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Uebersetzungen Griechischer und Römischer Classiker.
und reihen daran Vers 311 ff.
Arbeit ist nicht Schande, die Faulheit bringet die Schande.
Wenn du der Arbeit dienst, dann neidet der Faule dich alsbald,
Weil du so reich; und die Tugend folgt und Ehre den) Reichthum.
Kundigem Manne, sowie du’s warst, — dem frommet die Arbeit,
Wenn du von fremdem Besitze die unverständige Seele
Frisch zum Werke gewandt, für’s Brod sorgst, meinem Gebot treu.
wo freilich die beiden letzten Verse nicht ganz deutlich den Sinn
des Originals wiedergeben, wie dies auch von dem ersten der Verse
376 ff. gelten mag:
Sei es ein einzig geborener Sohn, zu bewahren des Vaters
Haus; denn also wächst im prächtigen Hause der Reichthum.
Stirbst du betagt, dann bleibe zurück ein anderer Sohn noch;
Leicht gibt Mehreren auch Zeus unaussprechlichen Segen.
Mehrere mehren die Sorge, doch ist auch grösser der Zuwachs.
in welchen Versen eine antike Empfehlung des Majorat’s von dem
Uebersetzer gefunden wird, was denn doch noch zu bezweifeln sein
dürfte.
Die üebersetzung der Ciceronischen Bücher De oratore kann
jedenfalls den gelungensten Theilen dieser Sammlung zugezählt wer-
den. Eine genaue Einleitung geht voraus, in welcher zuerst im All-
gemeinen von der Pflege der Beredsamkeit bei den Römern, von
dem Beginne einer wissenschaftlichen Behandlung derselben, sowie
von dem Wesen und Charakter der römischen Beredsamkeit geban-
delt wird: daran schliesst sich die besondere Einleitung, welche die
Anlage der Schrift wie ihre Tendenz, dann die in der Schrift auf-
tretenden Personen bespricht, und darauf den Inhalt der drei Bücher
im Einzelnen näher durchgeht, und in einer Weise behandelt, die
uns einen genauen und richtigen Ueberblick des Ganzen gewährt,
und dessen einzelne Theiie nach ihrem Zusammenhang wohl über-
sehen lässt. Wir halten die hier S. 26 — 44 gegebene Uebersicht
für eine gerade bei dieser Schrift höchst nützliche und werthvolle
Beigabe. Bei der üebersetzung selbst ist der lateinische Text, den
Ellendt’s Ausgabe bringt, zu Grund gelegt: wo davon abgewichen
ward, ist es in den unter dem Text befindlichen Anmerkungen be-
merkt, die auch sonstige Erklärungen, namentlich sachliche oder
persönliche, die zum Verständniss der Schrift nothwendig sind, ent-
halten, und in kurzer und gedrängter Fassung das Wesentliche an-
geben , was in dieser Beziehung verlangt werden kann. Als eine
Haupteigenschaft der üebersetzung ist die grosse Genauigkeit und
Treue anzuerkennen, die durchweg beobachtet ist, und ein rühm-
liches Zeugniss der Sorgfalt giebt, welche auf das Ganze verwendet
ward. Dabei ist dem Genius unserer Sprache stets volle Gerechtig-
keit widerfahren, keine undeutsche oder deutsch-lateinische Wendung
und Phrase hat sich eingeschlichen; die Sprache ist einfach und
fliessend; die nachfolgende Probe, aus Buch I cap. 3 mag diess er-
kennen lassen:
Uebersetzungen Griechischer und Römischer Classiker.
und reihen daran Vers 311 ff.
Arbeit ist nicht Schande, die Faulheit bringet die Schande.
Wenn du der Arbeit dienst, dann neidet der Faule dich alsbald,
Weil du so reich; und die Tugend folgt und Ehre den) Reichthum.
Kundigem Manne, sowie du’s warst, — dem frommet die Arbeit,
Wenn du von fremdem Besitze die unverständige Seele
Frisch zum Werke gewandt, für’s Brod sorgst, meinem Gebot treu.
wo freilich die beiden letzten Verse nicht ganz deutlich den Sinn
des Originals wiedergeben, wie dies auch von dem ersten der Verse
376 ff. gelten mag:
Sei es ein einzig geborener Sohn, zu bewahren des Vaters
Haus; denn also wächst im prächtigen Hause der Reichthum.
Stirbst du betagt, dann bleibe zurück ein anderer Sohn noch;
Leicht gibt Mehreren auch Zeus unaussprechlichen Segen.
Mehrere mehren die Sorge, doch ist auch grösser der Zuwachs.
in welchen Versen eine antike Empfehlung des Majorat’s von dem
Uebersetzer gefunden wird, was denn doch noch zu bezweifeln sein
dürfte.
Die üebersetzung der Ciceronischen Bücher De oratore kann
jedenfalls den gelungensten Theilen dieser Sammlung zugezählt wer-
den. Eine genaue Einleitung geht voraus, in welcher zuerst im All-
gemeinen von der Pflege der Beredsamkeit bei den Römern, von
dem Beginne einer wissenschaftlichen Behandlung derselben, sowie
von dem Wesen und Charakter der römischen Beredsamkeit geban-
delt wird: daran schliesst sich die besondere Einleitung, welche die
Anlage der Schrift wie ihre Tendenz, dann die in der Schrift auf-
tretenden Personen bespricht, und darauf den Inhalt der drei Bücher
im Einzelnen näher durchgeht, und in einer Weise behandelt, die
uns einen genauen und richtigen Ueberblick des Ganzen gewährt,
und dessen einzelne Theiie nach ihrem Zusammenhang wohl über-
sehen lässt. Wir halten die hier S. 26 — 44 gegebene Uebersicht
für eine gerade bei dieser Schrift höchst nützliche und werthvolle
Beigabe. Bei der üebersetzung selbst ist der lateinische Text, den
Ellendt’s Ausgabe bringt, zu Grund gelegt: wo davon abgewichen
ward, ist es in den unter dem Text befindlichen Anmerkungen be-
merkt, die auch sonstige Erklärungen, namentlich sachliche oder
persönliche, die zum Verständniss der Schrift nothwendig sind, ent-
halten, und in kurzer und gedrängter Fassung das Wesentliche an-
geben , was in dieser Beziehung verlangt werden kann. Als eine
Haupteigenschaft der üebersetzung ist die grosse Genauigkeit und
Treue anzuerkennen, die durchweg beobachtet ist, und ein rühm-
liches Zeugniss der Sorgfalt giebt, welche auf das Ganze verwendet
ward. Dabei ist dem Genius unserer Sprache stets volle Gerechtig-
keit widerfahren, keine undeutsche oder deutsch-lateinische Wendung
und Phrase hat sich eingeschlichen; die Sprache ist einfach und
fliessend; die nachfolgende Probe, aus Buch I cap. 3 mag diess er-
kennen lassen: