24 Ekkart Zimmermann
lien stießen sehr schnell auf die notwendige innenpolitische Popularität.
Noch deutlicher wird eine solche Strategie, wenn ideologischer (religiöser)
Extremismus exportiert werden soll, wie im Falle der Mullah-Herrschaft im
Iran. Insgesamt ließ sich bislang die ökonomische und politische Unzufrie-
denheit vieler arabischer und muslimischer Massen immer noch durch Ab-
lenkung auf außenpolitische Ziele, meist in der Auseinandersetzung mit di-
rekten US-amerikanischen oder israelischen Angriffsobjekten, steuern. In Ta-
belle 1 gefährdet ideologischer Extremismus sowohl die Gesellschaftsord-
nung (im Iran allerdings verfolgen Herrscher und ideologische Extremisten
eine gleiche Zielsetzung) wie vor allem die Staatsgrenzen. Die von Walt (1996)
und früher von Huntington (1968) beschriebene ideologische Stoßrichtung
revolutionärer ideologischer Regimes gegen die internationale politische
Ordnung bezieht hieraus ihre Nahrung. Das ursprüngliche Verhalten der
Sowjetunion vor Stalins „Sozialismus im eigenen Lande", der französischen
Revolutionsarmee nach 1789 und die außenpolitische Aggressivität der schi-
itischen Staats- und Religionsphilosophie im Iran (s. Walt 1996) liefern man-
nigfache historische Beispiele. Handelt es sich sogar um „universalistische"
Befreiungsideologien, sind zumeist ex definitione (Universalismus) auch die
Staatsgrenzen gefährdet und je nach Intensität dieser Ideologien auch das
staatliche Gewaltmonopol.
Alle bisherigen Fälle zeigen, dass eine solche stärker am historischen Ein-
zelfall bzw. einer Gruppe von Fällen orientierte Analysestrategie, wenn sie im
Detail über die Zeit verfolgt wird, zu z. T. völlig andersgearteten Kausalketten
führt, als das allgemeinere und einfachere an Huntington (1968) orientierte
Modell von Mansfield und Snyder. Auch ist ihre auf große Fallzahlen angeleg-
te paarweise Analyse als zu kurzgreifend für eine klarere, am Gestaltungsty-
pus orientierte Konfliktanalyse anzusehen. Auf der anderen Seite erlaubt sie
präzise Mehrvariablentests und statistisch genauere Befunde. Beide Strategi-
en sind denn auch sinnvoll in weiterführenden Analysen zu verbinden.
Wenn die bisherige an der paarweisen Forschung orientierte Kritik vor al-
lem mit den Argumenten, Regimewandel als solcher sei wichtiger, und in
Mehrvariablen-Analysen der Kausaleinflüsse der Trias von Demokratischem
Frieden, internationalem Handel und internationalen Institutionen sei die
Mansfield-Synder-These als bedeutungslose Zusatzvariable anzusehen (Rus-
sett/Oneal 2001) besticht, so ergibt sich in der Vielfalt hier skizzierter Kausal-
ketten und historischer Illustrationen in Teilen ein erheblich anderes Bild.
Auch wissen wir aus der Popularitätsforschung demokratischer Regierungen
(s. z. B. Lian/O'Neal 1993), dass ein kalkuliertes Ziehen der außenpolitischen
Konfliktablenkungs-Karte oft genug die Massen in ihrem Wahlverhalten
und/ihren politischen Einstellungen (zumindest kurzfristig) beeinflusst (vgl.
Bundeskanzler Schröder im Wahlkampf 2002 in Ostdeutschland).
lien stießen sehr schnell auf die notwendige innenpolitische Popularität.
Noch deutlicher wird eine solche Strategie, wenn ideologischer (religiöser)
Extremismus exportiert werden soll, wie im Falle der Mullah-Herrschaft im
Iran. Insgesamt ließ sich bislang die ökonomische und politische Unzufrie-
denheit vieler arabischer und muslimischer Massen immer noch durch Ab-
lenkung auf außenpolitische Ziele, meist in der Auseinandersetzung mit di-
rekten US-amerikanischen oder israelischen Angriffsobjekten, steuern. In Ta-
belle 1 gefährdet ideologischer Extremismus sowohl die Gesellschaftsord-
nung (im Iran allerdings verfolgen Herrscher und ideologische Extremisten
eine gleiche Zielsetzung) wie vor allem die Staatsgrenzen. Die von Walt (1996)
und früher von Huntington (1968) beschriebene ideologische Stoßrichtung
revolutionärer ideologischer Regimes gegen die internationale politische
Ordnung bezieht hieraus ihre Nahrung. Das ursprüngliche Verhalten der
Sowjetunion vor Stalins „Sozialismus im eigenen Lande", der französischen
Revolutionsarmee nach 1789 und die außenpolitische Aggressivität der schi-
itischen Staats- und Religionsphilosophie im Iran (s. Walt 1996) liefern man-
nigfache historische Beispiele. Handelt es sich sogar um „universalistische"
Befreiungsideologien, sind zumeist ex definitione (Universalismus) auch die
Staatsgrenzen gefährdet und je nach Intensität dieser Ideologien auch das
staatliche Gewaltmonopol.
Alle bisherigen Fälle zeigen, dass eine solche stärker am historischen Ein-
zelfall bzw. einer Gruppe von Fällen orientierte Analysestrategie, wenn sie im
Detail über die Zeit verfolgt wird, zu z. T. völlig andersgearteten Kausalketten
führt, als das allgemeinere und einfachere an Huntington (1968) orientierte
Modell von Mansfield und Snyder. Auch ist ihre auf große Fallzahlen angeleg-
te paarweise Analyse als zu kurzgreifend für eine klarere, am Gestaltungsty-
pus orientierte Konfliktanalyse anzusehen. Auf der anderen Seite erlaubt sie
präzise Mehrvariablentests und statistisch genauere Befunde. Beide Strategi-
en sind denn auch sinnvoll in weiterführenden Analysen zu verbinden.
Wenn die bisherige an der paarweisen Forschung orientierte Kritik vor al-
lem mit den Argumenten, Regimewandel als solcher sei wichtiger, und in
Mehrvariablen-Analysen der Kausaleinflüsse der Trias von Demokratischem
Frieden, internationalem Handel und internationalen Institutionen sei die
Mansfield-Synder-These als bedeutungslose Zusatzvariable anzusehen (Rus-
sett/Oneal 2001) besticht, so ergibt sich in der Vielfalt hier skizzierter Kausal-
ketten und historischer Illustrationen in Teilen ein erheblich anderes Bild.
Auch wissen wir aus der Popularitätsforschung demokratischer Regierungen
(s. z. B. Lian/O'Neal 1993), dass ein kalkuliertes Ziehen der außenpolitischen
Konfliktablenkungs-Karte oft genug die Massen in ihrem Wahlverhalten
und/ihren politischen Einstellungen (zumindest kurzfristig) beeinflusst (vgl.
Bundeskanzler Schröder im Wahlkampf 2002 in Ostdeutschland).