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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0338
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lung sollen auf dem durch Gcschichte
und Alterthum chrwlirdigen Heidclberger
Schlossc stattfinden *), wo sich in dem
alten Kaiscrsaal des sog. Bandhauses
(Ruprechtinische Kapelle) — welcheS zu
diescm Zwcckc eigcns von Obcn crleuchtct
und fcstlich dekorirt würde — Platz für
eine Versaminlung von mehrercn Tausend
Menschen findet, die nebenanstoßendeii, ge-
räumigen, hellen Keller des Friedrichs-
baueS würden sich zur Ausstcllung der
Wcine und anderer okonomischcn Gegen-
stänke eigncn, und im Falle dcs zu er-
wartcnden schöncn Wettcrs wiirde der
ganze sog. Stückgartcn (wclcher dann
durch den cnglischen Bau mit dem Lokale
des Bandhauscs zusammcnhäiigt) abgc-
schlosscn und zum Tagcn der Gescllschaft
zur Verfügung gestellt werdcn köiincn.
C's hrbcn in dicscr Bezichung schon von
Seite hoher Behördc Besichtigungen statt-
gefundeii.

AuS Baden- Der „Allg. Z." wird
von Freiburg geschricben: „Bei dcr cr-
hebcnven Kundgcbung deutsch - nationalcr
Gesinnung bei Volk und Regierungen ge-
währt die Haltung einigcr klcrikalen Blät-
tcr cinc bctrübende Erscheinung. Mit Hcr-
zenslust geschäftig wird von diesen Händcn
der Same konfesfioneller Zwietracht aus-
gestreut, uiieingedcnk, daß erst kürzlich ein
Erzbischof ein Gcbet für die Einigung
Deutschlands »nd für cininüthigc stiebe
des deutschen Volkes angeordnct hat. Wird
die kirchliche Polemik im Jntercsse Frank-
reichs oder Ocsterreichs fortgesetzt? Er-
kenncn dicsc Eiferer die deutschcn Pro-
testanten als Brüder? Sind diese Streiter
für dic Entzwciung Freunde Oestcrrcichs,
so mag Ocsterreich sich bceilen, sie durch
eine von Katholiken und Protestanten heiß
ersehntc That zu vcrläugnen, iiidcin es
seinen Hrotcstantcn ihr gutes verbrieftes
Rccht gewährt."

Ieriesbciden, 2«i. März. Zwei heffcn-
homburgllchc Regierungsbeanitc waren gc-
stcrn hicr anwesend und haben bci hicsiger
Landesbank 50,fl. sür den Bau eincr
Eiscnbahn von Frankfurt übcr Oberursel
nach Homburg hintcrlcgt. Die Bahn wird
von ciner englischcn Gcsellschaft gcbaut.

Stuttgart. An dem zwciten Schie-

"cngcleise unserer Eiscnbahn wird gcgen-
wärtig mit alleni Fler'ße und mit eiiicm
außerordcntlichen Aufwand von Kräften
gearbeitet. Besonders bemerklich ist dieß
auf der Strecke von Gcislingen nach Ulm.

Stuttgart, 27. März. Heute früh
wurde von der Polizei die provisorische
Beschlagnahme der bei K. Göpel erschie-

*) Wte wtr au« ruvcrlässigcr Quelle vernehmen,
sollen dic Plenarsihungen in dcr St. PeterSkirche, dte
Sccttonssihungen dagegen im Lyceugis, und Untver-
fitätsgcdäude abgehaltcn werden. Hternach dürften
«bigc Mttthetlungc» zu bertchttgen setn.

Lnm. d. Stedakt.

iieneii ncuen Ausgabe der Schrift: Grund-
sätze der Rcalpolitik vollzogcn.

München, 28. März. Der Ministcr-
präsidcnt Freiherr von der Pfordten
hat das Gesuch an dcn König gerichtet,
ihn von den ihm anvertrautcii Miiiistcricn
zu entheben. (Pf. Z.)

Aus Tbürinqen, 25. März. Jn
Sondershausen hat der Staatsminister
v. Elsner, Anhänger dcr Krcuzzeitungs-
partei, beim Fürstcn vcrmittclt, daß ein
Judc, voui Stande Advokat, Dispens
zur Vcrehclichung mit einer Christin er-
hielt. Dieselbcn werden nun zweifach,
nämlich von einem christlichcn Pfarrcr
und cinem jüvischen Rabbiner, copulirt
wcrden.

Berlin, 28.März. (T. D. d Sch. M.)
Dcm Vernehmen nach würde der Kongreß
bereits nächsten Monat zusammcntreten.
Zum Kongrcßort ist Mannhci m gc-
wählt worden.

Wien, 26. März. Die „Ocsterr.Ztg."
dringt energrsch darauf, daß vor dem Zu-
saiiiiiicntritt des Kongresscs dem sar-
dinischen Kriegsspektakel ein Ende gemacht
werdc, und crwartet, daß Dies von Paris
aus, wo sich jctzt Graf Cavour befindet,
gcschehe. Auch dürfe der Kongreß nicht
lange dauern, schon der eiiormenKo st e n
wcgc», wclchc dcr jetzige Zustand Oester-
rcichs verursachte.

F x a n k r e i ch.

Paris, 20. März. Eine nachhaltige,
warnende Wirkung muß es auf Deutsch-
land hcrvorbringen, daß Frankrcich und
Nußland sich geeinr'gt haben (Prcußen
und Ocsterreich noch nicht!) und dcn übri-
gcn Großmächten ihr Einvernchmeir zur
Annahme anbieten.

Paris, 22. März. Die picmontesischeil
Zustände sind so geschroben, daß, wenn
dcr Ausbruch nicht balv erfolgt, das ganze
zusailimengeschwindelte Kartenhaus zusam-
rncnstürzt. Graf Cavour soll außer sich
über die Verzögerung sein und seinem kai-
serlichen Frcund die ernstestcn Vorstcllun-
gen gcmacht haben. Prinz Napoleon hat
dem pieniontksischen Premicr gcschriebcn,
seiner Beredtsamkeit, dcr die Prinzessin
Clotilde nkcht widcrstanden,, auch dießmal
zu vertrauen, uud selbst nach Paris zu
kommen.

Paris, 26. März. Hr. v. Cavour
ist heute Morgen 6 Uhr in Paris ange-
langt und im „Hotel de Lonvres" ab'ge-
stiegen. Er wurde Morgens von den
Priiizcn Napoleon und Jerome, und um
1 Uhr von dem Kar'ser empfangen.

Paris, 26. März. Dem Vernehmen
hat die englische Regierung in Wien
und Turin Schritte gethaii, um die bciden
Regierungen zu bestimmen, sofort zu en t-
waffnen. Lortz Malmcsburp macht in
semer Note varauf aufmcrksam, daß da-
durch dre Aufgabe deS KongresseS unge-

mein erlcichtert werden würve. Es scheint
jedoch, daß Graf Cavour nicht darauf
eingehcn will.

S ch w e i z.

Bern, 25. März. Der Bundes-
rath hat beschlossen, mit Rücksicht auf
die gegciiwärtlgc» politischc» Vcrhältnisse
den Beschluß der Bniibcsversainmlung über
Nückzahlung der beidcn Anleihen von
12 Millionen emstweilen nicht in Boll-
ziehung zu hringen.

Z t a l i e n.

Rom. Dic „Uliioii" berichtet über
die Stilnmilng in Pieinont: Das zgolk
ist in allcn Schichten ticf aufgeregt; man
sieht nur den Krieg, man spncht nur vom
Kricg, dic eiiicn mit Bcgeistcrung, dir
andercn mit Schrcckcn. Dcn mcistcn Lärin
macht natürlich die Kriegöpartci, obglcich
sie die am wcnigstcn zahlreiche ist. Dicse
Partei, zum größten Thcil aus Nevolu-
tionären beftehend, hat der Regierung jede
moralische Frciheit des Handelns genom-
men; wollte sic wiedcr umkchrcn, so würdc
sie noch weniger Herrin ihrer Handlungen
sein. Sie ist jctzt zu weit gegangen, um
zurückwcl'chcii zu köniien, nnd lhre Stellung
ist vollcr Gefahven. Auf cigcnc Faust vor-
rücken, ohne Fraukreich vottkomiiicn sicher
zu sein, heißt sich in eine klägliche und
lächcrliche Nicdcrlagc stürzen. Wercht die
Regiernng abcr ziirück, so hat sie mit den
8 bis 10,000 Rcvolutionären zu schaffen,
welche sie sclbst bcwaffnet hat, ttnd wclche
ihrc Plänc nicht so leicht aufgcben wcrden.
Pieniont hat keinc andcre Altcriiativc als
cincn unglücklichen Krieg odcr die Revo-
lution. Dicse Anssicht ist wenig beruhi-
gend für die friedlirbcndcn Leute, wclche
noch obcndrcjn durch dcn Soldatentumult
und burch allerlei Gcrüchte über feintliche
Einfälle, Gefechte an der Gränzc u. s. w.
bcständig in Schrccken gejagt wcrdcn.
Diese Üngewißheit ist schlimmer als ein
gewisses Üebel."

Turitt, 24. März. 'General Gari-
baldi hat in dic Hände ves KönigS den
Eid auf den küiistitiitioncUcli Thron ge-
lcistet. Er hat noch kein Kommando, son-
dern wartet die Dinge «>' kiner Landivoh-
nung außerhalb Turins ab, Natürlich
denkt man aber daran, ihn an die Spitze
eincs TruppenkorpS zu stellen.

Amertka

Srcw-Nork. 12. März. 3"i Reprä-

sentantenhause ist eine Resolution durch-
gegangen, alle Schreibpulte aus dem
Sitzungssaale z» entfernen. Jedes Mit«
glied hat nämlich vor seinem Sitze ein
großcs Schreibpult, das zu verschließen
ist, und wird auf Staatskostcn mit Federn,
Papier, Dinte u. s- w. verschen. Die
Folge ist, daß die Herren in die Sitzung
koinmen, nicht iim die Debatten anzuhören
 
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