Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 49,1.1856

DOI Heft:
Nr. 12
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.44393#0188
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
182

Schriften des Freiherrn von Änkershofen über Cärnihen,

Fall, — ferner welche communistischen Ideen wurden dabei zu reali-
siren versucht? Zugleich auch muss im angegebenen Falle beachtet
werden, ob nur die slavische Bevölkerung den Aufstand erregte. Dass
die Bauernschaft in Cärnthen damals die Erhaltung oder Restitution
ihres „alten Rechtes“ (stara prädva) verlangte, ist sehr erheblich,
denn es entsteht die Frage, hatten die Winden alte geschriebene
Gesetze? Chmel gab ferner in demselben Bande des Notizenblattes
p. 277. 294. 310 einige bisher ungedruckte Urkunden zur Geschichte
der Stadt Friesach. Unter diesen Urkunden ist die des Erzbischofs
Friedrich von Salzburg von 1323 über die Beginen, die damals
Mauricianae genannt wurden, wegen ihrer Ausführlichkeit und des
Aufschlusses, welchen sie über die Beginen — und die religiöse
Bewegung im 14. Jahrhundert gibt, wirklich unschätzbar zu nennen.
Es würde mich zu weit führen die vielen beachtenswerthen Notizen,
die aus allen Publikationen von Chmel so auch aus diesen über
Friesach gewonnen werden könnten und verarbeitet zu werden ver-
dienten, näher zu beleuchten. Chmel gab in den „monumenta habs-
burgica, Aktenstücke und Briefe von 1473 — 1576, Zeitalter Maxi-
milians, II. Band, Wien 1855.“ 19 Documente aus dem Jahre
1478 die Geschichte Cärnthens betreffend, darunter sind sehr werth-
voll diejenigen, welche über die Bauernaufstände 1478 handeln, das
ist dieselbe Zeit, wo auch im Elsass und Taubergrunde die Bauern-
unruhen begannen.
Schon in einem früheren Aufsatze in diesen Blättern, worin ich
zwei Werke Neugarts, die nach seinem Tode erschienen sind, be-
sprach, habe ich Veranlassung gefunden, der Verdienste des Frei-
herrn G. von Ankershofen um die Specialgeschichte von Cärnthen
rühmende Erwähnung zu thun. Er ist der bedeutendste und gelehr-
teste Schüler Neugart’s, und aus einem höchst achtenswerthen Ge-
fühle der Pietät hat er auch sein Handbuch der Geschichte von
Cärnthen den P. P. Trudpert Neugart, Ambros Eichhorn und Franz
Xaver Grüninger, seinen Lehrern und Freunden, dedicirt. Ankers-
hofen war selbst Noviz des Klosters St. Paul, aber die Rücksicht
auf seine Gesundheit, welche ihm wegen schwacher Brust das Lehr-
fach, die Hauptaufgabe des Stiftes St. Paul, unmöglich gemacht
hätte, bewog ihn zum Austritt, nachdem er das Probejahr — das
entscheidendste in seinem Leben, wie er sich selbst äusserte — zu-
rückgelegt hatte. Eine Weihe hatte er als Noviz selbstverständlich
nie erhalten, aber doch betrachtete er sich das ganze Leben hindurch
seiner Neigung nach als einen Sohn des heiligen Benedikt. Was
er auf dem Gebiete der Historiographie erreichte, verdankt er nach
seinem eigenen Geständniss der Anregung und Anleitung durch die
St. Blasianer, besonders dem frühen Einflüsse Neugart’s und dem
Studium seiner Werke. Der rege Eifer für die Kenntniss der Vorzeit,
der Ernst und gute Willen, etwas für die Geschichte seiner Heimath zu
thun, ist bei Ankershofen, um so mehr zu loben, als er in einem Lande
lebt, von welchem man gewohnt ist keine grosse geistige Regsam-
 
Annotationen