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Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 18,2.1825

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N. 48
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https://doi.org/10.11588/diglit.33358#0147
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Boisseree Beschreibung des Doms in Köln.

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Um die Construction des Kreuzes , die eben so wie alles
Andere von des Chores Maass und Gerechtigkeit bedingt er-
scheint, wirdes, nur unter ihm eigentümlichen Verhältnis-
sen, dieselbe Bewandniss haben. Als seine inwendigste
Grundgestalt muss jene Vierung in Mitte des ganzen Gebäu-
des am Kreuzungspuncte seiner Arme dienen, die eben, weil
sie als Kern des Kreuzes und mithin sein Heiligstes erscheint,
bestimmt war, in einer eigenen Capelle die .Särge der drei
Könige aufzunehmen. Diese Vierung, an den Ecken von
vier Säulenbündeln, jeder zu viermal vier Schäften umstellt,
ist also das Sinnbild der bauenden Gemeinde, die aus ihm als
der natürlichen Grundform die Kirche zu bauen unternimmt,
in der sie für sich und die Welt den Aufgang zur Höhe sucht.
Der Weg aber, in dem dieser Aufgang geschieht, ist der Weg
des Kreuzes, und die Grundform der Vierung muss sich da-
her zunächst in die Kreuzesform erschliessen. Denn Gott,
wann er im Allerheiligsten niedersteigt zur Welt, durch-
dringt und verähnlicht durch Gnade das Geschaffene,
das er zugleich befässt; die Welt hingegen und die Gemeinde,
die zu Gott ansteigt, vermag ihn nicht zu durchdringen, noch
weniger zu besassen, sie fügt sich ihm nur in Demuth und
Liebe an, und während er durch sein Beitreten in einer wah-
ren Transsuhstantiation Irdisches und Göttliches einbildet,
kann sie aus eigener Macht nur allmählich durch zunehmende
Heiligung ihm nahen, immerfort jedoch in ihrer Creatur-
lichkert beharrend. Wie also dort jene Transsuhstantiation
architectonisch durch die Durchdringung des Vierkecks mit
dem Dreieck im Zwölfeck, und die Multiplication der Zahl-
wurzeln in der Zwölfzahl sich ausdrückt; so kann hier dieses
heiligende Ansteigen nur dadurch versinnlicht werden, dass
das Viereck durch Aggregation sich also zum Dreieck fügt,
dass, ob es gleich den Charakter der Vierung in der Verbindung
fortbewahrt, doch zugleich in allen seinen Elementen die Signa-
tur des Dreiecks eingedrückt erhält. Dieses vermag aber unter
allen Figuren allein die Kreuzesgestalt zu leisten. Umsetzt
man jene Grundvierung mit vier gleichgemessenen ähnlichen
Vierecken, also dass jedes sich an eine ihrer Seiten fügt, dann
hat man das griechische Kreuz gewonnen, dessen Crundge-
stalt das gleichseitige Viereck ist, das aber in seiner Ausbrei-
tung dem Dreieck sich also aneignet, dass seine vier Arme
um die Grundvietung vier rechtwinklichte Dreiecke bilden,
während sogleich je drei seiner Elemente immer dieselbe
Figur znsammensetzen, und überdetn die zweifache Dreizahl
sich in der Mitte kreuzend schneidet. Der Grundriss breitet
 
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