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E. v. Biilovr ■ das Novellenbnch.
22). Giovanni Ventimiglia verschwendet mehrere Jahre lang seine
Liebe an Frau Leonora, ohne sie zur Gegenliebe zu bringen.
Daher verläfst er sie und wendet sich zu einer andern. Nach-
dem aber Giovanni Leonorens Gemahl einen wesentlichen Dienst
erwiesen, erkennt diese ihr Unrecht, verliebt sich heftig in ihn,
und stirbt, da er nun seinerseits nicht mehr zu bewegen ist. —
Viel Lärmens um nichts (IV, 365. nach Band. I, 22.) ist
die Quelle von Shakspeare’s Much ado about nothing, die Ban-
dello W'ohl aus der herrlichen Episode von Ginevra und dem
Herzog von Albanien im fünften Gesang des Orlando furioso ent-
lehnte. Weitere Nachweisungen über die Behandlungen dieser
Sagen finden sich bei Dunlop a. a. Ο. II, 456, Eschenburg
Shaksp X, 357, Simrock a. a. Ο. III, 249· Auch ein deutsches
Drama von Ayrer behandelt diesen Gegenstand Vgl. Tiecks deut-
sches Theater I, 22. Diese Erzählung, die längste des Bandello,
ist bei Bülow sehr verkürzt. Eben so die Verwechslungen
(IV, 437· nach Band. II, 36.), die Shakspeare zu zweien seiner
Dramen »VVas ihr wollt« und »Die beiden Veroneser« benutzt
hat. Die Grundzüge der Erzählung Bandello’s finden sich in den
Hecatommithi von Cinthio, womit indefs nicht behauptet werden
soll, dafs Bandello unmittelbar aus ihm geschöpft habe, was im
Gegentheil unwahrscheinlich ist. Die Hecatommithi sind zwar
früher geschrieben, als Bandello’s Novellen, aber erst später im
Druck erschienen. Bei Cinthio verläfst ein Edelmann, der sich
die Ungnade des Königs zugezogen ^ Neapel mit zwei Kindern,
einem Knaben und einem Mädchen, welche einander auffallend
ähnlich sehen. Sie leiden Schiffbruch, die Kinder werden abge-
sondert von einander am Ufer aufgenommen. Das Mädchen ver-
liebt sich später in einen jungen Mann, und begleitet ihn durch
Vermittlung einer alten Frau in männlicher Tracht als Page. Ihr
Herr hält sie für ihren Bruder, der ihm früher gedient, aber
auch wegen eines Liebesabenteuers in weiblicher Tracht ihn ver-
lassen hatte. Bei Bandello sind die einzelnen Umstände ausge-
führter, als bei Cinthiox, und nähern sich mehr der Shakespeare’-
schen Fabel. Die Geschichte spielt in Aix (Esi) in Savoyen. Die
Verkleidung eines Mädchens in Männertracht, um ihrem Gelieb-
ten als Page oder sonstwie im Interesse ihrer Liebe zu dienen,
finden wir in der romantischen Poesie häufig. Aufser Twelfth
Night und den Two Gentlemen of Verona z. B. in Beaumont and
Iletcher's Philaster, in Shirley's Grateful Servant, School of Com-
pliment, Maid’s Revenge, bei Moliere, Bürger u. s. f. Nament-
E. v. Biilovr ■ das Novellenbnch.
22). Giovanni Ventimiglia verschwendet mehrere Jahre lang seine
Liebe an Frau Leonora, ohne sie zur Gegenliebe zu bringen.
Daher verläfst er sie und wendet sich zu einer andern. Nach-
dem aber Giovanni Leonorens Gemahl einen wesentlichen Dienst
erwiesen, erkennt diese ihr Unrecht, verliebt sich heftig in ihn,
und stirbt, da er nun seinerseits nicht mehr zu bewegen ist. —
Viel Lärmens um nichts (IV, 365. nach Band. I, 22.) ist
die Quelle von Shakspeare’s Much ado about nothing, die Ban-
dello W'ohl aus der herrlichen Episode von Ginevra und dem
Herzog von Albanien im fünften Gesang des Orlando furioso ent-
lehnte. Weitere Nachweisungen über die Behandlungen dieser
Sagen finden sich bei Dunlop a. a. Ο. II, 456, Eschenburg
Shaksp X, 357, Simrock a. a. Ο. III, 249· Auch ein deutsches
Drama von Ayrer behandelt diesen Gegenstand Vgl. Tiecks deut-
sches Theater I, 22. Diese Erzählung, die längste des Bandello,
ist bei Bülow sehr verkürzt. Eben so die Verwechslungen
(IV, 437· nach Band. II, 36.), die Shakspeare zu zweien seiner
Dramen »VVas ihr wollt« und »Die beiden Veroneser« benutzt
hat. Die Grundzüge der Erzählung Bandello’s finden sich in den
Hecatommithi von Cinthio, womit indefs nicht behauptet werden
soll, dafs Bandello unmittelbar aus ihm geschöpft habe, was im
Gegentheil unwahrscheinlich ist. Die Hecatommithi sind zwar
früher geschrieben, als Bandello’s Novellen, aber erst später im
Druck erschienen. Bei Cinthio verläfst ein Edelmann, der sich
die Ungnade des Königs zugezogen ^ Neapel mit zwei Kindern,
einem Knaben und einem Mädchen, welche einander auffallend
ähnlich sehen. Sie leiden Schiffbruch, die Kinder werden abge-
sondert von einander am Ufer aufgenommen. Das Mädchen ver-
liebt sich später in einen jungen Mann, und begleitet ihn durch
Vermittlung einer alten Frau in männlicher Tracht als Page. Ihr
Herr hält sie für ihren Bruder, der ihm früher gedient, aber
auch wegen eines Liebesabenteuers in weiblicher Tracht ihn ver-
lassen hatte. Bei Bandello sind die einzelnen Umstände ausge-
führter, als bei Cinthiox, und nähern sich mehr der Shakespeare’-
schen Fabel. Die Geschichte spielt in Aix (Esi) in Savoyen. Die
Verkleidung eines Mädchens in Männertracht, um ihrem Gelieb-
ten als Page oder sonstwie im Interesse ihrer Liebe zu dienen,
finden wir in der romantischen Poesie häufig. Aufser Twelfth
Night und den Two Gentlemen of Verona z. B. in Beaumont and
Iletcher's Philaster, in Shirley's Grateful Servant, School of Com-
pliment, Maid’s Revenge, bei Moliere, Bürger u. s. f. Nament-