Darwinismus und Soziologie 185
die nachfolgenden Arbeiten Malthus', der ein angesehener Wissenschaftler
der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts war,* inspirierten Spencer.
Spencers Buch Social Statics verstand sich als Moralphilosophie. Er wollte
ethische Gesetze des Menschseins finden. Diese sollten erlauben, das größt-
mögliche Glück der größtmöglichen Zahl von Zeitgenossen wissenschaftlich
zu begründen.
Ausgangspunkt war die Vielzahl aller Menschen, woraus sich bestimmte
Notwendigkeiten nach Spencer logisch ergäben. Dazu sagte er: „At the head
of fhem Stands this unalterable fact - the social State. In the preordained
course of things, men have multiplied until they are constrained to live more
or less in presence of each other.'" Die Lehre vom Gesellschaftsganzen {So-
cial Statics) verstand sich als Grundlage von Moralität entsprechend einer
„Divine Idea being reduced to the fulfilment of certain conditions", also
einer „scientific morality".5
Für Spencer war Freiheit das grundlegende Prinzip aller moralischen Im-
perative, und zwar Freiheit als ungehinderte Entfaltung des Einzelnen. Seine
Überzeugung war: „Man's happiness can only be produced by the exercise of
his faculties. Then God wills that he should exercise his faculties. But to
exercise his faculties he must have liberty to do all that his faculties naturally
impel him to do. Then God intends hc should have that liberty. Therefore he
has a right to that liberty."6
Von diesem Ausgangspunkt plädierteer für ungehemmte Selbstentfaltung
jedes Einzelnen. Dabei solle Konkurrenz zur Freiheit jedes Anderen bestehen
- weiche wiederum anzuerkennen sei. Keinesfalls dürfe etwa der Staat durch
Auferlegung von Pflichten etwaige Freiheiten der Individuen hemmen oder
beschneiden. Insbesondere sollten allgemeine Bildung oder Gesundheit oder
andere Ziele der Verbesserung der Lebenslage der Massen keine Begrün-
dung sein für Einschränkungen der Freiheit des einzelnen (und Stärksten).
Zwar sei Fortschritt der Menschheit ablesbar auch daran, dass „the
English national character, as contrasted with that of other races",7 Fairness
enthielt, wie man sah: „Even amongst the most brutal of our population ...
there is shown ... a greater sense of what is fair than the people of other
' Malthus war ab 1805 Professor an einem durch die Easl India Company getragenen College
und brachte es bis zum Fellow der Royal Society sowie Mitglied der Preußischen Akademie
der Wissenschaften.
Social Statics; or, The Conditions Essential to Human Happiness Specified, and the First of
Them Developed, by Herbert Spencer, author of „First Principles", „Principles of Biology",
„Principles of Psychology", „Essays, First and Second Series", „Education", etc. Stereotyped
Edition (reprint der amerikanischen Ausgabe). London: Williams and Norgate 1868 (ur-
sprünglich 1851), p. 82.
' Ibid., p. 87.
Ibid., p. 93; Hervorhebung im Original.
' Ibid., p. 117.
die nachfolgenden Arbeiten Malthus', der ein angesehener Wissenschaftler
der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts war,* inspirierten Spencer.
Spencers Buch Social Statics verstand sich als Moralphilosophie. Er wollte
ethische Gesetze des Menschseins finden. Diese sollten erlauben, das größt-
mögliche Glück der größtmöglichen Zahl von Zeitgenossen wissenschaftlich
zu begründen.
Ausgangspunkt war die Vielzahl aller Menschen, woraus sich bestimmte
Notwendigkeiten nach Spencer logisch ergäben. Dazu sagte er: „At the head
of fhem Stands this unalterable fact - the social State. In the preordained
course of things, men have multiplied until they are constrained to live more
or less in presence of each other.'" Die Lehre vom Gesellschaftsganzen {So-
cial Statics) verstand sich als Grundlage von Moralität entsprechend einer
„Divine Idea being reduced to the fulfilment of certain conditions", also
einer „scientific morality".5
Für Spencer war Freiheit das grundlegende Prinzip aller moralischen Im-
perative, und zwar Freiheit als ungehinderte Entfaltung des Einzelnen. Seine
Überzeugung war: „Man's happiness can only be produced by the exercise of
his faculties. Then God wills that he should exercise his faculties. But to
exercise his faculties he must have liberty to do all that his faculties naturally
impel him to do. Then God intends hc should have that liberty. Therefore he
has a right to that liberty."6
Von diesem Ausgangspunkt plädierteer für ungehemmte Selbstentfaltung
jedes Einzelnen. Dabei solle Konkurrenz zur Freiheit jedes Anderen bestehen
- weiche wiederum anzuerkennen sei. Keinesfalls dürfe etwa der Staat durch
Auferlegung von Pflichten etwaige Freiheiten der Individuen hemmen oder
beschneiden. Insbesondere sollten allgemeine Bildung oder Gesundheit oder
andere Ziele der Verbesserung der Lebenslage der Massen keine Begrün-
dung sein für Einschränkungen der Freiheit des einzelnen (und Stärksten).
Zwar sei Fortschritt der Menschheit ablesbar auch daran, dass „the
English national character, as contrasted with that of other races",7 Fairness
enthielt, wie man sah: „Even amongst the most brutal of our population ...
there is shown ... a greater sense of what is fair than the people of other
' Malthus war ab 1805 Professor an einem durch die Easl India Company getragenen College
und brachte es bis zum Fellow der Royal Society sowie Mitglied der Preußischen Akademie
der Wissenschaften.
Social Statics; or, The Conditions Essential to Human Happiness Specified, and the First of
Them Developed, by Herbert Spencer, author of „First Principles", „Principles of Biology",
„Principles of Psychology", „Essays, First and Second Series", „Education", etc. Stereotyped
Edition (reprint der amerikanischen Ausgabe). London: Williams and Norgate 1868 (ur-
sprünglich 1851), p. 82.
' Ibid., p. 87.
Ibid., p. 93; Hervorhebung im Original.
' Ibid., p. 117.