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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Editor]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 13.1905

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Kern, Rolf: Die Reformation des Klosters Bronnbach durch Wertheim und die Gegenreformation durch Würzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.29091#0225
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Die Reformation des Klosters Bronnbacli durch Wertheim etc. 215

des.Klosters zu St. Stephan in Würzburg in der Stadt visitiert hätten,
da er im Yerdacht der Häresie sei, wie sie es liennten; der Abt habe
ihm nun geschrieben, sie hätteu sehr genau gesucht und wöllten das
Papsttum wieder herstellen. Auch diesem hätte der Bischof befohlen,
in Monatsfrist ein Güterregister aufzustellen und Bechnung abzulegen.
— Der Abt habe ihm, Clemens, erzählt, wie er um eines geringen Ver-
dachts willen beinahe „deponiert“ worden sei. „Wie sollt’ es dann mir
gehen!“ Die Visitatores hätten zwar die Übung, vor der Visitation eine
Citation zu schicken, so dass man sich in etwas richten könne; allein
er glaube, dass sie nach Bronnbach nicht in schlichter Weise kämen,
sondern mit viel Gesinde und einer Botte von Beitern. Die Visitatores
schickten diese letzteren gewiss vorher, so dass man sie nicht heraus-
behalten könne, wie des Grafen Befehl sei. Geschehe es nun in dieser
Weise, so dünke ihm als das Beste, es sei keiner der Conventualen auf-
zufinden, dann könnten sie Küche und Keller visitieren und müssten
von selber abziehen. Auch müsse Jemand vom Grafen in das Kloster
beordert werden, welcher die Visitation nicht gestatte, wie es auch bei
dem Vater des Grafen im Jahre 1527 geschehen sei. Er, Clemens, habe
auch gehört, der Beichstagsabschied bestimme, dass ein Bischof, welcher
seine Beligion ändere, seines Amtes entsetzt werde; 1) wäre das richtig,
so geschähe gewiss das Gleiche mit den Äbten und vielleicht werde der
Bischof mit ihm so verfahren. Es sei nötig, diesen Abschied zu be-
sitzen, damit man sich darnach richten könne. Bezüglich dessen, was
er selbst dem Bischof geschrieben, wolle er dem Grafen das Nötige mit-
teilen: der Brief hätte die würzburgischen Bäte hart verdrossen; sie
liessen das Schreiben in Würzburg herumgehen; um so heftiger würden
sie ilirn mit der Visitation zusetzen; doch — er frage nicht darnach.
Solange er lebe, könne er sich nicht anders entschliessen. Nun möge
der Graf dariiber nachdenken, was in dieser Sache zu thun oder zu lassen
sei und ihn darüber benachrichtigen.“ 2)

Das Schreiben des Abtes ist weniger von Interesse wegen der egoi-
stischen kleinlichen Züge, die hier zum erstenmal in Erscheinung treten,
als vor allem wegen der Bezugnahme auf den Beichstagabschied vom
Jahre 1555 zu Augsburg. Clemens fürchtete mit Beclit das reservatum
ecclesiasticum, welches am 24. September 1555 getrennt von dem eigent-
lichen Abschied veröffentlicht worden war und der Ausgangspunkt für

1) Das reservatum ecclesiasticum.

2) 1-i. W. G. A. Original in Papier,
 
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