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Albrecht Götze
logische Funde; denn über die Haibinsei zerstreut, besonders aber
in ihrem zentraien Teile und dann in Syrien bis zum Euphrat und
Orontes fanden sich Baudenkmäler und Skulpturen in einem eigen-
tümlichen Stii und Inschriften in einer eigenartigen, der ägyptischen
ferne stehenden Hierogiyphen-Schrift. Man wurde sich in den 80er
Jahren auf grund assyrischer Zeugnisse darüber kiar, daß das die
Hinterlassenschaft der Hethiter warA Aber der Schlüssei zu den
Hieroglyphen fehite, sie blieben stumm und sind es bis heute geblie-
blieben. So ließ sich die hethitische Geschichte und Kuitur im
Ganzen nicht sehen ; vereinzelte assyrisch-babylonische und ägyp-
tische Nachrichten schlossen sich nicht zu einem einheitiichen Bilde
zusammen. So kam es, daß die Hethiter die Lückenbüßer in der
aitorientalischen Geschichte biideten und nur zu oft herhalten muß-
ten, wo das Wissen eigentlich aufhörte.
Es war erst dem 20. Jahrhundert vorbehalten, diese dritte
Provinz des Alten Orients zu erschließen. Der berühmte Tontafel-
Fund von El-Amarna hatte unterdessen helles Licht in die Ge-
schichte des 14. vorchristljchen Jahrhunderts gebracht; er enthielt
ja nichts geringeres als die poIitischeKorrespondenzAmenophis'III.
und Amenophis' IV. Echnaton's mit den Groß- und Kleinstaaten
Vorderasiens, abgefaßt in der Diplomatensprache damaliger Zeit in
keilschriftlichem Assyrischb Für die Hethiter hatte er gelehrt, daß
das Zentrum ihrer Macht keineswegs in Syrien zu suchen sei, son-
dern yiel weiter im Norden in Kleinasien. Es war der Berliner
Orientalist Hugo Winckler, der auf grund dieser Einsicht 1906
daran ging, in dem größten hethitischen Ruinenfeld bei Boghaz-
k öi, 150 km östlich von Angora, der Hauptstadt der neuen Türkei,
den Spaten anzusetzen. Der Erfolg war überraschend. Er fand ein
ganzes Archiv von Tontafeln, ganz ähnlich dem v.on El-Amarna.
Ueber 10 000 Stücke sind es, natürlich nur Trümmer; wenn man
die einzelnen Bruchstücke zusammengesetzt hat, werden ,es immer-
hin zwischen 500 und 1000 Tafeln — wir Modernen würden sagen :
Bände — werden k Nur der kleinere Teil dieses neuen Materials war
- Eine Uebersicht über die Geschichte der Entdeckung und Deutung der
hethitischen Monumente findet sich bei Ed. Meyer, Reich und Kultur der
Chetiter (Berlin 1914), 127 ff.
3 Bearbeitung von Knudtzon, Die EI-Amarnatafeln (Leipz. 1907ff.).
4 H. Winckler berichtete tiber seinen Fund in den Mitteilungen der
Deutschen Orient-Geselischaft (MDOG.) Nr. 35 (Dez. 1907). Dort auch
der erste Versuch einer historischen Auswertung der akkadischen Texte.
Albrecht Götze
logische Funde; denn über die Haibinsei zerstreut, besonders aber
in ihrem zentraien Teile und dann in Syrien bis zum Euphrat und
Orontes fanden sich Baudenkmäler und Skulpturen in einem eigen-
tümlichen Stii und Inschriften in einer eigenartigen, der ägyptischen
ferne stehenden Hierogiyphen-Schrift. Man wurde sich in den 80er
Jahren auf grund assyrischer Zeugnisse darüber kiar, daß das die
Hinterlassenschaft der Hethiter warA Aber der Schlüssei zu den
Hieroglyphen fehite, sie blieben stumm und sind es bis heute geblie-
blieben. So ließ sich die hethitische Geschichte und Kuitur im
Ganzen nicht sehen ; vereinzelte assyrisch-babylonische und ägyp-
tische Nachrichten schlossen sich nicht zu einem einheitiichen Bilde
zusammen. So kam es, daß die Hethiter die Lückenbüßer in der
aitorientalischen Geschichte biideten und nur zu oft herhalten muß-
ten, wo das Wissen eigentlich aufhörte.
Es war erst dem 20. Jahrhundert vorbehalten, diese dritte
Provinz des Alten Orients zu erschließen. Der berühmte Tontafel-
Fund von El-Amarna hatte unterdessen helles Licht in die Ge-
schichte des 14. vorchristljchen Jahrhunderts gebracht; er enthielt
ja nichts geringeres als die poIitischeKorrespondenzAmenophis'III.
und Amenophis' IV. Echnaton's mit den Groß- und Kleinstaaten
Vorderasiens, abgefaßt in der Diplomatensprache damaliger Zeit in
keilschriftlichem Assyrischb Für die Hethiter hatte er gelehrt, daß
das Zentrum ihrer Macht keineswegs in Syrien zu suchen sei, son-
dern yiel weiter im Norden in Kleinasien. Es war der Berliner
Orientalist Hugo Winckler, der auf grund dieser Einsicht 1906
daran ging, in dem größten hethitischen Ruinenfeld bei Boghaz-
k öi, 150 km östlich von Angora, der Hauptstadt der neuen Türkei,
den Spaten anzusetzen. Der Erfolg war überraschend. Er fand ein
ganzes Archiv von Tontafeln, ganz ähnlich dem v.on El-Amarna.
Ueber 10 000 Stücke sind es, natürlich nur Trümmer; wenn man
die einzelnen Bruchstücke zusammengesetzt hat, werden ,es immer-
hin zwischen 500 und 1000 Tafeln — wir Modernen würden sagen :
Bände — werden k Nur der kleinere Teil dieses neuen Materials war
- Eine Uebersicht über die Geschichte der Entdeckung und Deutung der
hethitischen Monumente findet sich bei Ed. Meyer, Reich und Kultur der
Chetiter (Berlin 1914), 127 ff.
3 Bearbeitung von Knudtzon, Die EI-Amarnatafeln (Leipz. 1907ff.).
4 H. Winckler berichtete tiber seinen Fund in den Mitteilungen der
Deutschen Orient-Geselischaft (MDOG.) Nr. 35 (Dez. 1907). Dort auch
der erste Versuch einer historischen Auswertung der akkadischen Texte.