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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0182
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ivähnt werdcn, daß ei'iic Anzeihl in öster-
rei'chl'schen Mi'll'tärdl'ensten stehcndcr ungn-
ri'scher Cavali'ere (sicben dcrselbcn, dcn
erstcn Faim'li'en angchörend, wurdcii nn6
namhaft gemacht) i'hren Abschicd genomincn
haben nnd sich Pässe nach Italicn anö-
stcllen ll'cßcn, uin sich i'n daö Lager Ga-
ri'baldl'S zn begcben.

Ans Oesterreich, 20. Augnst. Dcr
katholi'sche Volksbotc r'n Mnnchcn, desscn
Vorli'ebe fnr Oesterrcrch keincin Zwei'fck
nnterwvrfen ist, bringt anf den Grnnd
vvn Ml'tthel'llingen ti'efblickciidcr, mit dcn
Verhältnisscn vollkommen vertrautcrMän-
ncr, deren trene Aiihänglichkeit ans Kaiscr-
hasts und ,'niiigster Patriotisnius glcich
bewährt sind, folgende Schildernng der
innercn Znstände Oestcrreichs: „Dic in-
nere Lage OesterreichS ist wcit trnbcr und
ernster, als der Volksbote bis dahin glan-
ben mochte, und dicß nni so mehr, wcil
diejenigcn, welche das Stener fsthren
sollen, rathlos nnd ohnc allcn Eonipaß
an denisclben stchen, währcnd das Staats-
schiff, dcm Windc und deii Wellen nbcr-
sasscn, den bereits deutlichst zn erkennen-
dcn Klippen und Brandnngen zntreibt.
Nichtö zn sageii von der vorhergehcnden
Zeit — kostbare drcizehn Monate sind scit
dem Erlaß des kaiserlichen Manifestes
voni 15. Juli 1859 verloren wordcn, nnd
ttian steht heute noch vor dcr zn lösendcn
großen Aufgabe, nnr daß die Schwierig-
keiten dcr Lösnng von Monat zn Monat
in inimer riesenhaftercr Wcise angcwachsen
sind. Man kann sich m'cht darnbcr tän-
schen, daß das, was noch vor sechs Mo-
naten mit allscitiger Ancrkennnng nnd
Dank alifgenommcn worden wärc, jeht
fäst nach keiner Scite mchr befriedigen
wnrde, da man überall auf gefchwundenes
Vertrauen stößt.

Jlnrsbruck, 17l Aug. Briefe, die
wir neucstcns von der Grenzc crhalten,
meldeii) daß eine nicht unbcdentendc Trnp-
penzahl ins VeIt! in und gegen B o r m i o
vorgeschoben werde. Am 8.' d. sind hohc
piemontesische Militärs (in einem Brief
heißt eö zwci sardl'nische Prinzen) anf die
Höhe des Stilfser Jochs gekommeii, nm
dort zu recognosciren. Sie hatlen sechs
Wagen' bei sich. Unsererseits wird gegrn
die Piemontcseleien vorläusig nur mr't Be-
schleuiiignng der Befestignngswerke an den
Gdenzeir vorgekthrt. Zn Gomagoi sind
700 bis 800 Ätbciter; dentschc nnd welsche,
angestellt. Seit einiger Zeit wird sogar
auch an- Sdnn- nnd' Festtagcn gearbcitct,
nm ehemöglichst'die'Bauten zu vottenden.
Am 11. d. M. wnrde in Prad von den
Gtndarmcn ciwPicmontese und angeblichcr
Spr'on abgefangcn, als er cben den Be-
festigmigswerken zugchen wollte.

F r a n k r e

Paris, 20. August. Dic Abrrise des
Kaisers ist-aus dcn- 23. l. M. festgesctzt

nnd soll dic Abwesenhcit einen Monat
dauern; die Ner'sc, wclche in erster Ncihe
dem französischen Süden und den nencr-
worbeneu savopischcii DeparteMents gilt,
wird sich bis anf Corfica nnd Algick er-
strecken. Der Kaiscr wird jedoch nnr die
Hanptstadt des afrikanischen Frankrcich
bcsnchcn nnd anf einen Bcsnch des Jnncrn
dicser Colonie verzichtcn. v. Chaffeloup-
Laubat, Mim'ster für Algerien und die
Colonien, gcht nächsten Sonntag nach Al-
gier ab, nm dort den Empfang dcs Kai-
sers vorznberciten. Mit Nengierde er-
wartet man dic Bestiinmniigen, welche der
Kaiser während dicser längercn Abwescn-
heit becreffs der obercn Lcitnng der Ge-
schäfte treffen wird. Wenn eine Regent-
schaft nöthig ist, so könnte sie, da dic
Kaiserin ihrcn Gemahl begleitet, füglich
nur dem Prinzen Näpoleon anvcrtrant
wcrden; dic Diplomatie, welche im kaiserl.
Vetter den Nevolutionsgeist der Tuilerien
sicht, würde cine solche Negentschaft nicht
ohne eincn gcwissen Schreck hiiinehmen.

Puris, 22. Ang. Während der Ab-
wesenheit ihrer Majcstäten, welche am
23. zn eineni Besuch Savopen's und
Nizza's abreisen, wird Maa-schall Vaillant
die Obhut des kais. Prinzen haben und
l'm Ministerrath sitzen. Monitenr. — Aus
Gcnua. Nach einem Gerüchte hat Gari-
baldi mi't 6000 Mann bci Kap dcll' Armi
i'n Calabrien gelandet. — Marseille.
Neapel den 18. Fünfzehnhunbcrt Piemoii-
tcsen habcn gclandct. Die Wahlen sind
auf den 26. Angnst vcrtagt. Furcht vor
einein Bürgerkricg. — Toulon. Der
Fondre gehr nach Tunis und holt dcn
Bcp nach Algier zum Besuch der Maje-
stäten.

E n g l n d

Londvtt, 1'3i Aug. Jn Jrland sind
den iienesten Berichten zufolge abermals
36 freiwillige Streitcr haibverhnngert
und i'n Lumpen eingctroffeii. Die Zahl
der Nückkeh'renden mehrt sich mit jebem
Tage, so daß Vie päpstlich-irische Legion,
die so himmelsstürmeiid übcr's Wasscr ge-
zvgen war, bald nur mehr dem Nainen
nach bestehen würde. Am erbittertsten sind
Die, wclche dcn bessercn Klassen angehören..
Mau hatte ihnen Offiziersstellen verspro-
chen und sie dann als gemeine Soldaten
einkleiden wollen. Vielen von deu Aermcrcn
blei'bt' jetzt nichts Anderes übrig, als sich
in das englische Hecr el'iireihcn zu lasien,
uiid die irischen Werbe-Sergeanten uiachen
glänzcnde Geschafte.

London, 15. Aug. Das Neuter'sche
Bureau läßt sich telegraphisch melden: Bei
ihrcr Züsämmenkunft in Töplitz. hatte der
Kaiser und der Prinz-Negent eine von dem
Fhtn. v. Schleiiiitz und dcm Grafen von
Nechberg aufgesrtzke Attsarbeitung vor sich,
welche atte Fragen behandelte, in Betreff
dcren cinc Ve'rständigung 'wünschenswcrth

sei, stets mit Angabc dcr Motivc. Der
Kaiser und der Prinz-Regent miteinander
prüfteii die einzelnen Fragen nach dcr Reihe.
Obglcich kcin Protocoll in Töplitz unter-
zeichnet worden ist, so ist doch nichtsdcsto-
weiiigcr ein Einvcrstäiidniß gewonnen
worden.

Italien

Nom, 11. Aug. Man bctrachtet vic
Lage der Dingc in Ncapcl und No>n
als sehr ernst. Man vcrhchlt sich, namcnt. .
lich nach Vcc Kuiidmachnng Bcrtäiii's an
die Frcischärlcr, nicht, daß sobald Gari-
baldi im't Ncapel fcrtig geworden ist, und
Nienmnd zweifelt daran, er sofort den
Kirchcnstaat angreifen werve. Rom selbst
hält man für geschützt durch die franzö-
sische Besatznng. 7- Die Aushebnilg in der
Roniagna stvßt auf Hindcrnisse bei den
Bauern; ihrer 140 sind in Ankona an-
gekommcn. — Gene-ral Lamoriciere hat d'is
Telegraphenbeamteii von Spolctto entlas-
scn, da sic dic Botschaften verriethen; an-
ihre Stcllc haf er eincn in der Phpstf
bcwanderten Jesniten eingesetzt. Jm Falle
der Entlaffnng der „Bapern" in Neapel
dcnkt man darän, sie hier zn eägagiren.
— Zwci chcmalige neapolitanische Mini-
stcr Murena und Mozza sind hier ein-
gelroffcn.

Tuvin, 14. Aug. Dic Opinr'one vom
Heutigcn sagt: „Wir wissen, daß die Re-
giernng lebhaft mit der M 0bilmachung
der Na tion algarde nicht blos in den
altcn Provinzen, sondern auch in der Lom-
bardei und in der Acmilia beschäftigt ist.
Wir halten die Formation eines freiwil^
ligen Corps nach dcm Gesetzc vom 27.
F.cbrnar 1859 für gesichcrt. Diese Vcr-
fügungcn werden die Bevölkerung beruHi-
gen, nnd darthun, daß die Regierung den
Beistand aller dem Vaterlande nützlichm
Elemente nicht ablehnt,. gleichzcitig aber
auch entschloffcn ist, der Bewegung auf
der Halbinsel den streng nationaleii Cha-
rakter zu erhalten."

Die „Gaz. di Torino" glaubt ver-
sichern zu köiinen, daß. die>Missioii, wclche
die sizilr'anische Negierung dcm Dr. Ber-
tani' anvcrtraute, vollständig gelang. Er
wurdc vom Köin'g und von deii-Ml'in'-
stern huldvoll aufgenommtli. — Dc,u
„Korresp. merc." schreibt niau aus Tunn,
daß inan einer desinitiven Abreise der
licapolitaiiischeii Gesandten und eiiicm
baldigcn Abbruche der-diplomatischeii Bc-
zr'ehungen entgegeiisehe^

Turin, 17. Aug. Jn dcm AiigenMc,
wo ich Jhnen schreibe, hat Garibaldl
wohl-schon auf dein-Festlande gelaiidet.^

Der Dictatvr soll v'orgcstcrn in See ge-

stochen sein. Garantiren kami >chf
grstcrn von Cagliari 5-Dampfer iinb heu
6 init Fverwl'Nigcn abgegangeii siüdi
neapolitaiiische-Gesandtschaft wivd ffiidc?
daß das Nuiidschreiben15ariiil''s ergeittyi»»«
 
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