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Heidelbergische Jahrbücher der Literatur — 1.1808 (Abtheilung 5: Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst)

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https://doi.org/10.11588/diglit.30036#0097
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Platons Werke von Schleiermacher. 89

Verf. ſich zu unbeſtimmt und ſchwankend erklaͤrt hat; wollten
wir ihn feſter faſſen, wie ein Proteus, der noch keinen
tuͤchtigen Menelaos gefunden hat, entſchluͤpfte er wieder durch
folgende nachholende Worte (S. 21): „Und 5 mare Diefes
die einzige Bedentung, in welcher man hier von einem Eſote⸗
vifchen und Exoteriſchen reden fönnte, ſo naͤhmlich, daß dieſes
nur eine Beſchaffenheit des Leſers anzeigte, je nachdem er ſich
zu einem wahren Hoͤrer des Inneren erhebt oder nicht; oder
ſolles doch auf den Platon ſelbſt bezogen werden,
ſo kann man nur ſagen, das unmittelbare Lehren ſey allein ſein
eſoteriſches Handeln geweſen. Denn bey jenem konnte er
allerdings, wenn er erſt hinlaͤnglich gewiß war, die Hoͤrer
ſeyen ihm nach Wunſche gefolgt, auch ſeine Gedanken rein
und vollſtaͤndig ausſprechen.“ Ob jenes unbeſtimmte Sollen
und Koͤnnen nicht vielmehr ein Muͤßen ſeye, haben wir
durch dieſe Unterſuchung, um nach Pflicht den Leſer und den
Verf. vor Mißverſtehen und Mißverſtandenwerden zu bewah⸗
ven, genauer anseinanderlegen wollen.

Zu dem Unternehmen, den philoſophiſchen Inhalt aus
den Platoniſchen Werken zerlegend herauszuarbeiten, iſt
es ein nothwendiges Ergänzungsfiuck, die einzelnen Werke in
ihren natuͤrlichen Zuſammenhang herzuſtellen (S. 1683 17).
Daß nun Platon den Leſer zur eigener Erzeugung philoſo—
phiſcher Ideen oder zu dem beſtimmteſten Gefuͤhle des Nicht—
verſtehens zwingen wolle, deßhalb keine baare Reſultate in
die Hände liefere, ſondern nur ſolche Widerſpruͤche knuͤpfe,
zu welchen die beabſichtigte Idee die einzige Loͤſung iſt, und
mancherley Andeutungen, Nebenparthien, unzuſammenhaͤngende
Striche zufuͤge, woraus ſich das Verſtaͤndniß, gleichſam wie
bey einem allegoriſchen Gemaͤlde, ziehen laffe, daß ev ferner
auf das Vorige fortbauend zu einer poſitiveren Darſtellung
übergehe, und fo eine Reihe von Geſpraͤchen gebildet habe,
deren Folge aufzuſuchen, feine, des Verf., Abſicht ſeye; die—
ſes Alles fuͤhret er (S. 17 — 22) zu voͤlliger Befriedigung
gewiß eines Jeden aus, der nicht ohne Sinn fuͤr die innere Com—
 
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