252 Schriften über das höhere Unterrichtswesen
sind denn nicht nur Belgier, sondern auch Deutsche (jetzt deren
drei), Italiäner und Franzosen für die Universität gewonnen wor-
den. Auch mag nicht mit Stillschweigen übergangen werden,
dass der Einfluss der Bischöfe auf die Regierung ihnen möglich
macht, solche Männer, welche ihrer gemachten Erfahrung gemäss
für ihre Lieblingsanstalt nicht zu passen scheinen, ohne Mühe in
andere Aemter, vielleicht selbst an eine der Staatsuniversitäten zu
bringen. Jeder aber, der weiss, dass zum Heile einer Hochschule
die zeitige und unerbittliche Entfernung derjenigen Lehrer, in wel-
chen man sich getäuscht hat, kaum weniger beiträgt, als die Auf-
findung tauglicher Kandidaten, mag den eben angedeüteten Vor-
theil selbst würdigen. Bei Anfang des gegenwärtigen Schuljah-
res waren 44 Lehrer angestellt, unter welchen 22 ordentliche Pro-
fessoren. Privat - Docenten, welche ohne Auftrag und weite-
ren Zusammenhang mit der Universität um die Erlaubniss zu be-
liebigen Vorlesungen nachsuchen und benutzen, bestehen natürlich
keine. Die Professoren sind in fünf Facultäten getheilt, da die
exaeten Wissenschaften (sciences) zu einer eigenen Facultät
ausgeschieden sind. Der faculte de Philosophie et lettres bleibt
Philosophie, Geschichte, classische und moderne Literatur, so wie
politische Oekonomie. Wohl zu bemerken ist, dass nur die katho-
lische Universität eine theologische Facultät in Belgien hat, und
dass somit nur sie in diesem Fache (mit Bewilligung des Pab-
stes) Doctorgrade ertheilen kann. Was die Methode, den Inhalt
und die Richtung der Vorlesungen betrifft, so versteht es sich
ganz von selbst, dass von einer unbeschränkten Lehrfreiheit keine
Rede ist. Die ganze Universität besteht ja nur, um die gesamm-
ten Wissenschaften aus dem Gesichtspunkte und im Interesse, so
wie unter strenger Controle des katholischen Clerus zu lehren,
und dadurch alle kritische Philosophie, alle literarischen und so-
cialen Lehren, welche die negative moderne Geistesemancipation
begründen und fördern, völlig auszuschliessen. Allerdings soll,
ihrem Programme gemäss, die katholische Universität allen Fort-
schritten der menschlichen Wissenschaft folgen, und ihr Unterrieh
soll stark und gründlich seyn; allein die Grundlage darf nicht
verlassen werden; Feindliches ist von vorweg als falsch bezeich-
net und zu bekämpfen. Nicht blos die kirchliche Dogmatik steht
für sich fest, sondern sie ist auch der Wahrheitsmesser für jedes
andere Wissen. Und wenn Thier sch anzudeuten scheint, dass
eine freiere Lehre hiermit doch wohl vereinbar sey, so möch-
ten wir dies», auf specielle Thatsachen uns gründend, entschieden
sind denn nicht nur Belgier, sondern auch Deutsche (jetzt deren
drei), Italiäner und Franzosen für die Universität gewonnen wor-
den. Auch mag nicht mit Stillschweigen übergangen werden,
dass der Einfluss der Bischöfe auf die Regierung ihnen möglich
macht, solche Männer, welche ihrer gemachten Erfahrung gemäss
für ihre Lieblingsanstalt nicht zu passen scheinen, ohne Mühe in
andere Aemter, vielleicht selbst an eine der Staatsuniversitäten zu
bringen. Jeder aber, der weiss, dass zum Heile einer Hochschule
die zeitige und unerbittliche Entfernung derjenigen Lehrer, in wel-
chen man sich getäuscht hat, kaum weniger beiträgt, als die Auf-
findung tauglicher Kandidaten, mag den eben angedeüteten Vor-
theil selbst würdigen. Bei Anfang des gegenwärtigen Schuljah-
res waren 44 Lehrer angestellt, unter welchen 22 ordentliche Pro-
fessoren. Privat - Docenten, welche ohne Auftrag und weite-
ren Zusammenhang mit der Universität um die Erlaubniss zu be-
liebigen Vorlesungen nachsuchen und benutzen, bestehen natürlich
keine. Die Professoren sind in fünf Facultäten getheilt, da die
exaeten Wissenschaften (sciences) zu einer eigenen Facultät
ausgeschieden sind. Der faculte de Philosophie et lettres bleibt
Philosophie, Geschichte, classische und moderne Literatur, so wie
politische Oekonomie. Wohl zu bemerken ist, dass nur die katho-
lische Universität eine theologische Facultät in Belgien hat, und
dass somit nur sie in diesem Fache (mit Bewilligung des Pab-
stes) Doctorgrade ertheilen kann. Was die Methode, den Inhalt
und die Richtung der Vorlesungen betrifft, so versteht es sich
ganz von selbst, dass von einer unbeschränkten Lehrfreiheit keine
Rede ist. Die ganze Universität besteht ja nur, um die gesamm-
ten Wissenschaften aus dem Gesichtspunkte und im Interesse, so
wie unter strenger Controle des katholischen Clerus zu lehren,
und dadurch alle kritische Philosophie, alle literarischen und so-
cialen Lehren, welche die negative moderne Geistesemancipation
begründen und fördern, völlig auszuschliessen. Allerdings soll,
ihrem Programme gemäss, die katholische Universität allen Fort-
schritten der menschlichen Wissenschaft folgen, und ihr Unterrieh
soll stark und gründlich seyn; allein die Grundlage darf nicht
verlassen werden; Feindliches ist von vorweg als falsch bezeich-
net und zu bekämpfen. Nicht blos die kirchliche Dogmatik steht
für sich fest, sondern sie ist auch der Wahrheitsmesser für jedes
andere Wissen. Und wenn Thier sch anzudeuten scheint, dass
eine freiere Lehre hiermit doch wohl vereinbar sey, so möch-
ten wir dies», auf specielle Thatsachen uns gründend, entschieden