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Heidelbergische Jahrbücher der Literatur — 1.1808 (Abtheilung 5: Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst)

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https://doi.org/10.11588/diglit.30036#0095
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Platons Werke von. Schleiermacher, 87

Probleme, und Hülfsmittel zum Behalten muͤndlicher Vor—
träge (ὑπομνήματα, commentarit-) Wären: welches, . von
dem Verf. felbft angedeutet (Ss 19), aber nicht ausge:
führt, hier und da vielleicht zur Erklaͤrung von Mißverhaͤlt—
niſfen oder fremdartigen Einſchaltungen, wie das zehnte Buch
der Geſetze iſt, angewandt werden koͤnnte: nicht nur iſt es
in der Sitte des Alterthums (Epinom. S. 980 D), ſon—
dern auch im Geiſte des Platonismus, welcher bey feiner Seo:
ringſchaͤtzung der ſchriftlichen Mittheilung (Einl. S. 17}
dieſer nur in innigſter Verbindung mit mündlichem Unterrichte
lebendige Wirkſamkeit beylegen konnte. So werden wir auf
das Innere der Schule zuruͤckgetrieben, von der wir leider fü
wenig kennen; aber ſo viel wiſſen wir doch, um einzuſehen,
daß außer der geſammten Mathematik, welche, obgleich ſie
mit deutlicher Hinweiſung auf den muͤndlichen Vortrag, nie
ausfuͤhrlich behandelt iſt, dennoch zu dieſer Betrachtung nicht
gezogen werden ſoll, allerdings darin Lehren vorkamen, uͤber
welche er ſo unverhohlen nicht in Schriſten ſpricht, ſondern in
mehr oder weniger „dunklen Winken “; dort ſtellte er in offe—
ner Ueberlieferung reiner dar, was er in ſchwerer zu entraͤth—
ſelnden Charakteren ſchrieb, und was er hier nicht bis zur
hoͤchſten Spitze hinaufgefuͤhrt hatte, dieſem fekte er um münde
lichen Unterrichte den Gipfel und Schlußſtein auf. Hiernach
beruht der Unterſchied des Eſoteriſchen und Exoterifchen zwar
nicht auf den Gegenſtaͤnden, aber doch auch nicht auf der aͤuß
ſeren Form des Vortrages allein, ſondeen auf dem hoͤheren
oder minderen Grade der unumhuͤllten, wiſſenſchaftlichen Dar—
legung, ſo, daß das Exoteriſche, wie det Mythos, eine aͤuſ
jevfiche angreifliche Seite hat, von melcher es die Uneingeweih⸗
ten nehmen, aber auch einen innerlichen Sinn, der nur. Eſo
teriſchen verſtaͤndlich iſt, von Exoteriſchen aber in dem Grade,
wie ſie durch eigene Erkenntniß zu Eſoteriſchen Hevanıeifen

klarer und klarer geahndet wird. Sollten jenem Verhaͤltniſſe

dieſe Nahmen nicht mit Recht zukommen? Oder ſollte di

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