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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 14.1906

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Chalatianz, Bagrat: Die armenische Literatur des 19. Jahrhunderts: eine Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.29092#0022
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Die armenische Literatur des 19. Jalirhunderts.

Eine Skizze

von

Bagrat Ctaalatianz.

Das üppige Aufblühen des menschlichen Geistes im 19. Jahrhun-
dert hat sich auch bei den Yölkern des fernen Orients bemerkbar ge-
macht: die holden Töne der zauberischen Schalmei, die Europa erweckten,
drangen auch bis in die Gebirge des weiten Armeniens und riefen das
Volk zu neuem Leben. Der schon Jahrtausende lang verödete armenische
Parnass wurde auf einmal belebt und ftillte sich mit Poeten und Schrift-
stellern, welche die einst so ruhmvolle Vergangenheit ihrer Väter be-
sangen und über den Verfall und die Leiden der Gegenwart wehklagten.
Tn kurzer Zeit entstand eine reichhaltige Nationalgallerie, in welcher
die armenischen Maler ihre bunten Bilder, auf denen das Volks- und
gesellschaftliche Leben mit künstlerischem Pinsel in wahrheitsgetreuen
Farben wiedergegeben war, öffentlich ausstellten. Kurz, es verbreitete
sich eine frische Atmosphäre über das Land, welche neuere Wege für
sein geistiges Emporkommen gezeitigt hat.

Es war ein Wendepunkt in der Geschichte Armeniens; die Licht-
streifen europäischer Kultur begannen die Volksschichten allmählig zu
erleuchten und zu beleben, denn ein bedeutender Teil derselben, eben
der barbarischen Herrschaft der Tiirken und Perser entrissen, erfreute
sich unter dem Schutze der russischen Waffen des Friedens.

Roman.

Im Jahre 1804 ward im Dorfe Qanaqer bei Eriwan Chatschatur
Abowian geboren, dem es beschieden war, den Grund für die arme-
nische Literatur zu legen. Ein Günstling des Schicksals, genoss er als
erster nnter seinen Landsleuten dio europäische Knltur. Er hatte seinen
 
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