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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0095
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<Lid gelcr'stet: die Commandanten Scrugli,
Vacca, Brochctti, Barone nnd Bosco.
Letztcrer ist der Bruver des Gcncrals
BoSco, der in Palcrmo, dann in Messtna
commandirte und bei Melazzo geschlagen
wurde.

Aus Palermo wird berichtet, daß
Garibaldi vor scinem Abgange von diesem
Plaßc ein Dccret crlasscn hat, wclchcs
Dcrfügt, daß allc Negiernngs-Acte i'm Na-
men „Victor Emanucl's, Königs von Ita-
lien" erfolgen sollcn.

Palermo, 18. Jnli. Folgende Bul--
lctins stnd angcschlagen: Barccllon a,
17. Juli, Abends 7 Uhr. Der Feind
versnchte, meine änßcrste Nechte zn nm-
gehen. Jch schicktc ihm 4 Compagnien cnt-
gegen. Sehr hitziges Gefecht. Dcr 2000
Manii starkc Fcind, mi't Artillerie nnd
Cavalleric versehen, wurde zurückgeschla-
gen und zog stch nach Melazzo zurück.
Unser Verlust beläuft stch auf 7 Todtc
nnd mehrere Verwundete; der des Fein-
dcs ist weit stärker. Eini'gc Pferde wurdcn
erbeutct. — lO Uhr Abends. Der Feind
erneuert dcn Angriff mit größerer Energie
und zahlrcichcrcn Streitkräftcn. Das Ge-
fccht daucrt seit länger als zwe: Stunden,
mit eincm wohlgenährten anhaltenden nnd
lebhaftcn Fcucr. Dcr Feind hat Bombcn
und Kanouen. Jn gnt gewählten Stel-
lungen widerstcht er energisch. Zwei An-
griffc der unserigcn init vem Bajonette
entschicden den Tag. Der Feind zicht stch
auf Melazzo zurück, nach großen Ver-
lusten an Todten und Verwundctcn. Wir
haben wcni'g Todte, aber viele Vcrwun-
dcte. Wir haben einige Gefangene gemacht.
Die Stimmung der Freiwilligcn ist vor-
trefflich. Medici."

D än e m a r k.

Kopenhagen, 20. Inli. Fädrclandet
schreibt: „Nach einem uns heutc znge-
gangcnen Tclegramm aus Flensburg ist
die St. Nikolai - Schützcngild c geschlos-
sen worden. Ein Mitglicd dersclben, Gold-
schnüed Bepreis, hatte öffentlich die Beam-
ten insgesammt Spione und Dennnciauten
genannt. Als diescs dem Königc gemcldct
worden, licß Se. Maj. die Mitgliedcr
wiffcn, daß entwedcr er (der König ist
uänilich Mitglicd der Gildc) austreten
wurbe, odcr Beprcis ausgeschloffcn wer-
den müsse. Gestcrn wurde Generalver-
sammlung gehalten. Die Majorität er-
klärtc sich gcgcn Bepreis, aber die in
solchem Falle vorgcschriebcne Stiinnien-
zahl wurde nicht errcicht. Der Öber-
präsident Nosen nahni sogleich den Namen
des Königs heräb, alle Beamten tratcn
aus und die Gilde ward darauf geschlosscn."

Vermischtc Nachrjchten.

Dkr Vcrcln deutschcr Gcrbcr wird nach dcn von
^er lehn» Gcneralvcrsammlung in DrcSdcn gcfaßtcn
Aeschlüssen scinc vierzchirtc Gcncralvcrsauimlung !n
Hamburg vom 20. btS 22. Slugust abhaltcn.

Wien, 25. Juli. Eine furchtbare
Secnc, die übrigcnö kcin politisches Mo?
tiv zu haben scheint, ercignete stch vor-
gestern zn Pesth. Die „Ostd. Post" er-
zählt dicselbc also:

Zn dcr Erjhcrzog-Alcrandcr-Gassc, htntcr dcm Mu.
scuui, hatic cin jungcr Mensch, angcblich cin Bnchscn-

in sctnc Nähc käm, trat cr ihm plöhlich cntgegcn und
schost ihm mit cincni Pistol in'S Gcsicht. Damit jcdoch
iiicht ^ufricdcn, fcu^crtc ^1^109^11^^ als cr^scin Opfcr

dcr Etgcnthlimcr dcr 'Waffcn stch bald gcfundcn hat.

Pnris. Ein den Handel interessiren-
der Proceß lag vor einigen Tagen den
hiesigen Gerichten zur Entscheidung vor.
Der Bankier Eskelcs zn Wien, der be-
kanntlich am 4. Mai seine Zahlungcn
einstellte, hatte am 27. April l659 die
Summc von 45,000 Fr., zahlbar am
5. Mai, auf I. H. Kann in Paris ge-
zogcn. Als die Wechsel in Paris von
dcm Inhaber, dem Bankicr Erlangcr in
Frankfnrt a. M., präsentirt wurdcn, ver-
weigerte Kann dic Zahlung. Erlanger trat
nun klagend anf. Er behauptete, daß ES-
keles am 27. April 45,000 Fr. aufMar-
seille an Kann gcsandt und dieser deßhalb
am Verfalltagc Commisston gchabt habe.
Kann dagegen machte geltend, daß die
45,000 Fr. in das Cvnto Corrent des
Eskelcs, der ihm Gcld geschuldet habc,
gcstellt worden seicn und er deßhalb kcine
Commisston gehabt habe. Das Handels-
gcricht sprach sich zn Gunstcn Erlanger's
aus, und der Appellhof bcstätigte dieses
Urthcil. Die Verhandlungcn vor dem Ap-
pellhofe, wo der deutsche Advoeat
Höchster Erlanger's Affaire verthcidigte,
gchörcn wohl zn den intcressantesten der
dicsjähpigen Gerichtö-Sesston.

Unsere Straßenbeleuchtung.

Es ist seit vielen Jahrcn gar oft be-
sprochcn worden, warum die Kosten un-
serer Straßenbcleuchtnug blos von den hie-
sigen Hausbcsitzcrn gctragen werden und
wir haben keinc andere Antwort daranf,
als daß es ein altes Herkomiuen sci. Gchen
wir auf dic Entstchung dieser Beleuchtung
zurück, so findeii wir, daß nach Wieder-
erbauung der Stadt nnd sobald ein Ge-
wcinwesen wieder auflebte, Bcdürfnisse er-

wuchsen, dic ni'cht immer auf Gemeinde-
kosten zu befriedigen waren. So ent-
standen die Brunnengemeindcn und ebenso
fing anch unsere Straßenbelenchtung an.
Nachbarslcnte traten zusainmen und stif-
teten eine Latcrne am Anfang odcr in dcr
Mitte ihrer Straße; cinzelnc Gasthöfe
iinterhl'elten cinc Latcrne, auch waren einige
Verwaltungsgebäude damit versehen. In-
soweit konnte man die Äusgaben als eine
Sociallast betrachten; bald aber änderte
stch dic Sache. Mit den Kriegsjahren er-
schienen häufig nächtliche Trnppendurch-
märsche und der Befehl an die Hausbe-
sttzer: „Lichter heraus!" Unter diesen
Umständen wurde eine stäudige Beleuch-
tung znr Notwendigkeit, abcr leider würde
stc zu Lästcn der Hauübesitzcr golaffen,
ohne daß diese weiter darum befragt wor-
den warcn. Den fcrnern Verlauf unserer
Straßeiibelcuchtnng übergehen wir — ge-
nug, daß bei allen Aenderungen die Kosten
den Hausbesttzern bliebcn.

Man sollte denken, daß bei Feststellung
dcr Geinel'ndeverhältniffc und nach dcm
dic Gciiieindeordnnng ausdrücklich bestimmt,
daß die Unterhaltung von vffentlichen
Brunncn, die Straßenbelcuchtung rc. einc
Gcmcindelast sei, längst eine Aenderung
in dcr Kostenumlagc eingeführt worden
wäre; doch ist es nicht gcschehcn. WLr
habcn das Vertraucn, daß unscrer um-
sichtigen, verständigen Gemeindeverwaltung
der Uebelstand nicht entgangen ist, nnd ste
wird init uns einverstanden sein, daß
unsere ruhige Zeit geeignet ist, denselben
zu entfcrncn und durch Ucdcrnahme dcr
Straßenbeleuchtung als Gemeindelast eine
gleichmäßige Vertheilung der Kosten zu
bewirken.

Die Arbeiten zur Aufstellung des Vor-
anschlags für 1861 haben zu beginnen und
kann demnach cinc Acnderung noch ei'n-
treten. Der grvße Ansschuß versammelt
stch nüchsten Montag, und bei Gelegenheit
der Prüfung unserer Straßenbeleiichtungs-
rcchniing von 1859 kann beregter Gegen-
stand vorläufig erörtert werden.

Local - Correspondenz.

4 Heidcli'elg. DaS Gr. AmlSgcrichr sahntkl auf
cincn srcmdcn Mann im Allcr von clwa 26—30 Jahrcn,
von unterschtcrStatnr, mit röthliche» gcrolltcn Hakrcn,
wclchcr sich „Schcnrcr" nannlc, cincn graucn Rock
nnd graucn rnndcn Filzhut trng, und am Sainstag,
dcn 21. d. M-, dci üackircr Wcdckind Wittwr
dahicr cin ciiispänni'gcS grnncS^ ChaiSchcn init cincm

gckchrl und licgl Vcrdacht vor, däß cr solchcS ^untcr»
schlagcn habc. Äcincikt wird nachlräglich, dasi dcr
Frcmdc init dcm Fnhrivcrkc tn Schwcßingcn gcschcn
wurdc und in dcc Richtung gc^cn Spcicr gcfahrcn scl.

-j- Balzfeld. An dcr hicsigcn Kiichc und dcn
Pfarrcigcbäudcn wcrdcii folgcndc Arbcitcn vcrstcigcrt:
snr Maurcr, Ucbcrschlag , 278 fl. 28 kr., Ti'mchcr
181 fl. 17 kr., Zimmcrmann 67 fl. 3-1 kr.. Glascr
57 fl. 9 kr., Schrcincr 40 fl. 30 kr., Schloffcr 23 fl.
12 kr., Schicfcrdcckcr 25 fl-, znsainmcn 698 fl. 10 ü.
Vcrstcigcrung Montag, dcn 30. Zȟ d. 2.. Nach-
mittags 2 Uhr, tm SchulhauS dasclbst.
 
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