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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Editor]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 11.1902

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Steig, Reinhold: Zeugnisse zur Pflege der deutschen Litteratur in den Heidelberger Jahrbüchern
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https://doi.org/10.11588/diglit.29093#0200
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Reinhold Steig

darin zu finden sind. Fast ganz beiseite gelassen, oder nur in Be-
merkungen angedeutet, hat Creuzer sein persönlich und litterarisch sehr
enggeknüpftes Band mit der damaligen deutschen Litteratur. Darüber
aber wissen wir genügend heute auch so Bescheid. Er hat als Student
in Jena Schiller gehört und dessen wie Novalis’ Einschriften in sein
Tagebuch selbst bekannt gegeben. Es braucht ferner nur auf den
grossen Einfluss hingewiesen zu werden, den in Marburg Savignys
Umgang nach der litterarischen Richtung auf ihn übte, so dass er auch
in die Laroche-Brentanosche Schriftstellerei und Freundschaft hinein-
kam. In Heidelberg, bemerkt er beiläufig einmal, habe er eine ihm von
einer uralten Grossmuhme vorgesagte Volksliedstrophe aus dem dreissig-
jährigen Kriege den Herren v. Arnim und Clemens Brentano mitgeteilt,
welche sie in des Knaben Wunderhorn aufnahmen. An Schütz in Halle
empfahl er brieflich die Einsiedlerzeitung, der jeder Biedermann Beifall
geben müsse. Görres, dem nur privatim dozierenden, liess er, halb gegen
die Satzungen, in den Jahrbüchern das Wort zur Selbstanzeige und
nachträglichen Erweiterung der deutschen Volksbücher. Mit Tieck, als
er in Heidelberg 1806 erschien, befreundete er sich, mit Wilhelm und
Friedrich Schlegel knüpfte er an. Seine Einladung Friedrichs, 9. 12. 1807,
ist bekannt (Raich, Dorothea 1, 240). Mit keinem der Brüder Schlegel war
er bisher in näheren Verhältnissen gewesen, aber innerlich hatte er sich
längst ihnen verwandt gefühlt. In der Schrift von 1803 über „die
historische Kunst der Griechen in ihrer Entstehung und Fortbildung“
zitiert er sie, und von Böttiger deswegen zur Rede gestellt, bekennt er
freimütig (12. 12. 1803), dass er manche Ideen derselben über das Alter-
tum für sehr fruchtbar, manche Ansichten für neu und interessant halte:
„ln meiner Schrift aber bin ich mir nicht bewusst von Ideen derselben
ausgegangen zu seyn, vielmehr war ich bemüht mein Urtheil von allen
fremden Einflüssen frei zu erhalten. Da ich aber in dem Laufe einer
Untersuchung, wo ich so oft die griechische Poesie berühren musste,
auf einigen Punkten mit Friedrich Schlegel zusammentraf, so erforderte
es ja die historische Genauigkeit, diese gleichlautenden Zeugnisse unter
dem Texte anzuführen.“ Die Brüder Grimm, als ganz junge Leute,
zog Creuzer zu sich und seinen wissenschaftlichen Arbeiten heran, weil
ihn, mitten in seinen mythologischen Forschungen, natürlich auch die
nordischen und altdeutschen Religionen und Dichtungen fesselten. Und
an die mit Goethe verlebten glücklichen Septembertage 1815 erinnert
unvergänglich das Gingo biloba-Gedicht im Buch Suleika des Westöst-
lichen Divans.
 
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