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Brodersen, Kai; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Wahn Welt Bild: die Sammlung Prinzhorn ; Beiträge zur Museumseröffnung — Berlin, Heidelberg [u.a.], 46.2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.4062#0337

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„Leben ist ein Ding an sich.
Mein Werdetraum zieht durch die Welt" (v. Wieser)

Manos Tsangaris

Das Kleine rettet uns

Im Frühjahr 1989 wurde ich gefragt, ob Interesse bestünde, etwas mit so-
genannten „musikbezogenen Arbeiten" aus der Sammlung Prinzhorn anzu-
fangen. Anlass war die geplante Ausstellung Muzika, der ein musikalisch-
performatives Programm integriert werden sollte.

Nachdem ich mich ein wenig kundig gemacht hatte, fuhr ich im Mai nach
Heidelberg, um Inge Jädi, die Leiterin der Sammlung, zu treffen und um einige
Arbeiten einzusehen.

Manches findet sich schon allein dadurch, dass anderes als nicht in Frage kom-
mend ausgeschlossen wird. Z.B. kommt nicht in Frage, dass ich partitoähnliche
Blätter - und etwas anderes gibt es da nicht - quasi interpretatorisch umsetze.
Genausowenig, dass ich irgendeinen vermeintlichen oder vorhandenen Wahnsinn
darstelle oder ausschmücke.

Oder dass ich mich über die Arbeiten der Geisteskranken stelle und mit meinem
Stück darüber referieren würde oder dergleichen.

Außerdem arbeitete ich zu jener Zeit schon an einem Werk, das, wie mir
schien, bestens geeignet war, Impulse anderer Künstler aufzunehmen und
aufs natürlichste einfließen zu lassen: TAFEL 1, ein Stück am Holztisch, der
sowohl als Miniaturbühne für Klänge, Objekte und Lichtprozesse, als auch als
1:1 Modelltisch für zwei oder drei Spieler dienen sollte, die an ihm sitzen und
mit ihm gemeinsam wiederum eine Szene bilden sollten in einem Raum, der
von dieser Szene aus homöopathisch bespielt wird, d.h. mit kleinsten, gering-
sten Mitteln die größte, raumgreifendste Wirkung zu erzielen.

Sie sehen schon, ich bin ziemlich praktisch, was die Konditionierung eines
Werks angeht, (dann aber kompromisslos), und zum praktischen Aspekt
zählt auch, dass ich endlich ein absolutes Musiktheaterstück schreiben
wollte, dessen gesamte Ausstattung in einen gewöhnlichen Reisekoffer passt.
 
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