Peip: Zum Beweis des Glaubens.
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Werkes als Apostel in die Welt geschickt zu haben, hat sich dem
parallel die berühmte Diätetik der Seele (was meistens nicht be-
achtet wird) in bereits 30 Auflagen in der gebildeten Welt ver-
breitet. Wer will angesichts solcher Ziffern und Thatsachen heute
von einer gesunden Richtung der gebildeten Welt reden?
Wären die letzten Dinge philosophisch unfassbar oder was
dasselbe ist unverständlich, so könnten wir es bei Du Bois’ Resig-
nation und bei der Diätetik der Seele von Feuchtersieben bewen-
den lassen. Allein wir alle wissen, dass wir uns mit dem Inhalt
dieses Schriftchens nicht begnügen können; denn es lässt uns in
den Spiegel unserer eigenen Krankheit blicken, weil es uns täglich
sagt: wir sind Selbstquäler, Hypochonder, Todcsfürchtige ohne Halt
und Religion ; und so zeigt sich uns hiermit ein Abgrund, in wel-
chem sich das Bild einer gutmüthigen Charakterlosigkeit spiegelt,
welche den Grundzug der heutigen gebildeten Welt bildet, der in
der That etwas Krankhaftes an sich hat. Was sollen wir allen
diesen Selbstquälern zurufen, was ihnen sagen als: Bildet euch
tiefer, blickt weiter, und macht euch selbst nicht glauben, dass
die tiefsten Grundgesetze der Welt unbegreiflich sind ; denn wäre
dem so, so gäbe es keinePhilosophie und auch keine Naturwissenschaft;
denn auch die Naturwissenschaft forscht nach dem letzten Grund-
gesetze des Weltalls, da an sich selbst klar ist, dass es nur eine
von einem Grundgesetze beherrschte Weltordnung geben kann.
Möge man hier von Gravitation und Anziehung, dort von Liebe
reden, möge jenes ein physischer Beweggrund, dieses ein sittlicher
Gefühlsantrieb heissen, unbegreiflich können uns diese Erscheinungen
nicht bleiben. Nun aber sagt man, ja wohl, wir wollen bis zu
den letzten Gründen forschen, aber ihr wollt mehr, ihr wollt phi-
losophisch nachweisen wie die Welt gemacht wird, wie sie ge-
schaffen wurde. Allein auch diese Verleumdungen gegen die Phi-
losophie kommen aus dem Munde von Halbgebildeten ; denn grade
im Gegentheil die Philosophie will nicht nachweisen, wie die Welt
geschaffen und gemacht wurde, sie hütet sich vor solch einer Art
von Neugierde, sondern diese Wissenschaft sucht nachzuweisen,
wie ganz absurd eine solche Fiagestellung ist, und nichts will die
Philosophie ergründen wie die Grundformen, in welcher die Welt
von Ewigkeit zu Ewigkeit besteht. Diese Grundform ist der Aus-
druck des tiefsten Gesetzes, dessen Zug wir alle in der
Welt unmittelbar begreifen, in der Kunst dar stellen,
in der Wissenschaft berechnen, im sittlichen Leben
aber gut oder böswillig zu befolgen haben. Wie es aber
beweisbar ist, folglich begreiflich gemacht werden kann, dass das
Gravitationsgesetz Umlaufsbewegung und Centruin voraussetzt, so und
nicht anders versucht es die Philosophie die Grundwahrheiten der
Religion begreiflich zu machen, abzuleiten und zu beweisen. —
Der Verfasser weist nun richtig nach, dass die naturwissen-
schaftliche Forschungsmethode, indem sie sich richtig der experi-
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Werkes als Apostel in die Welt geschickt zu haben, hat sich dem
parallel die berühmte Diätetik der Seele (was meistens nicht be-
achtet wird) in bereits 30 Auflagen in der gebildeten Welt ver-
breitet. Wer will angesichts solcher Ziffern und Thatsachen heute
von einer gesunden Richtung der gebildeten Welt reden?
Wären die letzten Dinge philosophisch unfassbar oder was
dasselbe ist unverständlich, so könnten wir es bei Du Bois’ Resig-
nation und bei der Diätetik der Seele von Feuchtersieben bewen-
den lassen. Allein wir alle wissen, dass wir uns mit dem Inhalt
dieses Schriftchens nicht begnügen können; denn es lässt uns in
den Spiegel unserer eigenen Krankheit blicken, weil es uns täglich
sagt: wir sind Selbstquäler, Hypochonder, Todcsfürchtige ohne Halt
und Religion ; und so zeigt sich uns hiermit ein Abgrund, in wel-
chem sich das Bild einer gutmüthigen Charakterlosigkeit spiegelt,
welche den Grundzug der heutigen gebildeten Welt bildet, der in
der That etwas Krankhaftes an sich hat. Was sollen wir allen
diesen Selbstquälern zurufen, was ihnen sagen als: Bildet euch
tiefer, blickt weiter, und macht euch selbst nicht glauben, dass
die tiefsten Grundgesetze der Welt unbegreiflich sind ; denn wäre
dem so, so gäbe es keinePhilosophie und auch keine Naturwissenschaft;
denn auch die Naturwissenschaft forscht nach dem letzten Grund-
gesetze des Weltalls, da an sich selbst klar ist, dass es nur eine
von einem Grundgesetze beherrschte Weltordnung geben kann.
Möge man hier von Gravitation und Anziehung, dort von Liebe
reden, möge jenes ein physischer Beweggrund, dieses ein sittlicher
Gefühlsantrieb heissen, unbegreiflich können uns diese Erscheinungen
nicht bleiben. Nun aber sagt man, ja wohl, wir wollen bis zu
den letzten Gründen forschen, aber ihr wollt mehr, ihr wollt phi-
losophisch nachweisen wie die Welt gemacht wird, wie sie ge-
schaffen wurde. Allein auch diese Verleumdungen gegen die Phi-
losophie kommen aus dem Munde von Halbgebildeten ; denn grade
im Gegentheil die Philosophie will nicht nachweisen, wie die Welt
geschaffen und gemacht wurde, sie hütet sich vor solch einer Art
von Neugierde, sondern diese Wissenschaft sucht nachzuweisen,
wie ganz absurd eine solche Fiagestellung ist, und nichts will die
Philosophie ergründen wie die Grundformen, in welcher die Welt
von Ewigkeit zu Ewigkeit besteht. Diese Grundform ist der Aus-
druck des tiefsten Gesetzes, dessen Zug wir alle in der
Welt unmittelbar begreifen, in der Kunst dar stellen,
in der Wissenschaft berechnen, im sittlichen Leben
aber gut oder böswillig zu befolgen haben. Wie es aber
beweisbar ist, folglich begreiflich gemacht werden kann, dass das
Gravitationsgesetz Umlaufsbewegung und Centruin voraussetzt, so und
nicht anders versucht es die Philosophie die Grundwahrheiten der
Religion begreiflich zu machen, abzuleiten und zu beweisen. —
Der Verfasser weist nun richtig nach, dass die naturwissen-
schaftliche Forschungsmethode, indem sie sich richtig der experi-