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Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 28,1.1835

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No. 35
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https://doi.org/10.11588/diglit.37276#0566
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Wilda, das Gildenwcaen im Mittelalter.

und konnte nicht, wie Wilda's Werk, aus blofsen mittelbaren
Verarbeitungen meist blofser gedruckter Quellen genommen wer-
den. Aber man sieht auch, es ist eine grofse und schöne Auf-
gabe, die einer grofsen Mühe werth ist; und zu bewältigen wäre
sie schon, wenn einer mit eben so grofser Sicherheit seine For-
schungen anstellte, mit welcher der seltene Mann seinen Plan
hinwarf.
Doch endlich sey es genug, von dem zu reden, was in des
Verfs. Werke fehlt, wenn es seinem Titel entsprechen und die
gestellten Fragen beantworten sollte. Wir wollen nun auf das
kommen, was es wirklich enthält. Wir haben es bereits gesagt,
dafs das Ganze nichts ist, als eine Geschichte der Entstehung
der Zünfte. Waren wir aber unzufrieden darüber, dafs in dem
Buche so vieles mangelhaft und mangelnd war, so sind wir es
über das, was darin gegeben ist, nicht minder. Der Verf. hat
eine Masse von Notizen zusammengebracht, hat manche schöne
Wahrheit daraus an’s Licht gebracht, manches Verhältnifs aufge-
hellt, allein die Ordnung, in der dies geschehen ist, die Grund-
ansichten, von denen aus es theilweise geschieht, halten wir für
durchaus schief. Es gilt uns darum, dem Verf. und nebenbei un-
seren meisten Historienschreibern zu zeigen, dafs man in Deutsch-
land, so viele Bücher da auch gemacht werden, das Buchmachen
gar nicht versteht. Selbst ein oberflächlicher Mann jeder anderen
Nation würde, wenn ihm einmal des Verfs. Material zu Gebote
gestanden hätte, daraus ein weit geordneteres Werk gemacht,
und viel klarere, einfachere Resultate gezogen haben.
Wir wollen versuchen, dem Verf. darzulegen, was wir aus
seinem Material über die Entstehung der Gilden gemacht haben
würden. Wir müssen uns dabei verwahren; wir können nicht
in der Kritik der Minutien als Richter auftreten ; sondern weil
der Verf. sich zu sehr von den Einzelheiten leiten liefs, so kehren
wir uns ausdrücklich auf die Gegenseite, und suchen mit grofsen
historischen Erfahrungen dem nahezukommen , was der Verf. mit
der Erforschung vereinzelter spärlicher Ueberliererungeu zu be-
gründen gesucht hat. Beide Wege müssen zugleich verfolgt
werden, wo ein Werk von Bedeutung entstehen soll. Da der
Verf. nur den Einen verfolgt hat, so mufs es des Kritikers Haupt-
pflicht seyn , den anderen einzuschlagen, der vernachlässigt ward.
Wir könnten auch auf dem Wege des Verfs. ihm nichts nützen,
denn wir haben nicht etwa ein Werk über diesen Gegenstand
unter der Feder, dafs uns der Brodneid einen anderen Plan
 
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