72
Laing: Leiters and journals of Robert Baillie.
(Valliadis libri tres} besang und dem Könige Karl widmete, bekommt
seine Kritik. Sie anerkennt das poetische Talent, tadelt aber scharf die
katholisirende Dichtung des an der Universität St. Andrews leh-
renden Theologen. Er sei geistvoll, in allen Wissenschaften etwas be-
wandert, aber als Theolog ohne Tiefe und Gründlichkeit, preise der
englischen Jugend einen neuen Studiengang an, laut welchem man mit
den päpstlichen Meistern und Vätern beginnen, mit den protestantischen
Neuerern endigen solle, stecke ganz in der römisch-katholischen Recht-
fertigungslehre und in irrigen Grundsätzen des Arminius. (j. 1490 —
Manche Briefe, besonders an den im Haag verweilenden Dr. Spang,
gleichen förmlichen Berichten; sie geben eine genaue Einsicht in den
Lauf der wichtigsten Tagesbegebenheiten und können geradezu als eine
Hauptquelle historischer Belehrung dienen. Derselbe Fall tritt ein, wenn
der Verfasser als Bevollmächtigter Rechenschaft ablegt. Dagegen
enthalten die Mittheilungen an Frau und Freunde gewöhnlich Charak-
teristiken der Sitten, Lebensgewohnheiten und Privatereignisse, oft mit
Frische und Anschaulichkeit ausgeführte, graphische Zeichnungen, welche
in kurzen, schlichten Worten ein Bild der behandelten Verhältnisse ge-
ben. Aber auch in solchen Kleinigkeiten verläugnet sich der gottes-
fürchtige, ernste Theolog nicht; überall sieht er die Fügungen und Winke
des Höchsten, gleich wie ihm in der Fremde stets das Schottische Hei-
mathland vorschwebt. Jedoch kommt das alles natürlich, ohne Zwang
und frömmelnde Salbaderei. So beschreibt er z. B. seinem Weibe in
Kilkenny bei Glasgow die eilftägige Novemberreise von Newcastle nach
London (0640} auf eine eben so lebendige als erbauliche Art. „Mon-
tags, heisst es, kamen wir früh Morgens vor Sonnenaufgang in London
an, Alle, Ross und Mann, in der besten Gesundheit; mit uns reisten
mehre Kaufleute und Bediente derselben auf kleinen Kleppern. Die Wege
waren ausserordentlich schlecht und tief, die Tagereisen lang, ununter-
brochen, Viele von uns an das Reisen nicht gewöhnt. Niemand befand
sich besser als ich mit meinem Burschen und den kleinen Kleppern.
Von Killwinning bis London strauchelte ich nicht ein einmal; das ist die
Frucht Deines Gebets. Ich war auch auf dem ganzen Wege muthig und
fühlte Gottes Anwesenheit in meinem Geiste. — Wir hatten grosse
Ausgaben; ihre (0er Engländer} Wirthshäuser sind Paläste; Lein Wun-
der , wenn der Gast geschnürt wird ; für die ziemlich ordinären
Mahlzeiten mussten wir, Mann und Ross, bei 16 und 17 Pfund Ster-
ling zahlen, für drei Schüsseln kleiner Bachkrebse zwei bis vier Schil-
linge.“ (I. 272.}
Laing: Leiters and journals of Robert Baillie.
(Valliadis libri tres} besang und dem Könige Karl widmete, bekommt
seine Kritik. Sie anerkennt das poetische Talent, tadelt aber scharf die
katholisirende Dichtung des an der Universität St. Andrews leh-
renden Theologen. Er sei geistvoll, in allen Wissenschaften etwas be-
wandert, aber als Theolog ohne Tiefe und Gründlichkeit, preise der
englischen Jugend einen neuen Studiengang an, laut welchem man mit
den päpstlichen Meistern und Vätern beginnen, mit den protestantischen
Neuerern endigen solle, stecke ganz in der römisch-katholischen Recht-
fertigungslehre und in irrigen Grundsätzen des Arminius. (j. 1490 —
Manche Briefe, besonders an den im Haag verweilenden Dr. Spang,
gleichen förmlichen Berichten; sie geben eine genaue Einsicht in den
Lauf der wichtigsten Tagesbegebenheiten und können geradezu als eine
Hauptquelle historischer Belehrung dienen. Derselbe Fall tritt ein, wenn
der Verfasser als Bevollmächtigter Rechenschaft ablegt. Dagegen
enthalten die Mittheilungen an Frau und Freunde gewöhnlich Charak-
teristiken der Sitten, Lebensgewohnheiten und Privatereignisse, oft mit
Frische und Anschaulichkeit ausgeführte, graphische Zeichnungen, welche
in kurzen, schlichten Worten ein Bild der behandelten Verhältnisse ge-
ben. Aber auch in solchen Kleinigkeiten verläugnet sich der gottes-
fürchtige, ernste Theolog nicht; überall sieht er die Fügungen und Winke
des Höchsten, gleich wie ihm in der Fremde stets das Schottische Hei-
mathland vorschwebt. Jedoch kommt das alles natürlich, ohne Zwang
und frömmelnde Salbaderei. So beschreibt er z. B. seinem Weibe in
Kilkenny bei Glasgow die eilftägige Novemberreise von Newcastle nach
London (0640} auf eine eben so lebendige als erbauliche Art. „Mon-
tags, heisst es, kamen wir früh Morgens vor Sonnenaufgang in London
an, Alle, Ross und Mann, in der besten Gesundheit; mit uns reisten
mehre Kaufleute und Bediente derselben auf kleinen Kleppern. Die Wege
waren ausserordentlich schlecht und tief, die Tagereisen lang, ununter-
brochen, Viele von uns an das Reisen nicht gewöhnt. Niemand befand
sich besser als ich mit meinem Burschen und den kleinen Kleppern.
Von Killwinning bis London strauchelte ich nicht ein einmal; das ist die
Frucht Deines Gebets. Ich war auch auf dem ganzen Wege muthig und
fühlte Gottes Anwesenheit in meinem Geiste. — Wir hatten grosse
Ausgaben; ihre (0er Engländer} Wirthshäuser sind Paläste; Lein Wun-
der , wenn der Gast geschnürt wird ; für die ziemlich ordinären
Mahlzeiten mussten wir, Mann und Ross, bei 16 und 17 Pfund Ster-
ling zahlen, für drei Schüsseln kleiner Bachkrebse zwei bis vier Schil-
linge.“ (I. 272.}