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Histoire de la croisade conlre les albigeois,
weil diese von ihnen zuerst herausgegebene prosaische Bearbei-
tung der Geschichte des Albigenserkriegs mit der vorliegenden
versificirten noch in einer näheren Beziehung steht, als Gleichheit
des dargestellten Gegenstandes und Verwandtschaft des dabei ge-
brauchten Sprachidioms darbieten. Durch dieses Verkältnifs bei-
der Bearbeitungen zu einander wird die letztere allerdings der
genaueren Aufmerksamkeit werth , die ihr bis auf Herrn Faüriel
verweigert wurde.
Herr Daunou und Herr Naudet, welche nach dem Tod des
Benediktiners Brial die Fortsetzung des Recueil des historiens des
Gaules et de la France besorgten , kannten die Handschrift, die
jetzt Herr Fauriel herausgegeben hat. Sie gaben im iqten Tkeil
des Recueil, wo sich eine vollständige Sammlung der Quellen für
die Geschichte des Albigenserkriegs findet, einen neuen Abdruck
jener prosaischen Bearbeitung, und begnügten sich von dieser
poetischen nur in einer Note eine kurze Anzeige zu machen, die
das vorhin schon angedeutete ungünstige Urtheil bestätigt. In
der That sind die erzählten Thatsachen und einzelnen Umstände
in beiden Bearbeitungen ganz dieselben , auch die poetische Dar-
stellung beginnt mit der Kreuzpredigt des Abts von Citeaux und
dem Tode Peters von Castelnau, und schliefst mit der Belage-
rung von Toulouse im J. 1219, und es läfst sich mit Grund an-
nehmen, dafs diese Reimchronik der ursprüngliche Text der Ge-
schichte in Prosa war. Die Sprache der letzteren ist dieselbe,
die man noch jetzt mit wenigen Veränderungen in der Gegend
von Toulouse redet. Sie trat dort an die Stelle der älteren pro-
venzalischen oder catalanischen Sprache , als die Literatur und die
fröhliche Kunst der Sänger durch die verheerenden Kreuzzüge
Simons von Montfort unter die Trümmer der ritterlichen Cultur
jenes blühenden Landes vergraben wurde. Denn seit jener Zeit
schrieb man beinahe gar nicht mehr in provenzalischer Sprache,
und in dem Wenigen, was anfangs noch der Verfolgung der In-
quisition entkam, erkannte man kaum noch die alte gebildete
Sprache der Troubadours, die einem Bertram von Born, einem
Bernard von Ventadour und ihren sangreichen Genossen in Ten-
zonen und Sirventes zu den künstlichsten und kühnsten Formen
gedient hatte. Bald hernach verschwand sie gänzlich. Um diese
Zeit entstand wahrscheinlich die prosaische Bearbeitung der ge-
reimten Geschichte, die von dem beginnenden Hinsinken der pro-
venzalischen Sprache und Literatur Zeugnifs gibt. Man begreift,
wie die neue Bearbeitung in leichter, einfacher Prosa, wie Herr
Histoire de la croisade conlre les albigeois,
weil diese von ihnen zuerst herausgegebene prosaische Bearbei-
tung der Geschichte des Albigenserkriegs mit der vorliegenden
versificirten noch in einer näheren Beziehung steht, als Gleichheit
des dargestellten Gegenstandes und Verwandtschaft des dabei ge-
brauchten Sprachidioms darbieten. Durch dieses Verkältnifs bei-
der Bearbeitungen zu einander wird die letztere allerdings der
genaueren Aufmerksamkeit werth , die ihr bis auf Herrn Faüriel
verweigert wurde.
Herr Daunou und Herr Naudet, welche nach dem Tod des
Benediktiners Brial die Fortsetzung des Recueil des historiens des
Gaules et de la France besorgten , kannten die Handschrift, die
jetzt Herr Fauriel herausgegeben hat. Sie gaben im iqten Tkeil
des Recueil, wo sich eine vollständige Sammlung der Quellen für
die Geschichte des Albigenserkriegs findet, einen neuen Abdruck
jener prosaischen Bearbeitung, und begnügten sich von dieser
poetischen nur in einer Note eine kurze Anzeige zu machen, die
das vorhin schon angedeutete ungünstige Urtheil bestätigt. In
der That sind die erzählten Thatsachen und einzelnen Umstände
in beiden Bearbeitungen ganz dieselben , auch die poetische Dar-
stellung beginnt mit der Kreuzpredigt des Abts von Citeaux und
dem Tode Peters von Castelnau, und schliefst mit der Belage-
rung von Toulouse im J. 1219, und es läfst sich mit Grund an-
nehmen, dafs diese Reimchronik der ursprüngliche Text der Ge-
schichte in Prosa war. Die Sprache der letzteren ist dieselbe,
die man noch jetzt mit wenigen Veränderungen in der Gegend
von Toulouse redet. Sie trat dort an die Stelle der älteren pro-
venzalischen oder catalanischen Sprache , als die Literatur und die
fröhliche Kunst der Sänger durch die verheerenden Kreuzzüge
Simons von Montfort unter die Trümmer der ritterlichen Cultur
jenes blühenden Landes vergraben wurde. Denn seit jener Zeit
schrieb man beinahe gar nicht mehr in provenzalischer Sprache,
und in dem Wenigen, was anfangs noch der Verfolgung der In-
quisition entkam, erkannte man kaum noch die alte gebildete
Sprache der Troubadours, die einem Bertram von Born, einem
Bernard von Ventadour und ihren sangreichen Genossen in Ten-
zonen und Sirventes zu den künstlichsten und kühnsten Formen
gedient hatte. Bald hernach verschwand sie gänzlich. Um diese
Zeit entstand wahrscheinlich die prosaische Bearbeitung der ge-
reimten Geschichte, die von dem beginnenden Hinsinken der pro-
venzalischen Sprache und Literatur Zeugnifs gibt. Man begreift,
wie die neue Bearbeitung in leichter, einfacher Prosa, wie Herr