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Heidelbergische Jahrbücher der Literatur — 1.1808 (Abtheilung 5: Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst)

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https://doi.org/10.11588/diglit.30036#0143
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Buͤſching u. von d. Hagen Samml. Deutſ. Volkoͤl. 16, 435

feine Sammling, da fie die Blüthen fo vieler Nationen
umfaſſen ſollte, fuͤr das Deutſche viel zu unvollſtaͤndig. Es
erſchienen zwar ſeit der Zeit immer mehrere Beytraͤge, ja
auch Sammlungen Deutſcher Volkslieder; das vorzuͤglichſte
blieb aber nur in dem Kreiſe der Literatoren, ohne an das
groͤßere Publikum gelangen zu koͤnnen. Die von Arnim und
Brentano Ihe Sammlung zuerft war ἐδ, die alle früs
here zu umfaſſen ſtrebte, und die Herausgeber derſelben has
ben das Verdienſt, manches ſchoͤne Volkslied, das noch ganz
unbekannt, oder doch uur ſehr wenig verbreitet war, der
Vergeſſenheit entriſſen zu haben. Wenn nur auch die Sorg—
falt der Behandlung und der Auswahl dem Reichthum eini⸗
germaßen entſpraͤche! wenn nur nicht ſo manches Schlechte
mit aufgenommen, ſo manches Eigne und Fremdartige ein⸗
gemiſcht waͤre, und die bey einigen Liedern ſichtbare will:
kuͤhrliche Veraͤnderung nicht bey dem größten heil der Leſer
ein gevechtes Mistrauen auch gegen die übrigen einflößen
müßte.

Zwey Abwege ſind bey dem Volsliede vorzüglich zW ver;
meiden: der erſte iſt der einer geſuchten Seltſamkeit; denn da
man leicht bemerken kann, daß beſonders die aͤltern unter den
Volksliedern ſich nicht ſelten durch etwas wunderlich Abgeriſſe⸗
nes, halb Raͤthſelhaftes, auszeichnen, wodurch ihre ruͤhrende
Kraft und der ihnen eigene Reiz noch erhoͤht wird, ſo ſetzen
einige das Weſen des Volksliedes vorzuͤglich in dieſe Unver—
ſtaͤndlichkeit, die ſie nun nicht bloß laſſen, wo ſie ſich etwa
ſchon findet, ſondern gefliſſentlich aufſuchen, und nie genug
davon haben koͤnnen, welches leicht zum Abgeſchmackten fuͤh,
ren kann. Dieſer Abweg find et natuͤrlich nur bey den will
kuͤhrlich aͤndernden Sammlern Statt, oder bey denen, welche
die Art und Weiſe des Volksliedes in eignen Gedichten abſicht—
lich nachbilden zu koͤnnen vermeinen. Auf dieſem Abwege
glauben wir die Sammlung von Arnim und Brentano
einigemal betroffen zu haben. Der andre Abweg iſt noch ein⸗
facher, da man das Rohe und Gemeine, aber auch das Un-—
 
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