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XXXVI

stiller Zurückgezogenheit als auf irgend eine andere Weise lebe (je ne
doubte que V. A. E. naye mesme plus de boncte pour elle vivant en
retraicte que dun autre manyere. Br. 169). Wiederholt bittet er im
Namen der Scbwester den Kurfürsten um Verzeihung und um die Fort-
dauer seiner Neigung und an diese Vermittlung Eduards knüpfte Luise
Hollandine nacb dem früben Tode des Bruders an, als sie den lange er-
loschenen Briefwecbsel mit Karl Ludwig wieder aufnahm.

Wenn Eduard auch die scbroffe Haltung der Winterkönigin fiir
begreiflich erachtete, so konnte er der Mutter dennoch nicbt beistimmen.
Er meinte, das Recht, selbst über sein Leben zu bestimmen, miisse
einem Kinde von einem gewissen Alter an stets gewahrt bleiben, umso-
mebr, wenn es einen Scbritt tue, der zu seinem Glücke führe und nie-
mals sei Luise so glücklich und zufrieden gewesen, wie jetzt, da sie
das Gewand einer Klosterfrau trage. Freilich war der Weg zur Äbtissin
nicht so leicht, wie Eduard gedacht hatte. Ihre schwerkranke uralte Vor-
gängerin in Maubuisson wurde zu seinem lebhaften Bedauern wieder gesund
und als die Abtei endlich erledigt war, erboben sicb neue Schwierigkeiten, die
mit der finanziellen Ausstattung der Schwester zusammenbingen. Vergebens
wandte sicb Eduard an die Winterkönigin und stellte ihr vor, dass eine
Einkleidung einer Hochzeit gleich zu achten sei und daher ein mütter-
licher Beitrag zu den Kosten gerechtfertigt erscheine — ganz abge-
sehen davon, dass die Winterkönigin nicht in der Lage war, Hochzeits-
feste auszurüsten, stand sie der von ihrem Glauben abgefallenen Tochter
innerlich so fern und fremd gegeniiber, dass sie sich um ihretwillen
weder Einschränkungen, noch neue Lasten auferlegen wollte. Das Ein-
zige, wozu sie sich verstand, war eine frostige Verzeihung, um die Luise
sie bestürmte, aber sie hat der Tochter den Schritt so wenig vergessen
und vergeben, dass sie in ihrem Testamente dieses Kind — das einzige
von allen — völlig mit Stillschweigen überging. So mussten schliess-
lich Eduard und Karl Ludwig für die Kosten eintreten. Karl Ludwig
lehnte die Zablung einer grösseren Summe ab und verstand 'sich nur
zu einer jährlichen Pension von 1000 Talern; was darüber hinaus an
Mitteln erforderlich war, musste Eduard aufbringen und der Brief, in
dem er davon spricht, klingt recht verstimmt und ärgerlich.

Seit dem Jahre 1659 sind, wie schon erwälmt, nur noch zwei Briefe
Eduards erhalten, aus heiden geht das enge Verhältnis der Briider zu
einander hervor. Am französischen Hofe fand der natürliche Sohn Karl
Ludwigs, den Eduard dort eingeführt hatte, eine überaus herzliche Auf-
nahme und noch kurz vor seinem Tode suchte Eduard engen Anschluss
 
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