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Heidelbergische Jahrbücher der Literatur — 1.1808 (Abtheilung 5: Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst)

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Zweytes Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.30036#0251
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uͤber die Deutſche Wiſſenſchaft und Literatur. 235

Wir ſind weit entfernt, den theologiſchen Satz, daß alle
Creaturen anfaͤnglich gut erſchaffen ſeyen, irgend bezweifeln
zu wollen. Nur koͤnnen wir uns nicht entſchließen, die Buͤ—
cher unter die Zahl der urſpruͤnglichen Creaturen zu ſetzen,
und fahren alſo fort zu glauben, daß es ſchlechte Buͤcher gebe
in Menge, eine ganz falſche und unaͤchte Poeſie, die ſich nur
zu leicht an die wahre anſetzt, und durchaus verwerfliche phi—
loſophiſche Syſteme, in denen ein böfes Princip ſich aͤußert
und wirkt, allem Guten und Goͤttlichen grade entgegen five;
bend.

Auch iſt Herr Muͤller ſelbſt gar nicht ſo frey von po—
lemiſchen Aeußerungen, als er es nach ſeinem Grundſatz einer
liebevollen Verſchmelzung des literariſchen Guten und Boͤſen doch
ſeyn ſollte. Die Stelle (S. 126 — 128) uͤber die partheyiſche
Anſicht und Verdrehung der Kirchengeſchichte bey proteſtanti⸗
ſchen Schriftſtellern werden manche ganz polemiſch, oder wohl
gar ungerecht finden; wir zweifeln nicht, daß der Herr Verf.
ſehr viele Belege fuͤr ſein ſtrenges Urtheil anfuͤhren koͤnne,
doch haͤtte er ſich etwas weniger allgemein ausdruͤcken moͤgen.

Was Herrn Muͤllers aͤſthetiſche Urtheile betrifft, ſs
duͤrfte auch hier noch in einigen Faͤllen Lob und Tadel ſehr
unverhaͤltnißmaͤßig gefunden werden. Vortreflich fanden wir
das meiſte von dem, was der Herr Verf. uͤber Goͤthe ſagt;
wenn er aber die beyden Schlegel der Partheylichkeit fuͤr
Tieck beſchuldigt, ſo duͤrften andre ihn und zwar in
hohem Grade ungerecht gegen Tieck finden.

Den harten Tadel (S. 189) gegen ein ungedrucktes, der
Angabe nach ſatiriſches Werk von Fr. Schlegel fuͤhren
wir nur an, um unſre Verwunderung zu bezeigen: daß wir
einen Schriftſteller, wie Herrn A. Muͤller, der ſonſt Ges
fuͤhl fuͤr Wuͤrde zeigt, und ſich von den bey der ſetzt herr—
ſchenden literariſchen Klatſcherey ſo beliebten feinen An—
ſpielungen und perſoͤnlichen Winken rein erhaͤlt, hier an die
erſten Grundſaͤtze literariſcher Rechtlichkeit erinnern muͤſſen.
Mag jenes Werk vorhanden ſeyn oder nicht, mag Herr Muͤl—
 
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