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Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 26,1.1833

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No. 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.34819#0059
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munde, empirische Psychologie. 39
denn Grundvermögen bedeutet eben, dals die Bedingun-
gen der Qualität seiner Thätigkeiten in ihm selbst liegen.
In dieser Art ist auch das Gefühlsvermögen, wie jedes
Grundvermögen, denselben Bedingungen der Selbstthä-
tigkeit und Empsänglichkeit oder der ursprünglichen
vernünftigen Form und der sinnlichen Anregung unter-
worfen, wie das Erkenntnisvermögen (und wie das Be-
strebungsvermögen), und von diesem hätte der Grund
zur Eintheilung der Gefühle hergenommen werden sol-
len, wie er bei den Erkenntnissen daher genommen wurde.
Es ist freilich ein Fehler dieses Werkes überhaupt, dass
diese allgemeinen Bedingungen und Gesetze des Seelen-
lebens im Anfänge gar nicht sür sich dargestellt worden
sind, sondern dass es gleich mit der Darstellung der
einzelnen Vermögen beginnt. Da nun, wie bemerkt, die
Bedingungen der Verschiedenheit der Gefühle, im We-
sentlichen dieselben sind, als die der Erkenntnisse, so
solgt, dass das Gefühlsvermögen ungefähr nach dem-
selben Schematismus eingetheilt werden kann, als das
Erkenntnisvermögen, und dies giebt der hier aus dem
Erkenntnisvermögen entlehnten Eintheilung der Gefühle
einigen Schein der Wahrheit. Alser so wie sich schon
im Voraus die Unrichtigkeit zeigen lässt, diese Gleich-
förmigkeit der Eintheilung der Gefühle mit der der Er-
kenntnisse für eine Folge der Erkenntnisse zu halten, so
lälst sich dies auch im Einzelnen darthun. Sinnliche
Gefühle sind keineswegs solche, die. durch sinnliche Er-
kenntnisse erregt werden, sondern die durch sinnliche
Erregung der Gefühlsvereinigung selbst bedingt sind;
eben so vernünftige oder intellectuelle Gefühle nicht
solche, die durch vernünftige Erkenntnisse erregt sind,
sondern worin das Gefühlsvermögen selbst durch seine
ursprüngliche Form der Vernünftigkeit oder Selbstthä-
tigkeit bestimmt ist. So können sinnliche Gefühle auch
durch Vorstellungen der Einbildungskraft erregt seyn,
wenn diese z. B. einen nicht gegenwärtigen aber den
Sinnen wohlgefälligen Gegenstand lebendig genug vor-
stellen, so entsteht oft dasselbe sinnliche Gefühl, das
 
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