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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0145

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Hndeltrerger Tagdtult.

18«.

liH. PrciS mii UnicrbolnmgSbla» »ierlU«
jöhilick 36 kr.

Dieirstag, Attgnst

JnscriionSgebiihrcn sür dic 3spalligc Pe«
lincilc oder dcren Naimi werdcn mi! 2Ir. >
bcrcchncl.

Telegramme.

Dein Ncuter'schen Buresiu wird cnis Wien
vom 10. tclegrliphi'rt: „Di'e östcrreichi'sche
Regicriiiig wollte, sv wic cuif dcr Pariser
Confereuz dcis Princip dcr Jiittrvcntion
in Spricn festgestcllt war, cin Vcitaillon
Tproler Jäger mit dcm „Kaisrr" ncich
Aleppo schickcn. Nachdem jcdoch die Pforte
vcin östcrr. Cabinetc officicll die Versichc-
rung gcgeben hatte, dafi Fnad Pascha
sich, den neuesteii Berichtrn nach, vcr-
biirgt habe, Spricn ohne Bcistand frcin-
der"Truppen zn bernhigen, wurde obiger
Plan aufgegkbcn."

Neapel, 7. Angust. Frenide Trnppen
koninicn an. Bald find 10,000 Gari>-
baldianer ansgeschifft, wclchc die
Revolittion i'n Calabricn orgaiu'sircn.
Die Gesandtcn schiffcn ihrc Faniilirn cjn.

Turin, 10. Augnst. Dricfc ans
Ncapel vom 7. thcilcn nu't, daß in dicser
Stadt fortwährcnd Trnppcn cüitrcgcn;
ihre Zahl wird fich bald anf 10,000 be-
lanfcn. Mchrcre Frer'willigc Garibaldi's
find in Calabricn gclandct; fic organi-
siren die Nevoliuivn in den Gcbirgrn
dieses Landcs.

Neapel, 7. Angnst. Garibaldi
war hier, u ni mit den Notabili -
täten zu verhandeln, nnd ist am
Sonntag abgereist. — Man erwartct hicr
die Zusaiiunenberiifung drs Parlanicnts.
Bei den Wahlen erhieltcn 19 Candidatcn
den Vorzng, die für die Aiinerion find.
— Aquila und zahlreiche Marine-Offi-
zierc weigcrn fich, Garibaldi zn be-
käinpfcn.

kcnnen. Das kaiui auf die Dauer gar
nicht ansbleil'tii, aber je ehcr sie es chnn,
uni so bcsscr. Kein rcvolntionärcr Drang
zwingt sie, sie werdcn nicht niit nngestiinicn
Foidrrniigcn bchelligt; das Naiional-
gcfnhl ist stark nnd will rin star-
ke 6 DcnrschIand, e 6 verIangt auch
cin dentsches Banner. Wir haltcn
cs fnr eincn Fchler, daß inan die schwarz-
rolh-goldcne Fahne nnd Flagge bescituztc.
Es war ein Iridiger Jrithuni, diesclbe fnr
ein Siniibild dcr Nevolution, der Auf-
lehnung, dcr rolhcn Dcinokratie nnd dcr-
glcichen mehr zn haltcn. Wer dcn Um-
siurz wollte, hatte ja znin Spnibol dic
blntrolhe Fahne; um das Schwarz-Nvlh-
Gold schaarte sich Allcs, was nach zcit-
gcmäßer Eiilwickclnng i» dcn dcutschen
Verhältiiiffcn strcbte. Die drci Farben
sind anch viclen bcsonnciicn Männcrii der
sog. conscrvativcn Nichtiing thcuer und
werlh; nuui wird fic nicht wicdcr los,
und sic wcrden fich ihrc Geltung.sv gewiß
crringcn, fie wcrdcn als Fahuc nnd Flagge
Dcutschlands anelkaiuit wcrdcn, so gcwiß
an jcdcm Morgcn dic Sonne anfgcht —
sie sind cin Spmbol der Zusam-
m engch ö r ig kc i r des großcn Va-
terlandes. Dic cüizeliicn Cantoiie dcr
Schweiz, die doch stcts vicl anf ihre Bc-
svnderhcit hicltcn, haben doch die cüie
eidgenössische Fahne nu't dcm Krenz;
die vcreiiu'gtcii Provinzcn dcr Niederlande
hattcn'ciiic gcnicüisamc Fahnc; dic Anu"
rikaner sind' stolz anf ihr sternbcsäetcs
Banncr, das, als Siniibild dcs Bnndcs,
über dcn Wappcn und Fahncn dcr cin-
zclncn Staatcn flattert: Dicse find wcic
entfernt davon, sich dadnrch, daß jencs
Baiincr in der ganzcn Wclt gcachtet wird,
znrückgcsctzt oder „criu'cdrigt" zu fühlen.
Wie schmcrzll'ch empfindcn die Dcntschen
im Auölanb nnd in frcindcn Erdthcilcn
dcn Maugel cines dcntschen Spmbols, das
ein Zeichcn wäre von der Macht und Größc
nnsercs 'Gesanuiitvatcrlandes!. Die ein-

Schwarz-Noth-Gold als deutsches
Feldzeichen.

Von der preusi. Grenze, 2. Aug.

Die dentschc Nation, von der Nordsee nnd
den baltischcn Gcstaden bis tief in die
Alpenthäler hincüi, vcrmißt noch inuncr
schmerzlich ein änßeres, sicht- und grcif-
öares Zcichen ihrer Zusainnicngehörigkcit i zclncn Landesfahncn, an welche fich so
nnd Größc: cine deutschc Fahnc 'und!viele Crinnerungen knüpfen, wird Jcdcr
'F l aggc. Es ist einmal nicht audcrs und! hoch nnd werth haltcn; so ist es auch üi
hat 'anch seine-vollc Bercchtl'gung, daß dcr Schwciz nnd Amerika. Abcr wie vicl
Völker ihr Ehrcnspmbol haben wollen, weiß dic Wclt von ihncn? Wir Dcntschc
welches von allcn Släninien, Ständcu nud ^ wvllen doch auch'cndlich in dcr Wcll gcl-
Destandthcilcn einer Nation glcich hoch! tcn, was wir wirklich werih find, nnd
gchaltcn wird nnd cin gemeiiisamcs Pal-^ zcigcn, daß wir, die Gcsaminlhcit, als das
ladüim bildct. Endlich wcrdcn änch die!größtc uud mächtigstc Volk Europa's da-
deutschcn Negierungen ein solches aner-! stehcn. Cs kann Nicmand cntgchcn, daß

für Dcutschland cüi Krieg in Ausficht
stcht, wenii der Bann dcs NapoleoniSinns,
der für ganz Europa so vcrhängnißvoll
gcworden ist und den Er.dtheil nicht zur
Nuhe konuiicn läßt, eüunal gebrochcn wcr-
den soll. Will man dcr dreifarbigen Fahnr,
um wclche sich alle Franzoscn schaaren,
dreißi'g n»d einige Fahnen entgegenstellen,
.drcißi'g Armceihcile, odrr wird man ein
dciuschcs Vnndcsheer, als Wchrkraft des
gesammtcn Valcrlandcs nnd als unzcr-
trciuiliche Eiiiheit, ins Fcld fnhreii? Ohne
Zwcifcl das hctzlcre, nicht etwa cine bunt-
schcckige Ncichsarmce wie vor scchszig
Jahrcn. Darüber ist man eüiverstandcii.
Nun, so grbc man dicscm deutschen Bnn-
desheer, dcsscn cinzclne Bcstandthcllcgleicb-
berechtigt und mit dcnisclbcn Ansprnch anf
glcichc Ehrc dastehen, anch cinc gcniein-
samc Bnndcsfahne! Die Fahncn dcr eiu-
zelncn Lündcr werden dnrch fie nicht etwa
gedcmnthigt und beeütträchtigt, denn sie
ist die Oriflamme für allc zuglcich.
Gcgcunbcr dcr scharf anSgesprvchcncii'Ge-
finiiung der Nativn in allcn ihrcn 'Ltän-
dcn wchi't jcde Ncgi'ernng gcrn dcn Ver-
dacht unb Vorwnrf vou fich ab, als sei
sie particnlaristisch. Eincn Bcweis anf-
richtigcn Bcstrebcns ' sür dic Jntercssen
Gcsaiiuiildentschlands kann man anch da-
nu't gebcu, da,ß man endlich von Bundcs-
wegen die schwarz-roth-goldene Fähnc als
Biuidcsfahne ancrkciuit nnd jcdcm Ba-
taillon dcr Bniidesarmce eine solche vcr-
Iciht. Das wärc nicht einc „Ancrkcniiuiig
drr Nevolntion", soiidcrn cine conscrvative
und volfsihnmliche Maßrcgel, wclche der
gesanui'.tcil Nalion cinc graße Bcfriediguiig
gewährcn wiirdc. Kcine Zeit kaiui gün-
stigcr sein, als die gegcnwärtige, nud die
Ncgicrungcn thäten wohl, die Jnitiative
nicht erst den vcrschicdciien Kaminerii zn
nbcrlasscn. Sie wcrdcn eine Fahne, ein
Spmbol fnrGesaiiimtdentfchland vcrlangen,
und wir wcrdcn cS ohne Zweifcl auch
crhaltcn. Man gebe ihm die gcbnhrende
Chre ohne langcn Verzug, denn wozn
wiirde Z.ögern frnchtcn ? Wenii wir nu't
dcm nioskowitischcn Adler znsainiiieiitreffcii,
weiui die französische Tricolore, nns ciit-
gcgcnweht, daiui ninß unser dentsches Hccr,
gckräsiigt nnd angefcnert dnrch cdlcn vatcr-
ländischeii Wetkeifcr des Eüizclncii z»m
Niihiii dcs Ganzeii, dcm Fcindc dic schwarz-
roth-goldcne Fahiic cntgcgciuragcii. Iliitev
diesktti Zeichen wird es wahrhastig siegen.
 
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