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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0119
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§ii scine Spitze berufcn hat, und die Nach-
richten aus Sprien mich empörten. Mein
erster Gedanke ,var nichts weniger, als
Aiich mit Enqland darül'er zu verständi-
gen. Welch' anderes Interesse als das
der Menschlichkeit durfte mich veranlassen,
Lruppen in diese Gegend zu schicken?
-Sollte vielleicht der Besttz diescs LandeS
ineine.Kräfte verinchrcn? Kann ich »ii'r
denn verhehlen, daß Sllgerien trotz'seiner
Vortheile für die Znkunft ciue Ursachc
dcr Schwächung Frankreichs ist, das seit
ZO Iahren sein rei'nstes Blut und Geld
für dasselbe hergibt? Jch habe 1852 in
Bordeaur gesagt, und ineiiie Meinung ist
noch heute dieselbe, daß ich große Erobc-
rungen zu uiachen habe, aber in Frank-
reich. Seine innere Bildung, seine niora-
lische Entwickelung, die Zuiiahine seiner
Hilfsqnellcn haben noä, uligtheure Fort-
schritte zu niachen. Da ist noch ein hin-
reichend weites Gebiet ossen für ineiiicn
Ehrgeiz; cs genügt zu sciner Bcfriedigung.
Es ivar schwicrig für mich, inich mi't Eng-
land wegen Mittelitaliciis zu verständigcn,
da ich durch deu Fricden von Villafranca
Vcrpfll'chtuiigen hatte. Jn Bezug aufSüd-
i'tali'cn bin ich von jedcr Vcrbiiidlichkcit
frei, und ich verlange nicht wcniger, als
mich ini't England über diesen Punkt zu
verständigen, wic übcr die andern; abcr
uiöchten doch uin des Hiininels Wi'llen die
hervorragenden Männcr, dic au der Spitze
der engli'scheu Negierung stehen, die klein-
lichen Eifcrsüchteleien und das nngerecht-
fertigte Mißtrancn bci Seite lassen. Ver-
stänvigeu wir uns doch lopal, wie ehrbare
Leute, wie wir, thun sollcn, und nicht wie
Diebc, die stch gegcnscitig anführen wollen.
Hier knrz ineiii? Gedanken: ich wünsche
die Pacistcirung Jtaliens, einerlei wie,
aber ohne frenide Eininischnng, und daß
nieiiie Lruppen Noni verlassen könnten,
ohne Gcfährdung der Sicherhcit dcs Pap-
stes. Jch würdc sehr wünschen, der Noth-
wcndigkeit übcrhoben zn sein, bie Erpe-
dition nach Sprien nnd anf jeden Fall stc
allein niitcriiehmen zu inüsscn, und zwar
Erstens, weil ste viel Geld kosten wird,
und danii weil ich fürchte, baß dicse Ein-
inischung dic orientcilischc Frage herbei-
führcn wird. Auf der andern Seitc sehe
ich keine Möglichkeit, der öffentlichen Mci-
nung ineines Landes zu widcrstehcn, die
ni'c begreifcn würdc, wie maii nicht bloß
Christcnniord, sondern auch das Nieder-
brennen unserer Consnlatc, das Zerreißen
unsercr Fahnen, dic Plünderung der unter
unsereinSchntze stehendcn Klöstcr ungcstraft
lasscn könne. Ich habe Ihncii allc nieinc
Gcdanken gesagtj ohnc sie zn beiiläiltclii,
ohne ctwas auszulassen. Machcn Sie von
nieiiiein Briefe den Gebranch, der Jhnen
angeincssen erscheint, und glauben Sie an
oieinc aufrichtige Freundschaft. Napoleon."

f^reibur^, 1. Aug. Das erzbischöfliche
Ordinariat 'hat die Schulconiinissäre an

ven großh. Lpzeen.beauftragt, dafür Sorge
zu tragen, daß Venjcnigen inländischen Lp-
zcalschülern, wclche bis koniineiideii Hcrbst
dein Studiuni dcr Theologie stch zn wid-
intii entschlosseii stnd und in dicscin Falle
iin OoIl6§iuin tlivnIOAioum dahier cinzu-
tretcn habcn, rechtzcitig bekannt geinacht
werde, daß dicselben ihr Bittgcsnch nm
Anfnahine in das OoIIoAium lbooIo§ioum
längstens bis 20. Scpt. an die crzbischöfliche
Ailfstchtscoininisstoil über das OoIIogium
tIiooIo§ioum einzusenden haben. — Das
Corpö „Tcutonia" hat seine scithcrigcn
Farben gegen die Farben Schwarz, Noth
und Gold vertauscht.

Hechingen, 1. Ang. Gestcru fand
eine bedenteiive Schlägerei zwischen Ein-
wohnern' ans dein naheli'egcnden Orte
Wessingen und Angehörigcn der Gar-
iiison von der Bnrg Hohcnzollern statt.
Es wnrden dabei drei Bürgerssöhne schwer
vcrwundet, so daß nian für das Anfkoin-
men des Eincn in Sorge ist. Die Mi-
litärs inachten von ihren Waffen Gebrauch.

Frankfurt, 1. Aug. Die Versainin-
lung dentscher Architekten und Ingenieure,
zu welcher bercits sehr zahlrciche Bethei-
ligungs-Anineldnngen eingelanfen stnd, fin-
det diesinal voin 19. bis 21. Septcmber
in unserer Stadt, im Saalc des Hollän-
dischcn Hofcs statt.

Derlin, 1. Aug. Der durch seine
Arbeiten ini Gebiete der Geisteskrankhei-
ten bekannte Professor der ssicstgcn Hoch-
schnlc und dirigirenve Arzt der Irrcn-
station in der Charite, geh. Medicinal-
rath Ideler, ist nach längerein Leidcn ain
29. v. M. gcstorben.

Derlin, 2. Ang. Der Ministcr von
Schleinitz hat einc Circnlarnote über die
Töplitzer Zusanunenknnft erlassen, worin
das Ncsnltat ein bcfriedigendes gtnaniit
wird, von einer Stipulation jcdoch dnrch-
aus keine Nede ist. Es wird angedeutet,
daß di'e günsti'gen Ncsultate der Badener
Zusamiiieiikunfl stch in Töplitz vervollstän-
digt haben. Die Integritäc des deutschcn
Bundesgebictes wird gewahrt werden nnd
einc Verständigung in den eurvpüischen
Fragen sci auf dem besten Wege.

Italien

Derona, 25. Jnli. Noch im Laufe
dieser Woche viellcicht wird dcr vollstän-
digc Umzug des Landcs-Gcncral-Coiiiman-
do's von hier nach Udine statlfinden. Die
Archivc und ein großer Theil der Kanzleicn
sind bereits dahin abgczogen und in den
nächsten Tagen wird das Hauptquartier
mit dem Neste nachfolgen. F.M.L. Baron
Lcderer wirv daher nach Udine abgchen,
währcnd Graf Degenfeld als Coinmaiidqnt
der 2. Aruiee auch fernerhi» seineii >L)itz
in Verona haben wird. Die dnrch die
Uinstedlung deS Lanves-Geiieral-Comiiian-

do's frei wcrdenden Lokalien werden zu
Spitälcrn, und zwar, wie es heißt, auch
zu einem Ofstziers - Spitale eingerichtet
werden.

Mailand, 29. Iuli. Die Nach-
richten über das Gefecht bei Mclazzo
crwccktcn verschiedcnc Gefühle unter den
hiesigen Bewohnerii. Man dachte nicht
an die Müglichkeit eines so hartnäckigen
Kampfes niid hoffte, daß die Königlichcn
stch nicht so crnstlich mit solcher Kampf-,
lust den Garibaldiiii cntgegensetzen wür-
den; man hat sich hicrin bitter getäuscht
nnd steht mit Betrübniß ein, däß die
Arbeit noch weit größer und schwerer
ist, als nian bisher träuinte. Nach den
Nachrichten von Alerander Dumas kämpf-
ten 2500 Garibaldini gcgen 7000 Nea-
politaner; nach andern Nachrichten war
die Stärke der Königlichen 6000 Mann,
während die Freiwittigen nur ans 100l)
Mann' der Brigade Medici, einem Ba-
taillon dcr Brigade Cosenz und dem Ba-
taillon Dün bestanden. Die später An-
kommeiideil konnten nicht mehr am Kampfe
Theil nehincn. Nach den bisherigen Nach-
richtcn, dic hoffentlich stch nicht ganz be-
wahrheiten werdeii, beträgt die Todten-
zahl her Königlichen 1223 Mann, die
der Freiwilligen 740.

Die Pariser „Opiliion natioliale" hat
Berichte aus Messina vom 29. Juli.
Clarp hatte die Capitulation am 25. un-
terzeichiict. Die Colonne Medici hielt am
26. ihren Einzng in die Stadt. Am 27.
erfolgte der Einzug Garibaldi's an der
Spitze dcr Brigaden Cosenz, Birio, Ma-
leiichini. Der Dictator wurde von der Be-
völkernng, die in Masse znrückgekehrt war,
mit Enthnstasmiis empfangen. Alle Fenster
dcr Stadt warcn mit Fahnen in dcn itä-
lienischen Farben geschmückt. Das Volk
und dic Garibaldi'schen Truppen fraterni-
strten. Clarp ist in der Citadclle, wo cr
nnr noch 2000 Maiin hat. Die übrigeu
Theile seiner Truppcn waren nach Reggio
und Neapel eingeschifft worden.

Herinischte Nnchrichten.

Müuchcn- Z» Münchc,, ist wicdcr ein schrcck«
lichcr Fall von GcwcrbLübcrgriff vorgckommcn! Jn
dcr lchicn Sipmg dcS Münchcncr MagistratcS wurde
cinc Acschwcrdc dcr Stadtgärlncr gcgcn KäSkänflcr
Donhanscr wcgcn Vcrkauf vo» Rcttigcn in so fcrn
bcaründct crachtct, als jcncr KäSkäuflcr dicse in cincm
Gartcn sclbst gczogcncn Nctlige wohl auf dcm Lic-
tnalicninarkt. nicht abcr in scincm KäSladcn vcrkau-
fcn darf!

Nliiversitäts - GotteSdienst.

Sonntag, den 5. August, VormittagS
halb 11 llhr, wird in der St. Peterskirche
zum Letztenmal in diesem Semester Uni-
versitätSgottesdicnst gehalten werocn.
 
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