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Heidelbergische Jahrbücher der Literatur — 1.1808 (Abtheilung 5: Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst)

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Zweytes Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.30036#0250
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234 WMuͤller Vorleſungen

puncte, den er S. 33 und früher aufftellt, angefehen, werde
es klar, wie es Ddafelbft Heißt, „Daß felbft Friedrichs des
„Zweyten ungebuͤhrliche Protection der Franzoͤſiſchen Bil—
»dung, zum Segen der Curopaͤiſchen Cultur habe ausſchlagen
„muͤſſen.“ Wir wuͤrden hinzuſetzen, ja auch zum Beſten der
Deutſchen Literatur; denn wenn der alte König mit der {hm
eignen durchgreifenden. Kraft alle fchon damals vorhandenen
Elemente des rege gewordnen Dentfchen Seiftes ergriffen, und
in einen Brennpunct vereinigt hätte, fo möchten wir ffatt
unfrer freyen Deutfchen Art und Kunft wohl leicht irgend ein
zwanghaftes Noth- und Zwitterweſen von einer provinciellen
Preußiſchen Literatur bekommen haben, wodurch denn das
Emporkommen des Beſſern auf lange Zeit haͤtte gehemmt werden
koͤnnen. Fuͤr ihn ſelbſt kann dies das Urtheil aber doch durch—
aus nicht aͤndern, und es kann uns der Vorzug, den er
Franzoͤſiſchen Schoͤngeiſtern und Atheiſten vor einem Klop—
ſtock und Winkelmann gab, nicht anders als von neuem
daran erinnern, wie wenig er leider auch als Fuͤrſt und als
Koͤnig ein Deutſcher war. Eigentlich liegt bey Anſichten der Art
nichts anders zum Grunde, als der Satz: daß die Vorſehung
doch alles zum Beſten lenke, wie verkehrt es auch die Einzel—
nen immer anfangen moͤgen; oder der noch einfachere: daß
alles eben kommen mußte, grade ſo wie es kam, nach der bey
unſern Zeitgenoſſen ſo beliebten Philoſophie des Köönigs Gor—
boduc: daß alles, was iſt, iſt. — So wenig aber dadurch
aus Unrecht Recht werden kann, eben ſo wenig kann auch
das literariſche Urtheil uͤber irgend einen armen Schaͤcher von
Franzoͤſiſchen Schriftſteller, weil er etwa zu dem Kreiſe des
erwaͤhnten Koͤnigs gehoͤrte, durch jene univerſalhiſtoriſche An—
ſicht veraͤndert werden. Die hiſtoriſche Anſicht iſt allerdings
milder, aber das moraliſche Urtheil bleibt dennoch und iſt un—
abhaͤngig von jener; und auch die kritiſche Anſicht darf nicht
fo ganz in die hiſtoriſche verfließen, als Herr A. Muͤller
es zu wollen ſcheint.
 
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