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Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 33,1.1840

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No. 14
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https://doi.org/10.11588/diglit.41297#0228
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220 Prokcech von Osten, Denkwürdigkk u. Erinnerungen aus d. Orient.
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dachte man sich hier die Haufen von Suli, von Maina, von
Arkadien und vom Olympus gegen die unordentlich und mit
Geschrei heranziehenden Trojaner und Assyrerdes Kiutahi durch
die Ebene von Athen schreitend.
Allein das griechische Heer theilte, wie wir gesehen haben,
diese stolze Siegesholfnung nicht, und weigerte sich diesmal, in-
stinktartig in den Kampf zu gehen. Und wenn es zuletzt gegen
sein Vorgefühl doch in die Arena hinabstieg, so geschah es mit
demselben blinden Glauben an die Magie europäischer Feldherrn-
kunst, mit welcher sich der unwissende Orientale den Vorschriften
des abendländischen Arztes überlässt, — einem Talisman, vor dem
alles Uebel augenblicklich verschwindet, Kara-Iskaki, der etwas
schwächern Glauben an europäische Wunderkuren merken liess,
wurde als Intrigant verdächtiget und sein Tod — wie man Hrn.
Prokesch sagte — eher als Entfernung eines Hindernisses zum
Sieg, als für ein Unglück betrachtet.
Alle diese Luftgebilde hat der 6. Mai, zerstört, und für je-
dermann bewiesen, dass Sultan Mahmud nicht der Xerxes, dass
Spiridion Vlachopulo nicht Aristides und Katzikojanis nicht Alex-
ander der Macedonier; item, dass unsere Bisciplin eine lange
Schule und Lord Cochrane kein Zauberer sey, und dass Geschick-
lichkeit im Stehlen noch keinen Spartaner mache. Dieser Tag hat
den griechischen Freiheitskampf gleichsam säcularisirt; die Halb-
götter wurden auf einmal Menschen , und zwar schwache, unei-
nige, hülflose, ganz wie wir, nur noch etwas weniger, indem man
jetzt plötzlich ein Heer Mängel und Unvollkommenheiten an den-
selben bemerkte, welche blinder Götzendienst bis dahin zu sehen
verhindert hatt?. Man war jetzt ungerecht genug, die eigenen
Thorheiten und Missgriffe den besiegten und völlig verzweifelnden
Griechen aufzubürden. Diese dagegen sparten auch ihrerseits die
Bemerkungen nicht: „Nun sieht man,“ hiess es, „was eigentlich
an diesen Franki ist; ihre Künste mögen für ihr Land passen,
für uns sind sie nicht; hätte man nur unseren Kapitanis freie
Hand gelassen, wäre für uns gewiss das letzte Unglück nicht ge-
kommen, und wir hätten uns mit der eigenen Art zu fechten glück-
licher und rühmlicher aus dem Spiel gezogen.“ — So viel ist je-
denfalls gewiss, wenn die Griechen mit ihrer Kampfweise den
Kiutahi auch nicht aus seiner Steilung in Athen vertrieben und die
bedrängte Akropolis befreiet hätten, wären doch in keinem Falle
eine so grosse Menge tapferer Männer nutzlos und unrühmlich
 
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