186 Buͤſching und von der Hagen
bedeutende, ganz Alltaͤgliche, mit dem Volksmaͤßigen verwech—
ſelt, und weil in Spinnſtuben, Wachſtuben und Schneider—
herbergen, vielleicht mitunter ein wuͤrklich ſchoͤnes Lied gehoͤrt
wird, vorausgeſetzt, es muͤſſe nun auch alles, was an den
erwaͤhnten Orten geſungen und gepfiffen wird, unfehlbar ein
wahrhaftes Volkslied ſeyn. Auf dieſem Abwege finden wir die
gegenwaͤrtige Sammlung, leider! ſehr oft. Indeſſen wollen
wir gerne alles, was auch dieſe Sammlung Gutes und Lo—
benswerthes hat, mit Lob erwaͤhnen. Vollkommnen Beyfall
geben wir den Grundſaͤtzen, welche die he S, VI.
und IX. aufftellen ;
„Wir machten‘ uns bey dem, was wir aus Schriften
„aufnahmen, die gewifenhHafteffe Treue zur Pflicht; wir Ge
„ben alles, wie wir es fanden, nur in allgemein lesbarer und
„verſtaͤndlicher Geſtalt, durch Hinzufuͤgung oder Berichtigung
„der Interpunktion und Orthographie, und der nothwendigen
„Verneuung ganz veralteter Formen und Worte; doch auch
„dies letzte nach beſtimmten Grundſaͤtzen und mit Erhaltung
„vieles Alterthuͤmlichen, das an dergleichen Urkunden am ‚ch:
- „Men wieder zu verjüngen if. Auch die metrifche Form δα
„ben wir, außer’ bey gar zu. großen Ungleichheiten und offen:
„baren Fehlern, "nicht Forrekter gemacht. Noch weniger aber
„Haben wir diefe Lieder durch Auslaſſungen, Zuſaͤtze, Ueber—
5, arbeitung und Umbildung verſetzen, Fragmente ergänien,
„oder gar ganz eignes Machwerk dabey einſchwaͤrzen wollen;
‚Dies if, aufs gelindeſte eine poetiſche Falſchmuͤnzerey, wofür
„die Hiſtorie keinen Dank weiß. Mer Luft zu folchen Din
„gen hat, dem laffen wir eg allerdigs auch frey, und es muß
„uns freuen, wenn er etwas Treffliches daraus hervorbringt,
„Wer es. aber immerhin thut, der ſollte es doch wenigſtens
„ſagen, oder ſo thun „daß kein Zweifel daruͤber bleibt.
„Bey vielen Liedern lagen uns verſchiedene oft ſehr ab—
„weichende Exemplare vor, und da blieb freylich unſer Ur—
Itheil die letzte Inſtanz; wir koͤnnen uns aber das beruhi—
„gende Zeugniß geben, daß wir alle uns zu Gebote ſtehende
bedeutende, ganz Alltaͤgliche, mit dem Volksmaͤßigen verwech—
ſelt, und weil in Spinnſtuben, Wachſtuben und Schneider—
herbergen, vielleicht mitunter ein wuͤrklich ſchoͤnes Lied gehoͤrt
wird, vorausgeſetzt, es muͤſſe nun auch alles, was an den
erwaͤhnten Orten geſungen und gepfiffen wird, unfehlbar ein
wahrhaftes Volkslied ſeyn. Auf dieſem Abwege finden wir die
gegenwaͤrtige Sammlung, leider! ſehr oft. Indeſſen wollen
wir gerne alles, was auch dieſe Sammlung Gutes und Lo—
benswerthes hat, mit Lob erwaͤhnen. Vollkommnen Beyfall
geben wir den Grundſaͤtzen, welche die he S, VI.
und IX. aufftellen ;
„Wir machten‘ uns bey dem, was wir aus Schriften
„aufnahmen, die gewifenhHafteffe Treue zur Pflicht; wir Ge
„ben alles, wie wir es fanden, nur in allgemein lesbarer und
„verſtaͤndlicher Geſtalt, durch Hinzufuͤgung oder Berichtigung
„der Interpunktion und Orthographie, und der nothwendigen
„Verneuung ganz veralteter Formen und Worte; doch auch
„dies letzte nach beſtimmten Grundſaͤtzen und mit Erhaltung
„vieles Alterthuͤmlichen, das an dergleichen Urkunden am ‚ch:
- „Men wieder zu verjüngen if. Auch die metrifche Form δα
„ben wir, außer’ bey gar zu. großen Ungleichheiten und offen:
„baren Fehlern, "nicht Forrekter gemacht. Noch weniger aber
„Haben wir diefe Lieder durch Auslaſſungen, Zuſaͤtze, Ueber—
5, arbeitung und Umbildung verſetzen, Fragmente ergänien,
„oder gar ganz eignes Machwerk dabey einſchwaͤrzen wollen;
‚Dies if, aufs gelindeſte eine poetiſche Falſchmuͤnzerey, wofür
„die Hiſtorie keinen Dank weiß. Mer Luft zu folchen Din
„gen hat, dem laffen wir eg allerdigs auch frey, und es muß
„uns freuen, wenn er etwas Treffliches daraus hervorbringt,
„Wer es. aber immerhin thut, der ſollte es doch wenigſtens
„ſagen, oder ſo thun „daß kein Zweifel daruͤber bleibt.
„Bey vielen Liedern lagen uns verſchiedene oft ſehr ab—
„weichende Exemplare vor, und da blieb freylich unſer Ur—
Itheil die letzte Inſtanz; wir koͤnnen uns aber das beruhi—
„gende Zeugniß geben, daß wir alle uns zu Gebote ſtehende