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Segur, Hlstoire de Russie.
Begebenheiten der neueren Zeit ausgebildeten und immer
allgemeiner werdenden Begriffe den dort herrschenden
und bestimmenden geradezu entgegenstehen müssen, wäh-
rend doch das Gewicht, welches die physische Stärke
Rufsiands in die Wagschafe zu werfen hat, in den Ver-
hältnissen von ganz Europa den mächtigsten Einflufs aus-
übt. Auf der anderen Seite ist mit demselben Fort-
schreiten des Geistes , mit dem wachsenden Bedürfnifs
neuer Formen gesellschaftlicher Verfassungen, mit dem
erwachten Sinn für öffentliches Leben und für die Theil-
nahme am Staatswesen auch das Bedürfnifs wissenschaft-
licher Kenntnisse allgemeiner rege und nothwendig ge-
worden. Die Wissenschaft hat aufgehört, ausschliefs-
liches Eigenthum einer bevorrechteten Zunft zu seyn ,
von der den andern darbenden Menschen nach Gutdün-
ken nur spärliche Bissen aus einer starken Verschanzung
unpraktischer Gelehrsamkeit hervorgelangt wurden. „Die
Geschichte ist die Schule der Fürsten; ihnen kommt es
zu, sich von den Fehlern der vergangenen Jahrhunderte
zu unterrichten, um sie zu vermeiden. Diese Wahr-
heit, welche Friedrich 11. in seinen hinterlassenen Wer-
ken ausgesprochen, die schon Peter der Grofse, der
zuerst alle Chroniken seines Landes sammeln liefs (S. 314.
— Schlözers Nestor!, S. 88.), erkannte, und wie Frie-
drich !I. und Bonaparte und andere grofse Männer wie
sie, praktisch bethätigte, findet auch in einer weiteren
Ausdehnung für Jeden, der das Leben einer Gesammt-
heit nicht gleichgültig an sich vorübergehen sieht, ihre
Anwendung. Der Herr Graf von Segur bemerkt daher
mit Recht, wie besonders die Bekanntschaft mit der
Geschichte bei den lebendigen Bestrebungen der neue-
sten Zeit für das politische Leben eine unerläfsliche Be-
dingung sey. Die allgemeinfafsliche Darstellung der Ge-
schichte zur Erleichterung dieser Bekanntschaft, eine
Behandlungsweise, welche Sinn und Bedeutung der
Geschichte als Wissenschaft unmittelbar durch sie selbst
am deutlichsten einsehen läfst, ist daher nicht minder
nothwendig. Dies ist ein anderer Hauptgedanke, der in
Segur, Hlstoire de Russie.
Begebenheiten der neueren Zeit ausgebildeten und immer
allgemeiner werdenden Begriffe den dort herrschenden
und bestimmenden geradezu entgegenstehen müssen, wäh-
rend doch das Gewicht, welches die physische Stärke
Rufsiands in die Wagschafe zu werfen hat, in den Ver-
hältnissen von ganz Europa den mächtigsten Einflufs aus-
übt. Auf der anderen Seite ist mit demselben Fort-
schreiten des Geistes , mit dem wachsenden Bedürfnifs
neuer Formen gesellschaftlicher Verfassungen, mit dem
erwachten Sinn für öffentliches Leben und für die Theil-
nahme am Staatswesen auch das Bedürfnifs wissenschaft-
licher Kenntnisse allgemeiner rege und nothwendig ge-
worden. Die Wissenschaft hat aufgehört, ausschliefs-
liches Eigenthum einer bevorrechteten Zunft zu seyn ,
von der den andern darbenden Menschen nach Gutdün-
ken nur spärliche Bissen aus einer starken Verschanzung
unpraktischer Gelehrsamkeit hervorgelangt wurden. „Die
Geschichte ist die Schule der Fürsten; ihnen kommt es
zu, sich von den Fehlern der vergangenen Jahrhunderte
zu unterrichten, um sie zu vermeiden. Diese Wahr-
heit, welche Friedrich 11. in seinen hinterlassenen Wer-
ken ausgesprochen, die schon Peter der Grofse, der
zuerst alle Chroniken seines Landes sammeln liefs (S. 314.
— Schlözers Nestor!, S. 88.), erkannte, und wie Frie-
drich !I. und Bonaparte und andere grofse Männer wie
sie, praktisch bethätigte, findet auch in einer weiteren
Ausdehnung für Jeden, der das Leben einer Gesammt-
heit nicht gleichgültig an sich vorübergehen sieht, ihre
Anwendung. Der Herr Graf von Segur bemerkt daher
mit Recht, wie besonders die Bekanntschaft mit der
Geschichte bei den lebendigen Bestrebungen der neue-
sten Zeit für das politische Leben eine unerläfsliche Be-
dingung sey. Die allgemeinfafsliche Darstellung der Ge-
schichte zur Erleichterung dieser Bekanntschaft, eine
Behandlungsweise, welche Sinn und Bedeutung der
Geschichte als Wissenschaft unmittelbar durch sie selbst
am deutlichsten einsehen läfst, ist daher nicht minder
nothwendig. Dies ist ein anderer Hauptgedanke, der in