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Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 31,1.1838

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No. 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.39125#0038
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v. Ammon’s Fortbildung des Christenthums

Jedes Object der Betrachtung und Einsicht ist nur innerhalb
unsers Vorstellungsvermögens uns vorgehalten. Mag es uns als
ein ausser uns daseyendes Wirkliches, oder als ein »nicht anders
denkbarer Gedanke« zur Anerkennung aufgenöthigt er-
scheinen; schon dieses Aufgenöthigte ist nicht eben das selbst,
was sich aufnöthigt. Das sich aufnöthigende Object wird nicht
etwa, weil es ein Ding an sich ist, gar nicht erkannt, aber
wir erkennen es doch nur, insofern es durch Aufnöthigung Ur-
sache einer Vorstellung in uns wird. Was und wie es im Übri-
gen an sich sey, wird uns dadurch nicht bewufst. Hegel weist
daher richtig darauf hin , dafs immer nur die Vorstellung das
Object unsers Bewufstseyns ist. Aber auch Kant hatte längst
nichts anderes gesagt, indem er zuvörderst darauf aufmerksam
machte , dafs wir zwar von jedem vorgehaltenen Ding oder Be-
trachtungsgegenstand das, was von ihm in der Vorstellung zu er-
fassen ist, zu erhennen vermögen, was aber ebendasselbe Ding
sonst noch und an sich ist, ausser unserm Bewufstseyn oder
unerkennbar bleibe.
Nur, soviel das Maas (das Quantum) unserer Auffassungskraft
nehmen kann und kräftig aufnimmt, dieses und nicht mehr, kann
unser eigentliches Betrachtungsobject werden. Es ist alsdann als
etwas durch den Einen Factor der Vorstellung, durch das Auf-
nöthigende, dem Subject aufgenöthigtes innerhalb des Sub-
jects. Wenn aber nicht unser Bewufstseynkönnen, als der an-
dere Factor jeder Vorstellung, bei dem Auffassen raitwirkt, so
entsteht do.ph noch kein Vorgestelltes. Wie vieles Fühlbare ist uns
immerfort aufgenöthigt, das doch , wenn das Wissenkönnen nicht
darauf gerichtet ist, nicht zur Vorstellung wird und nur unbe-
wufst im Subject wirken kann. Selbst der wissende Geist aber,
oder ein jeder, welcher Ich denken kann, bringt alsdann von
dem menschlich aufgefafsten doch nicht mehr zum klaren und
deutlichen Wissen, als er vermöge seines Kraftwesens und sei-
ner Übung vermag.
Dabei kann aber sein Bewufstseyn — das heifst, der Ge-
müthszustand, in welchem er von dem aufgenöthigten und auf-
gefafsten etwas wissen kann, mehr oder weniger mit einer Unzahl
schon vorgefafster Meinungen überfüllt seyn , so dafs es nur erst,
wenn es durch ein streng prüfendes Beurtheilen und Wissen des-
sen , was zu wissen möglich ist, gereinigt wird, ein subjectiv
gültiges genannt werden kann. Und deswegen hilft es nichts,
wenn soviele sich jetzt auf ihr christliches oder idealisches
 
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