DOI Heft:
Einleitung
DOI Artikel:Die Kinder des Winterkönigs bis zum westfälischen Frieden (1648)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.31251#0031
XXI
gezogen worden. Auf englischen und deutschen Schlachtfeldern kämpf-
ten sie um die Wiederherstellung der Pfalz, die der westfälische Friede,
wenn aucb verkleinert, ihrem Hause zurückgab. Dem ältesten der
Söhne, Karl Ludwig, war damit Lebenszweck und Lebensziel geschaffen,
für die übrigen: Rupprecht, Moritz und Philipp hatte die Heimat kei-
nen Herd. Die geschmälerten Einkünfte der Pfalz reichten nicht aus,
um alle nachgeborenen Kinder des Winterkönigs standesgemäss zu
unterhalten, zuerst musste für die Töchter gesorgt werden und so blieb
für die Söhne nichts übrig, als sich aus eigener Kraft durchs Leben
zu schlagen. Nur einer von ilmen. Eduard, dem das leichte Pfälzer Blut
arn leichtesten durch die Adern strömte, hatte sich schon während des
Krieges durch seine Yermählung mit Anna Gonzaga ein bebagliches
Unterkommen am französischen Hofe geschaffen, wo er, unberührt von
den Sorgen um die Grundlagen seiner Existenz, die kurze Lebenszeit, die
ihm beschieden war, in behaglichem Wohlsein verbrachte.
Die Kinder des Winterkönigs bis zum westfälischen Frieden
(1648).
Der Charakter des Kurfürsten Karl Ludwig und seiner Geschwister
ist durch die schweren finanziellen Kämpfe, die auch ihre politische
Haltung beeinflusste, wesentlich bedingt. Mit diesen Sorgen waren sie
herangewacbsen, der Gegensatz zwischen vornehmer Geburt und mate-
riellem Erwerb war ihnen schon in früher Jugend in abstossendster
Weise entgegengetreten, wenn sie sahen, wie die holländischen Kaufleute
widerwillig ihren Eltern die Unterstiitzung hinwarfen und doch mit
emsiger Gier die reichen Zinsen berechneten, die sie in besseren Zeiten,
bei einem Umschlag der politischen Yerhältnisse, aus den dargeliehenen
Kapitalien erzielen konnten. Die Verachtung geldsuchender und geld-
handelnder Leute, die sich demütig und unterwürfig an die Fürsten-
höfe drängten, wenn sich geschäftlicher oder persönlicher Yorteil dar-
aus erwarten liess, haben die Kinder des Winterkönigs nie überwunden
und als Karl Ludwig lange schon in Mannheim residierte, das durch
seine Fürsorge zu einem bemerkenswerten Handelsplatz geworden war,
hat er doch stets die Grenzen zwischen seiner Wertung der Dinge und
kaufmännischem Tun aufs Schärfste gezogen. Als ihm damals bei den
Kämpfen um das Wildfangrecht Kurfürst Johann Philipp von Mainz
für die Überlassung althergebrachter Rechte eine Summe Geldes bot,
gezogen worden. Auf englischen und deutschen Schlachtfeldern kämpf-
ten sie um die Wiederherstellung der Pfalz, die der westfälische Friede,
wenn aucb verkleinert, ihrem Hause zurückgab. Dem ältesten der
Söhne, Karl Ludwig, war damit Lebenszweck und Lebensziel geschaffen,
für die übrigen: Rupprecht, Moritz und Philipp hatte die Heimat kei-
nen Herd. Die geschmälerten Einkünfte der Pfalz reichten nicht aus,
um alle nachgeborenen Kinder des Winterkönigs standesgemäss zu
unterhalten, zuerst musste für die Töchter gesorgt werden und so blieb
für die Söhne nichts übrig, als sich aus eigener Kraft durchs Leben
zu schlagen. Nur einer von ilmen. Eduard, dem das leichte Pfälzer Blut
arn leichtesten durch die Adern strömte, hatte sich schon während des
Krieges durch seine Yermählung mit Anna Gonzaga ein bebagliches
Unterkommen am französischen Hofe geschaffen, wo er, unberührt von
den Sorgen um die Grundlagen seiner Existenz, die kurze Lebenszeit, die
ihm beschieden war, in behaglichem Wohlsein verbrachte.
Die Kinder des Winterkönigs bis zum westfälischen Frieden
(1648).
Der Charakter des Kurfürsten Karl Ludwig und seiner Geschwister
ist durch die schweren finanziellen Kämpfe, die auch ihre politische
Haltung beeinflusste, wesentlich bedingt. Mit diesen Sorgen waren sie
herangewacbsen, der Gegensatz zwischen vornehmer Geburt und mate-
riellem Erwerb war ihnen schon in früher Jugend in abstossendster
Weise entgegengetreten, wenn sie sahen, wie die holländischen Kaufleute
widerwillig ihren Eltern die Unterstiitzung hinwarfen und doch mit
emsiger Gier die reichen Zinsen berechneten, die sie in besseren Zeiten,
bei einem Umschlag der politischen Yerhältnisse, aus den dargeliehenen
Kapitalien erzielen konnten. Die Verachtung geldsuchender und geld-
handelnder Leute, die sich demütig und unterwürfig an die Fürsten-
höfe drängten, wenn sich geschäftlicher oder persönlicher Yorteil dar-
aus erwarten liess, haben die Kinder des Winterkönigs nie überwunden
und als Karl Ludwig lange schon in Mannheim residierte, das durch
seine Fürsorge zu einem bemerkenswerten Handelsplatz geworden war,
hat er doch stets die Grenzen zwischen seiner Wertung der Dinge und
kaufmännischem Tun aufs Schärfste gezogen. Als ihm damals bei den
Kämpfen um das Wildfangrecht Kurfürst Johann Philipp von Mainz
für die Überlassung althergebrachter Rechte eine Summe Geldes bot,