeiner unverkennbaren Hin—
neigung zum Pythagoreismus, doch ganz aus dem Geiſte deſ⸗
ſelben herausgegangen waͤre: denn daß das Eſoteriſche der
Pythagoreer nur politiſch geweſen waͤre, davon wird uns S.
eben ſo wenig uͤberreden, als wir ihm dieſes von den Myſte—
rien glauben wuͤrden, welche doch ihres, unverdächtigen “ ζῶν
15} SYnhaltes wegen, auch hatten öffentlich feym koͤnnen: ja
auch andere Philoſophen vor Platon, ſuchten auf man?
nigfaltige Weiſe ihre Lehrſaͤtze einzuhuͤllen, wie vom He—
rakleitos erwieſen iſt (ſ. Creuzer in den Studien B.
II, S. 266). Dieſer Analogie gemaͤß, koͤnnte ſelbſt die
kuͤnſtliche Form der Platoniſchen Werke auf cin Efote:
riſches berechnet ſcheinen auf ein gewiſſes Abhalten vom Le—
ſen fuͤr den, welcher ohne reinen Trieb zur Erkenntniß und
Luft an tieferer Forſchung hinzukaͤme; in der That muͤßte
ſonſt Platon ſeinem Zeitalter mehr, als man denken ſoll—
te, zugetraut haben, um durch ſolche Darſtellungen darauf
einwirken zu wollen. Aber warum haͤtte er denn uͤberhaupt
geſchrieben, wenn er nicht glaubte verſtanden zu werden?
Weder in ſich noch gegen die Schleiermacherſche An—
ſicht, hat es etwas Widerſprechendes anzunehmen, daß ſeine
Geſpraͤche zwar auch für das größere Publikum, als Anre—
gung zur Philoſophie, doch aber insbeſondere fuͤr ſeine Schuͤ—
[εὐ beſtimmt waren, welchen ſe Aufgaben zur Aufloͤſung,
Winke zu dieſer, endlich ſelbſt wieder Aufloͤſungen gegebener
 
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