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ILVII

katholische Linie war, der die Wfirde ihrer Yäter zurückgegeben wurde
— es war doch ihre Pfalz, um die es sich handelte und es erschien
der 78jährigen Frau, als sei ein Unrccht an ihrem längst verstorbenen
Vater und Bruder wieder gut gemacht worden. Sie begniigte sich nicht
damit, das offizielle Schreiben Jobann Wilhelm offiziell zu erwidern, sie
greift selbst zur Feder und mit zitternder Hand dankt sie dem Kurfürsten
fiir die „frölige Zeidung“. 1) Es war einer der wenigen Lichtblicke ihres
Alters und sie glaubte dem Kurfürsten persönlich dafür Dank zu schul-
den. ln der freudigen Erregung des Augenblicks vergass sie, dass Johann
Wilhelm für sie und ihre Wiinsche nur gute Worte und „Complementen“
hatte und dass zwischen ihr, dem letzten Spross der Simmernschen Linie,
und dem Hause Neuburg Gegensätze bestanden, die sich durch Höflich-
keitskorrespondenzen nicht ausgleichen liessen.

1) Erst nach Abschluss des vorliegenden Bandes fand ich (K. bl. 40/19) die
Briefe Sophiens, in denen sie den Kurfürsten Johann Wilhelm heglückwünscht.
Das offizielle Kabinetschreiben (Hannover, 4. Juli 1708) bewegt sich in den
herkömmlichen Formen, während in dem eigenhändigen Briefe, den ich hier
wiedergebe, die eigentlichen Empfindungen der Kurfürstin zum Ausdruck gelangen:
Euer Liebden hätten Niemant in der Welt mit dero hochgeschetzen Zeillen
mer erfreuen können als mir, mit die frölige Zeidung, das es dem almechtigen Gott
beliebt hatt, E. L. wieder zu lassen genissen das Meine Voreltern haben gehabt
undt E. L. mit recht zu kombt, da ich dan von hortzen mit antheil an nhemme undt
von Grundt der sellen wünsche, das E. L. es in rhu undt mit Gesundtheit lange
iharen besitzen mögen, so lang ich es noch auff disser welt werde machen, werde
ich es vor ein gross gelück schetzen gelogenheit zu finden mich durch treuwe dien-
sten in E. L. hochgeschetzen affection zu erhalten um mich wiirdig zu machen von
die ehr so E. L. mir continuihren Mutter zu nemen.
 
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